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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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schien sie auszulachen. Alles war so aussichtslos.
    Dennoch drückte sie fest darauf und wurde wenig später durch das schrille Summen des Türöffners hereingebeten.
    Mit zusammengebissenen Zähnen tat sie den endgültigen Schritt aus ihrem alten Leben heraus.

39. Kapitel
     
    „Hans.“
    „Ja?“, klang es gedämpft durch die Kistenwände.
    „Bitte komm heraus. Die Sonne ist untergegangen. Es ist sicher.“
    Wenig später saßen Hans und Valeska Leonardt zusammen in der Küche. Sie trank eine Tasse Kräutertee. Er nicht.
    „Hast du diesen Jungen getötet?“
    „Ja.“ Er versuchte gar nicht erst, nach Ausflüchten zu suchen. „Ich konnte es nicht verhindern.“
    „War Lea dabei? Ist sie deswegen weggelaufen?“
    Hans' Schweigen sprach Bände für Valeska.
    „Die Polizei war hier“, informierte sie ihn. „Sie ... sie suchen Lea deswegen.“
    Er zuckte zusammen, als hätte man ihn unter Starkstrom gesetzt. „Was sagst du da?“
    „Der Kommissar erinnerte sich, dass Lea letzten Herbst einmal bei ihm im Büro gewesen war. Sie hat ihm etwas von Vampiren erzählt. Etwas, das er nicht verstanden hat. Und nun finden sie einen Jungen, dessen Leiche so aussieht, als sei er einer Bande von Satanisten zum Opfer gefallen, die sich für Vampire halten. So hat es mir der Polizist beschrieben.“
    „Oh mein Gott. Sie glauben doch nicht etwa ...“
    „Hans, wenn du es warst, dann würden sie Lea an deiner statt ins Gefängnis stecken. Sie würde für deine Tat büßen.“
    Er blickte zu Boden, seine Hände klammerten sich krampfhaft an die Tischplatte.
    „Wer war dieser Junge?“, fragte sie.
    „Ich kannte ihn nicht. Er hat Lea bedroht. Nicht nur das. Er hat sie verletzt. Er und seine Helfershelfer. Ich weiß die Hintergründe nicht. Aber sie steckte mit dem Hals in der Schlinge, Valeska. Ich musste etwas tun. Sie hätten sie fertiggemacht.“
    „Wenn du in einer solchen Situation eingreifst, hast du natürlich meinen Segen, Hans. Alles andere wäre indiskutabel.“
    Er nickte stumm.
    „Und dann hast du ihn im Kampf getötet?“
    „Nein. Nein, der Kampf war bereits zu Ende. Ich ... Valeska, ich sollte hier weggehen. Ich bin eine Gefahr. Ich wollte es dir schon längst erzählen, gestern schon. Ich hatte ... diesen Hunger ...“
    „Du hattest ihn bereits überwältigt, er war wehrlos in deinen Händen, und dann hast du ihn ermordet?“
    „Wirklich, Les, ich ... ich wollte es nicht ... es war stärker ...“
    „Und jetzt willst du zulassen, dass Lea für dieses Verbrechen ins Gefängnis geht? Vielleicht für Jahre? Sie ist deine Tochter, Hans! Du willst deine einzige Tochter für dich opfern?“
    „Ich weiß, dass sie meine Tochter ist!“ , schrie er, und plötzlich brachen mit einem lauten Krachen zwei große Trümmer aus der Tischplatte heraus. Hans hielt sie in seinen Händen, mit denen er sich in seiner Anspannung am Tisch festgekrallt hatte.
    „Tut mir leid“, flüsterte er, während er die kantigen Holzstücke zum Mülleimer brachte. Kompost? Nein, Restmüll, sie waren ja lackiert. Merkwürdig, auf welche absurden Details man noch in der größten Katastrophe achtete. „Es tut mir leid. Aber verstehst du nicht, was es für mich bedeuten würde, zur Polizei zu gehen und zuzugeben, dass ich es war? Ich würde mit Freuden für den Rest meines Lebens hinter Gitter gehen, wenn ich Lea damit dieses Schicksal ersparen könnte. Aber wenn sie mich einsperren, Valeska, dann nicht nur nächte-, sondern auch tagelang. Und ich habe bisher sehr wenige Zellen mit einem Sarg als Schlafplatz gesehen, und außerhalb von Alcatraz auch noch keine einzige ohne Fenster. Ich würde keine zwölf Stunden durchhalten, Valeska, und dann wäre ich Asche . Ist es das, was du willst? Ja, vielleicht wäre es für alle das Beste. Die Polizei hätte ihren Schuldigen, Lea wäre aus dem Schneider, die Wahrheit käme ans Licht, und meine Familie hätte endlich Ruhe vor mir. Lea könnte wieder zurückkommen, und ihr lebtet glücklich und zufrieden ...“
    „Hör auf“, unterbrach sie ihn. „Ich weiß selbst, dass es ein Dilemma ist. Aber ich kann nicht zulassen, dass Lea für dich ins Gefängnis kommt. Das kann ich einfach nicht.“
    „Willst du damit sagen, dass du mich dem sicheren Tod auslieferst? Für die winzige Wahrscheinlichkeit, dass Lea tatsächlich verurteilt werden könnte? Überleg doch mal: Ja, sie war da. Ihre Fußspuren sind dort, ihre Fingerabdrücke. Aber das reicht nicht für eine Anklage wegen Mordes. Es

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