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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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allein hier?“ Die Stimme kam so unerwartet, dass sie kurz aufschrie. Eine Sekunde lang erwartete sie, den großen, bedrohlichen Spanier zu sehen, seine Zähne im Licht der Straßenlampe blitzen zu sehen, bevor er sich über sie beugte, um seinen Hunger zu stillen ...
    Aber es war nicht Julio Palazuelo. Der hätte niemals diesen lächerlich kurzen blonden Irokesenschnitt getragen.
    „Hallo Jörg“, sagte sie missmutig, „du hast mich ganz schön erschreckt.“
    „So sorry. He, du siehst ja richtig erwachsen aus. Geil.“
    Das war kein ungewöhnliches Wort, und normalerweise dachte sie sich nichts dabei. Aber so, wie es Jörg gerade gesagt hatte, klang es merkwürdig. Sie fühlte sich an Ralf oder Rolf erinnert und wünschte sich ihre alte, schäbige Jeansjacke herbei.
    „Warum bist du nicht auf dem Marktplatz?“, fragte sie ihn, ohne wirklich an der Antwort interessiert zu sein. Er sollte verschwinden und sie alleine lassen. Alle sollten sie alleine lassen. Alle Anderen.
    „Ich suche einsame Menschen, denen ich helfen kann.“ Seine ölige Stimme hatte etwas von einer Schnecke, die aus seinem Mund in Leas Ohrmuschel kroch. Unwillkürlich schüttelte sie sich, diesmal nicht nur vor Kälte.
    „Dann wünsch ich dir auch noch viel Glück bei der Suche“, entgegnete sie und wandte sich zum Gehen.
    „Warte noch einen Moment.“
    „Warum? Bist du selbst einer dieser einsamen Menschen und willst dir jetzt helfen, indem du mich volllaberst?“
    „Keineswegs. Du wirst sogar feststellen, dass ich ziemlich viele Freunde habe. Im Gegensatz zu dir, möchte ich meinen.“ Er steckte seine beiden Zeigefinger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Sekunden später bog ein alter Mercedes Diesel um die Ecke und kam direkt neben ihm schnaufend zum Stehen. Alle vier Türen öffneten sich, und heraus stiegen vier Gestalten, gegen die Lucys Frankfurter Freunde zur High Society gehörten. Alle mochten Anfang zwanzig sein, älter als Jörg jedenfalls, obwohl sie sich um ihn gruppierten wie um einen Häuptling. Einer von ihnen grinste, und Lea bemerkte, dass ihm alle vier oberen Schneidezähne fehlten.
    „Was wird das?“, fragte sie. „Ein dentales Kuriositätenkabinett? Oder Deutschlands großer IQ-Test, letzte Folge, Platz 82.000.000 bis 82.000.004?“
    „Darf ich dir meine Freunde vorstellen? Auf ihre Namen verzichten wir mal der Einfachheit halber. Sind Namen nicht ohnehin Schall und Rauch?“
    „Ich möchte jetzt gerne wieder allein sein, wenn du nichts dagegen hast.“
    Jörg verbeugte sich mit einem falschen Lächeln. „Wie du befiehlst, Königin. In etwa einer Stunde bist du uns los. Bis dahin möchte ich dich bitten, uns zu begleiten, damit wir dir etwas zeigen können.“
    „Ich wage zu bezweifeln, dass es mich interessieren würde, und ich muss jetzt auch nach Hause.“
    „Die Frage, ob es dich interessiert, interessiert mich nicht. Sieh hier. Du wirst zugeben, dass du einmal im Leben die schlechteren Argumente hast.“
    Er griff an seinen Gürtel und zog einen Gegenstand hervor, der im Scheinwerferlicht des Mercedes glänzte und glitzerte. Lea hielt für einen Moment den Atem an, als sie erkannte, dass es sich um ein Messer handelte. Kein sehr auffälliges oder besonders großes, aber etwas in der Art, wie er es hielt, sagte ihr, dass es in seiner Hand eine gefährliche Waffe war.
    „Das meinst du nicht ernst.“
    „Willst du's ausprobieren?“
    „Was wirst du tun, wenn ich jetzt einfach gehe? Mir die Kehle durchschneiden? Das ist doch verrückt. Die Stadt ist voller Leute heute Nacht. Und was habe ich dir überhaupt getan?“
    „Als ob du das nicht wüsstest. Du, die sich jeden Furz merkt, den irgendjemand mal gelassen hat. Heute ist Stichtag, mein Schatz.“
    „Dein Geld, meinst du? Verdammt, ich habe wirklich gerade andere Probleme. Du kriegst es bald.“
    „'Bald' gehört nicht wirklich zu meinem Wortschatz. 'Jetzt' höre ich viel lieber. Deshalb steig bitte 'jetzt' in dieses Auto, und wir machen eine kleine Spazierfahrt.“
    „Du hast zu viele schlechte Krimis gesehen.“ Sie spuckte vor ihm auf die Straße, drehte sich weg und ging (langsam, Lea, nicht rennen!) in die entgegengesetzte Richtung davon. Der Fußgänger-Durchgang zum Bahnhof war keine zehn Meter entfernt, gleich würde sie um die Ecke verschwinden, und bis diese trägen Maulhelden hinterherkamen, würde sie sich irgendeinem Grüppchen angeschlossen haben, das von einer Fete zur nächsten zog ...
     
    Fast hätte sie es

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