Das Roemische Imperium
Prinzipat des Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.)
Im Sommer des Jahres 29 konnte Octavian als nun alleiniger Herr des Riesenreichs triumphierend in Rom einziehen. Seine absolute Autorität wurde nicht nur nicht mehr beargwöhnt wie noch die seines Adoptivvaters, sondern begrüßt. Es war offenkundig geworden, dass nur eine unangefochtene Zentralmacht den inneren Frieden und die äußere Sicherheit würde stabil halten können. Einen Rückweg zur Republik gab es zwar nicht mehr, aber jede neue Herrschaft hatte sich in ihrer Tradition zu bewähren. Octavian verstand darunter, dass er künftig als Erster Bürger
(princeps)
gemeinsam mit dem Senat die Kräfte von Volk und Reich bündeln und einen friedlichen Neuanfang gestalten wollte. Volle vier Jahrzehnte sollte er dazu Gelegenheit haben und diese Frist so nutzen, dass der Glanz seiner Herrschaft bis heute strahlt. Vielen Menschen scheint es kein Zufall zu sein, dass die Zeitenwende nicht nur durch Christi Geburt markiert wird, sondern auch durch den Höhepunkt der Herrschaft des Augustus.
Militärmonarchie
Mit diesem Titel, zu deutsch „der Erhabene“, stattete der Senat Octavian aus, als er ihm die Macht, die dieser formal am 13.1.27 dem Volk zurückgegeben hatte, wieder verlieh. Dazu gehörte nun auch die prokonsularische Befehlsgewalt auf zunächst zehn Jahre in den Provinzen Spanien, Gallien, Syrien und Ägypten, das er selbst für Rom erworben hatte. In diesen Gebieten standen fast alle Truppen des Imperiums und unterstanden damit allein ihm. Seine ohnehin unangefochtene Macht ruhte damit auch auf der militärischen Säule. Im Jahr 23 kam noch die Verleihung der lebenslangen tribunizischen Gewalt hinzu, mit der er jederzeit Gesetze einbringen und durchsetzen konnte. Zudem war damit die heilige Unverletzlichkeit
(sacrosanctitas)
verbunden und der Auftrag, stets als Anwalt des Volkes zu handeln. Diese umfassende Legitimierung krönte schließlich im Jahr 12 v. Chr. die Würde des obersten Priesters (siehe Kasten).
Pontifex Maximus
Die ursprünglich beim König liegende zentrale Kultgewalt wurde in der römischen Republik vom Kollegium der
Pontifices
(Priester, wörtlich: Brückenbauer [zwischen Menschen- und Götterwelt]) wahrgenommen. Zu ihrer Zuständigkeit gehörte auch die Aufzeichnung der für den Staat wichtigsten Ereignisse, die Verwahrung der Prozessformeln und das Kalenderwesen. Vorsitzender des Gremiums war der
Pontifex Maximus,
der auf Lebzeiten gewählt wurde (Caesar beispielsweise im Jahr 64, nach dessen Ende 44 Lepidus). Da Politik und Religion eng verflochten waren, verfügte der oberste Priester über einigen Einfluss. Für Augustus war die Übernahme des Amtes nach dem Tod des Lepidus, seines einstigen Verbündeten im 2
. Triumvirat,
zur Abrundung seiner Macht wichtig. Bis ins 4. Jahrhundert führten die Kaiser den Titel; in christlicher Zeit ging er auf die Autorität des Bischofs von Rom, des Papstes, über
.
Es lief alles auf eine Vergöttlichung des Staatslenkers hinaus, die Augustus für sich aber ablehnte. Gefallen aber ließ er sich 2 v. Chr. die Erhebung zum Vater des Vaterlandes
(pater patriae)
, die ihn an die Seite des Reichsgründers Romulus stellte und damit ebenfalls in sakrale Höhen entrückte. Ebenso behinderte er nicht die Verehrung seines Geistes
(genius)
, wie sie in den Tempeln Roms üblich wurde. Darin wirkten Einflüsse aus dem Osten, wo die Übergänge zwischen irdischer und himmlischer Sphäre fließender waren und die römische Nüchternheit nicht hemmend wirkte. Hier in Rom sah man die enorme Machtfülle des ersten Kaisers (nach dem Namen Caesar gebildetes Wort) vorerst noch als legale Ballung republikanischer Befugnisse.
Um 20 v. Chr. entstand die berühmte Augustusstatue von Prima Porta (nördlich von Rom). Sie zeigt den „Erhabenen“ barfuß und barhäuptig, wie es auch bei Götterstatuen üblich war. Zu seinen Füßen reitet eine Amorfigur auf einem Delphin, was ebenfalls göttliche Herkunft signalisieren sollte. Die Reliefs auf dem Brustpanzer stellen die Rückgabe der Feldzeichen des Crassus durch die Parther an Augustus dar
.
(c) akg, Berlin
Nachrichtenbörse Bad
Neue bauliche Akzente für Rom durch Agrippa (27–12)
Die Bürgerkriege des 1. Jahrhunderts v. Chr. hatten zu einem Stau von Bauvorhaben vor allem bei der Ausgestaltung der Welthauptstadt Rom geführt. Sie legte Augustus in die Hände des Marcus Vipsanius Agrippa, der uns schon als sein Flottenchef in der Schlacht bei Actium begegnet ist.
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