Das Roemische Imperium
Agrippa wiederum sicherte sich die Hilfe des genialen Architekten Vitruvius (siehe Kasten) und machte sich mit gewohnter Energie an die Arbeit: Das etwa 250 Hektar große Marsfeld
(campus Martius)
war jahrhundertelang Exerzier- und Sportplatz. Dort, vor Eintritt des Flusses in die Stadt, badete die Jugend bis zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. im Tiber. Dann gab der Senat das Gebiet zur allgemeinen Nutzung und damit zur Verschmutzung frei. Agrippa mochte das nicht länger mitansehen und gestaltete den Platz zu einem – modern gesprochen – Freizeitpark aus, indem er Garten- und Sportanlagen schuf, diverse Gebäude, darunter das bis heute kaum veränderte Pantheon, errichten ließ. Hauptattraktion wurden die Agrippa-Thermen, große Badeanlagen mit Umkleide-, Aufwärmund Abkühlräumen, Warmwasser-
(caldarium)
, Kaltwasser-
(frigidarium)
und Heißluftbad
(pyriaterium)
. Nur das letztere ging zunächst in Betrieb, als die Thermen 25 v. Chr. fertiggestellt waren, weil es noch an Frischwasserzufuhr mangelte. Erst als im Jahr 19 die Aqua Virgo genug Wasser lieferte, konnte die gesamte Anlage genutzt werden.
Vitruv
Persönlich ans bauliche Werk gehen für Agrippa konnte der alte Vitruvius (* vor 84) kaum noch, denn er starb bald nach der Erhebung Ocatvians zum Augustus. Doch Vitruv, wie er verkürzt genannt wird, hinterließ ein Werk, das Maßstäbe bis in die Neuzeit setzte: „Zehn Bücher über Architektur“
(De architectura libri decem).
Darin hat der Ingenieur, der schon Caesar beriet, das gesamte bautechnische Wissen der Zeit zusammengefasst, und nicht nur das. Er verlangt vom Baumeister auch Kenntnisse auf anderen Gebieten, damit er menschengerecht bauen könne: Ohne medizinische Bildung etwa sei ein Architekt ebenso wenig denkbar wie ohne Grundwissen über Bau- und Wasserrecht. Besonders beeindruckend ist die Themenvielfalt, die Vitruv beispielsweise auf sanitärem Gebiet behandelt, von der Qualität, Sammlung und Entsorgung von Regenwasser über den Brunnenbau, über die technischen Anforderungen gemauerter Wasserleitungen wie solcher aus Blei, Ton oder Holz, über die Anlage von Thermen bis hin zur optimalen Nutzung von Heilquellen
.
Fußbodenheizung
Dieser neueste Aquädukt, den ebenfalls Agrippa erbauen ließ, bot den Römern bestes Wasser aus den Sabiner Bergen. Die Leitung speiste den Badesee
(stagnum)
und die 85 mal 135 Meter großen Thermen. Eine große (25 Meter Innendurchmesser) runde, kuppelüberwölbte Haupthalle mit direkter Verbindung zum Pantheon bildete den Mittelpunkt. Hier spielte sich das gesellige Leben ab, hier erörterten Patienten mit ihren Ärzten die Anwendungen, hier wurden Nachrichten ausgetauscht. Bildwerke in Nischen und freistehende Skulpturen gliederten den Raum. Licht spendeten die Eingänge und einige Fenster, erstmals mit Scheiben aus Flachglas. Türen führten zu den mit Marmorfußböden ausgestatteten Bädern, zur Kasse und zu den Behandlungsräumen, wo Öl erhältlich war und Massagen angeboten wurden. Man beheizte den Bau von tiefergelegenen Feuerungsräumen aus für die Wand- und Hohlfußbodenheizung sowie für die Warmwasseraufbereitung. Aufwendige Systeme von Rohren für die Wasserzufuhr (ca. 18 000 Kubikmeter am Tag) und aus Rinnen für die Entwässerung sicherten den Betrieb.
Apollo als Gott der Musen schmückt eine Wand im Haus des Augustus auf dem Palatin, das nach aufwändiger Restaurierung Anfang 2008 zur Besichtigung freigegeben worden ist (maximal in Fünfergruppen). Dass auch bei diesem zwar schlichten, aber repräsentativen Bau Vitruv mindestens beratend tätig war, steht sehr zu vermuten
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Epos der römischen Tugenden
Blüte der lateinischen Poesie im Zeitalter des Augustus
Nicht nur die Baukunst hatte unter der Revolution gelitten, auch die Poesie kümmerte dahin; Ausnahme Catull (siehe Kasten). Zwar hatten bedeutende Prosa-Stilisten wie der Redner Cicero, der Historiker Sallust und der Diktator Caesar selbst Beachtliches publiziert, doch die „schöne“ Literatur erblühte erst wieder unter der Friedenssonne der augusteischen Epoche: Publius Vergilius Maro (70–19), kurz Vergil genannt, schuf seit 29 mit der
„Aeneis“
das große Epos der römischen Tugenden, versammelt in der Gestalt des pflichtbewussten Helden Aeneas, angeblich durch seinen Sohn Iulus Ahnherr des Geschlechts der Julier, zu dem Caesar und Augustus zählten. Andere Völker mögen kulturell noch so Wertvolles hervorbringen, heißt es
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