Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
in enthusiastischem Vertretertonfall fort: „... pero por supuesto es posible. Todo es posible para nuestros clientes.“ Er machte eine ausschweifende Geste mit den Armen, um zu demonstrieren, was seinen Kunden alles möglich war.
„Gracias“, hauchte sie. „Y espero que no le cause demasiados inconvenientes que vengo aquí por la noche. Es muss eine ungewöhnliche Arbeitszeit für Sie sein, mitten in der Nacht.“
Er winkte ab. „Por supuesto no. Puedo trabajar en cualquier momento. Hahaha!“
Sie sprach leise, wie zu jemandem, dem man ein sehr persönliches Geheimnis anvertraut: „Está debido a mi alergia.“ Erklärend fügte sie hinzu: „Tengo una alergia muy fuerte ... una alergia contra el sol! “
„Entiendo.“
Sie reichte ihm zum Abschied die Hand. „Sabía que usted entendería. Ich wusste, Sie würden es verstehen.“
Als sie allein waren, wandte sie sich an Palazuelo.
„Nun, Julio, da wir unsere Verhältnisse nach diesen turbulenten Zeiten wieder in der Lage waren zu ordnen, sage mir: Was wirst du jetzt tun?“
Er verbeugte sich abermals vor ihr, tiefer diesmal als bei ihrer Begrüßung. „Ich bitte Euch, mich aus Euren Diensten zu entlassen, Doña Elisa.“
„Das ist ein großes Anliegen. Zu welchem Zweck?“
„Ich werde sie finden und töten, um die Schmach zu tilgen, die mir zugefügt wurde. Wo immer sie hingehen, wo immer sie sich verstecken mögen, ich werde sie finden.“ Mit unverhohlenem Hass in der Stimme fügte er hinzu: „Niemals hätte ich sie vorbeigelassen, wenn ich gewusst hätte, dass Xaphan sie nicht töten durfte! Das Kind hat einen Narren aus Julio Palazuelo gemacht. ¡Ella debe morir! “
„Du weißt, dass du dir mit diesem Vorhaben Doña Elisa de la Estancia zur ewigen und tödlichen Feindin machen wirst? Ich brauche dieses Kind. Wir sind aneinander gebunden.“
„Das muss ich in Kauf nehmen, Doña. Und möglicherweise stünde ich auch nicht allein gegen diese Feindin. Es gibt ... Unzufriedene, die sich einem Aufbegehren gegen Eure Hegemonie in Europa durchaus anschließen könnten.“
„Das würde einen großen und grausamen Krieg bedeuten, der die Sterblichen ebenso dezimieren könnte wie unsere eigene Art. Ist es das, was du willst?“
„Ich muss meine Schande rächen. Mir bleibt keine Wahl.“
Sie wandte sich mit traurigen Augen von ihm ab. „Nein, Julio, dir bleibt keine Wahl. Du brauchst deinen Krieg, deinen Sieg so wie ich dieses Kind. Ohne ihn bist du nichts! Eine ungesühnte Schmach wäre dein Ende. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich ebenso handeln. Und deswegen“, schloss sie mit einem Seufzen, „gebe ich dich frei. Geh hinaus und kämpfe gegen das sterbliche Mädchen und damit gegen mich, wenn du glaubst, bestehen zu können. Aber sei gewarnt! Unterschätze mich nicht, nur weil ich die unfeineren Aufgaben seit Jahrhunderten an dich delegierte. Ich bin immer noch Doña Elisa. Ich bin die Königin der Nacht, und wer sich mir in den Weg stellt, wird die Konsequenzen zu tragen haben!“
„Ich bin bereit.“
Wortlos und mit starrer Miene sahen sich die beiden jahrhundertealten Wesen ins Gesicht, bevor Julio Palazuelo sich abrupt umdrehte und in der undurchdringlichen Nacht verschwand.
E N D E
Ritterbuschs Reden
Was wäre Hauptkommissar Ritterbusch ohne seine Zitate bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit? An dieser Stelle sollen deren Urheber kurz vorgestellt werden. Schließlich sind wir alle Zwerge auf den Schultern von Riesen, wie Bernhard von Chartres sagt. Es gehört sich also, jene Riesen ein klein wenig zu würdigen – und falls es einmal nicht Ritterbusch ist, der das Zitat anbringt, soll es dennoch hier genannt werden:
„Mut gebiert Optimismus.“
Winfried M. Bauer (*1928) versteht sich auf Durchhalteparolen: Er schreibt Bücher für und über Manager, in denen solche Dinge stehen wie der Tipp, den Erfolg nicht zu suchen, sondern ihn zu verkörpern. Aber das hätte sich für Lea in jenem Moment in Prag vielleicht eine Terz zu briefkastenonkelig angehört …
„Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind süß.“
Marcus Porcius Cato der Ältere (234-149 v.u.Z.) wusste als römischer Politiker und Feldherr genau, dass die Wahrheit nicht immer angenehm oder leicht herauszufinden ist. Sein bekanntestes Zitat ist das jedem Lateinschüler geläufige „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ („Im Übrigen bin ich der Meinung / stelle ich den Antrag, dass Karthago
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