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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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getäuscht. Wenn du mir vor einem halben Jahr geweissagt hättest, was wir beide zusammen durchstehen würden, hätte ich dir 'n Vogel gezeigt und lieber noch'n bisschen GTA gedaddelt.“
    „Und sag mal ... wo wir gerade bei dem Thema sind ...“
    „Ja?“
    „Elsa hat so was gesagt, du seist ... also, du seist schon lange ... heimlich ...“
    Bülent wurde rot. „Bah“, winkte er ab, „du wirst doch dieser intriganten Schlampe nichts glauben!?“
    „Ich meine ... wenn es wirklich so wäre, dann ... also, ich könnte mir schon vorstellen ... es wäre jedenfalls gar nicht ...“
    Sie hob ihren rechten Arm ein wenig an und legte ihre Hand auf die seine.
    Die beiden sahen sich in die Augen. Sie bemerkte kleine Schweißperlen auf Bülents Stirn.
    „Was ich mich noch gefragt habe“, sagte er ganz plötzlich, indem er seinen Schlendergang fortsetzte, „sie hatte ja eigentlich recht mit dem Einwand, dass Palazuelo keine Verwandten hat. Warum also ist er kein sabberndes Monster geworden?“
    Lea ging neben ihm, sie hatte seine Hand nicht losgelassen. „Er hat seine eigenen Rettungsanker, schätze ich. Sie hat ihren Familien-Tick, das gibt ihrem Leben Richtung und Ziel. Er aber hat auch ein Ziel: die perfekte Kampfmaschine zu werden! Auch das verleiht Richtung. Es ist weitab von dem, was wir moralisch nennen, aber es verlangt ihm Disziplin und Regeln ab. Vielleicht ist dies das Entscheidende: dass du als Vampir eine Ordnung brauchst, an die du dich halten kannst und die dich davor bewahrt, endgültig zum Raubtier zu werden. Egal ob es ein menschliches Regelsystem ist oder ein vollkommen unmenschliches.“
    „Jetzt wird's ja richtig philosophisch. Ritterbusch hätte seine wahre Freude daran.“
    Lea nickte. „Ich denke oft an ihn. Du auch?“
    „Jedes Mal, wenn mir ein kluger Spruch einfällt und ich nicht mehr weiß, wer das gesagt hat.“
    „Hast du etwas von ihm gehört?“
    Bülent nickte. „Ich hab ihn sogar mal besucht, aber die Unterhaltung blieb recht einseitig, er war immer noch nicht bei Bewusstsein. Ein paar Tage später wollte ich noch einmal hin, da haben sie mich nicht mehr reingelassen, weil er gerade am Aufwachen war. Sieht also aus, als käme er wieder auf die Beine. Aber was Genaueres erzählt mir da keiner, weil ich weder Angehöriger noch Bulle bin.“
    „Es war schon eine verrückte, seltsame Geschichte, die wir da erlebt haben. Manchmal wache ich morgens auf und denke, ich habe alles nur geträumt.“
    „Hier findet man euch also!“
    Sie fuhren herum.
    „Papa!“, rief Lea erfreut.
    „Ich habe in deinem Zimmer nach dir gesucht, aber du warst nicht da, also bin ich hier ein wenig herumgestreunt.“
    „Wie bist du da oben reingekommen? Die Besuchszeit ist längst vorbei.“
    „Nun, ähm, ich habe die Abkürzung genommen.“ Er deutete auf die Außenwand des Gebäudes. „Sie hätten mich ohnehin nicht so gerne reingelassen, Kanngiesser würde dich ja am liebsten von aller Welt abschotten.“
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    „Hast du wieder etwas Neues herausgefunden?“, wollte sie wissen.
    Er räusperte sich. „Also: Es scheint, als käme ich mit einem Viertelliter menschlichen Blutes ungefähr eine Woche lang hin, ohne dass ich allzu starken Durst bekomme und um meine Selbstbeherrschung fürchten müsste. Vielleicht reicht sogar etwas weniger Blut, das habe ich noch nicht gewagt zu versuchen.“
    „Beim Blutspenden gibt man einen halben Liter“, warf Lea ein.
    „Ganz recht. Und Blutspenden darf man alle drei Monate, bis dahin hat sich diese Menge wieder regeneriert. Das heißt also, wenn ich theoretisch ...“
    „... wenn du sieben gute Freunde hättest, die dich versorgen, müsstest du nie mehr jagen gehen. Plan mich ein, Pa! Das klingt wunderbar.“
    „Nun ... ich hätte dich von mir aus nicht gefragt, aber da du es anbietest ... es käme mir in der Tat sehr gelegen, das würde alles in kontrollierte Bahnen lenken ...“
    „Klar bin ich dabei! Und Bülent auch, nicht wahr, Bülent?“
    „Was? Äh, aber ich ... ich meine, ich hab noch nie ...“ Er sah in ihre großen, dunklen Augen, die ihn auffordernd anblickten. „Also gut“, gab er schließlich nach, „ich meine, natürlich bin ich mit von der Partie. Äh, tut das denn sehr weh?“
    Hans und Lea lachten laut auf, und nachdem er einen Moment lang in Erwägung zog, deswegen beleidigt zu sein, fiel ihm auf, dass seine Frage für jemanden, der ein Abenteuer wie dieses hinter sich hatte,

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