Das Rosenhaus
ernst.
»Er hätte uns wirklich sehr gefehlt … Aber daraus wird jetzt nichts«
– Lily grinste –, »weil er und Reef nämlich fast jeden Tag zum Frühstück bei
uns aufkreuzen.«
Die beiden Frauen nahmen sich noch je ein Glas Sekt und folgten dann
Peter und Liam in ruhigere Gefilde.
Peter machte ein feierliches Gesicht.
»Bevor Duncan mit seiner Rede loslegt, haben wir auch etwas zu
verkünden … Eigentlich wollten wir ja warten und es nach allen Regeln der Kunst
machen« – er sah zu Wendy –, »aber wir können es einfach nicht länger für uns
behalten.«
Mehr brauchte er nicht zu sagen.
»Ihr wollt heiraten!«, riefen Lily und Liam unisono.
Peter wollte enttäuscht gucken, was ihm misslang.
»Woher wisst ihr das?«
Ja, woher wussten sie das wohl?
Abgesehen davon, dass wirklich nicht zu übersehen gewesen war, in
welche Richtung sich ihre Beziehung entwickelte, stand es Wendy wie mit
Druckbuchstaben ins Gesicht geschrieben.
Sie war wunderschön. Und das lag nicht an ihrem aufwändigen Kleid,
der Frisur im Stil der vierziger Jahre oder dem perfekten Make-up. Nein, sie
strahlte – vor Freude, vor reiner, vorbehaltloser Freude. Lily hatte noch nie
einen so glücklichen Menschen gesehen.
»Ach, Mensch, das ist die beste Nachricht seit Langem!«
»Findest du? Du meinst nicht, dass wir bekloppt sind, angesichts
eindeutiger Ehe- und Scheidungsstatistiken?«
»Ich meine, dass ihr bekloppt wäret, wenn ihr es nicht tun würdet …«
Lily nahm die errötete Wendy in den Arm, während Peter und Liam sich zunächst
die Hände reichten und sich dann auch männertypisch halbwegs umarmten.
Jeder wusste, was drohte.
Die ganze Welt wurde immer zynischer in ihren Ansichten zur Ehe.
Und doch versuchten es zahllose Paare immer wieder.
Wenn eine Frau das Recht hatte, sich echte Hoffnungen zu machen,
dann Wendy.
Wenn irgendeine Ehe eine echte Chance hatte, dann war es die von ihr
und Peter.
Peter war eines der seltenen Exemplare, mit denen eine Frau bis an
ihr Lebensende glücklich werden konnte.
»Das bleibt aber vorläufig unter uns. Wir wollen ja nicht dem
Geburtstagskind die Show stehlen.«
»Dann müssen wir aber noch irgendwo anders richtig feiern.«
»Wollt ihr eine Verlobungsparty geben?«
»Nicht im klassischen Sinn. Die Familien wohnen ja in alle Winde
verstreut, darum dachten wir, wir könnten uns alle zu einem langen Wochenende
bei meinen Eltern treffen und leben wie die Götter in Frankreich … Hättet ihr
auch Lust?«
»Kannst ja mal versuchen, uns aufzuhalten.«
»Das wäre wirklich toll«, nickte Liam.
Peter strahlte.
»Abgemacht. Und wenn du bitte beide Krücken mitbringen würdest,
Liam, ich wollte nämlich schon immer mal mit einem dieser Elektroflitzer durch
den Flughafen gefahren werden …«
Niemand hörte, wie der Hausherr mit einem Messer gegen
sein Glas schlug. Schließlich schnappte er sich das Mikrophon des DJ s
und übertönte die Klubmusik so unvermittelt mit einem lauten »Schönen Guten
Abend allerseits!«, dass die Gesellschaft kollektiv zusammenzuckte.
Alle drehten sich zu ihm um.
Er winkte Elizabeth zu sich heran.
»Keine Sorge, ich werde euch nicht mit einer langweiligen Rede beim
Feiern stören, aber ich möchte mich doch wenigstens bei euch dafür bedanken,
dass ihr heute alle hier seid, um Elizabeths Geburtstag mit uns zu feiern, und
euch bitten, mit mir anzustoßen …«
Er hielt inne, während die Gäste pflichtschuldig ihre Gläser
erhoben.
»Auf Elizabeth, die mich umbringen würde, wenn ich euch verraten
würde, wie alt sie heute wird. Aber ich denke, ihr gebt mir alle Recht, wenn
ich sage, sie sieht keinen Tag älter aus als einundzwanzig!«
»In Hundejahren, meint er wohl.« Peter zwinkerte Lily und Wendy zu,
die sich nur schwer ein Kichern verkneifen konnten.
»Hier auf Treskerrow ist es zur Tradition geworden, stets das
Geschenk des Vorjahres zu übertrumpfen, aber da meine bessere Hälfte es letztes
Jahr geschafft hat, mir ein Porsche-Cabriolet, eine Prada-Handtasche und einen
dreiwöchigen Urlaub auf den Malediven abzuschwatzen, stand ich dieses Jahr von
einer schier unlösbaren Aufgabe …«
Die Gäste lachten höflich.
»Was also schenkt man einer Frau, die buchstäblich alles hat?«
»Wie wär’s mit: echte Freunde und Gäste, die wirklich ihretwegen
hier sind?«, flüsterte Peter Lily ins Ohr.
Lily musste laut lachen und zog damit die ungnädigen Blicke einiger
Umherstehender auf sich.
»Natürlich etwas, das mit keinem Geld
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