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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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verziehen?«
    »Ich fürchte, es wird noch Jahre und eine ganze Reihe von
Einladungen dauern, bis das vergessen ist … Komm schon, Lily, die Pflicht ruft
…«
    »Wann soll das Kunstzentrum noch mal fertig werden?«
    »Das dauert noch mindestens eineinhalb Jahre.«
    »Du hättest nicht zufällig Lust, noch mal von irgendeinem Gerüst zu
fallen?«
    »Lily!«
    Sie ging auf ihn zu und schlang die Arme um ihn.
    »Du weißt genau, dass ich das nicht ernst meine.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher …« Er klang in der Tat verunsichert,
und das erinnerte sie daran, dass sein Herz und seine Knochen zwar beständig
heilten, aber immer noch verletzlich waren. Doch wie die Rosen, denen sie so
übel mitgespielt hatte, zeigten auch sein Körper und seine Seele einen
ausgeprägten Überlebenswillen.
    »Ich aber.« Sie sah ihm fest und aufrichtig in die Augen. »Komm, wir
machen uns fertig. Wenn du mir versprichst, dass wir nicht allzu lange bleiben,
darfst du mir sogar den Rücken schrubben …«
    »Wir bleiben nicht allzu lange, und wenn du mir den Rücken schrubbst,
können wir auch gerne mit Verspätung dort aufschlagen …«, versprach er.
»Wenigstens ist diese Party nicht zu meinen Ehren, das heißt, wir können uns
unauffällig unters Volk mischen … Hast du ein Geschenk für Elizabeth besorgt?
Tut mir leid, dass ich dir das aufgehalst habe, aber ich hatte beim besten
Willen keine Ahnung, was man ihr besorgen könnte …«
    »Ach, Peter hatte da eine gute Idee.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Er meinte, wir könnten zusammenlegen und ihr einen Gutschein
für ein Face-Lifting schenken.« Lily lachte. »Also habe ich ihr zur
Vorbereitung eine superteure Gesichtscreme besorgt …«
    Liam fing ebenfalls an zu lachen.
    »… und eine Karte mit einer riesigen Fünfzig vorne drauf.«
    »Sie wird aber achtundvierzig, Lily.«
    »Ich weiß.« Lily zwinkerte ihm zu. »Keine Sorge, Wendy und ich haben
ihr einen Schal gekauft. Wahrscheinlich nicht ganz so edel wie der Kram, den
sie sonst so hat, aber immerhin aus Seide und sehr schön.«
    »Na ja, und hervorragend zum Strangulieren geeignet …«

    Das Partymotto »Ein Sommernachtstraum« war im Herbst zwar
eigentlich etwas unpassend, aber sie hatten Glück mit dem Wetter. Im
weitläufigen Garten waren zahllose Lichter versteckt, die Treskerrow wie
verzaubert wirken ließen. Die als Elfen und Feen verkleideten Kellnerinnen und
Kellner bahnten sich mit Tabletts voller Sektflöten Wege durch die Gästeschar.
    Wendy war zum ersten Mal hier.
    »Mann, ist das toll hier«, staunte sie. »Erinnert mich an ein
Renaissancegemälde.«
    »Ja, genau. Sieht total klasse aus, stellt aber in Wirklichkeit die
Hölle dar«, brummte Lily.
    Peter wollte ihr die Hand drücken, doch Liam kam ihm zuvor.
    »Setz einfach dein strahlendstes Lächeln auf, Lily Bonner. Wenn wir
so aussehen, als würden wir uns wahnsinnig amüsieren, wird auch keiner etwas
sagen, wenn wir uns früh verabschieden.«
    In der ersten Stunde kamen Dutzende von Kollegen auf Liam zu und
begrüßten ihn entweder herzlich oder zogen ihn damit auf, dass er zwar wieder
halbtags arbeitete, sich aber im Büro in Truro oder zu Hause verkroch und einen
großen Bogen um die Baustelle machte.
    Liam begegnete ihren Wünschen und herzlichen Worten mit einem
Lächeln. Zwar war er nur noch auf eine Krücke angewiesen, aber mit der anderen
Hand suchte er beständig bei Lily Halt.
    »Keine Sekunde hat sie ihn losgelassen«, hörte Lily eine verkniffen
aussehende Brünette ihrer Freundin zuraunen. »Die reinste Klette … Ziemlich
unhöflich, wenn du mich fragst, schließlich wollen die Leute ihm gerne die Hand
geben. Aber man kommt gar nicht an ihn heran …«
    »Kann ich ihr nicht verdenken. Wenn ich sie wäre, würde ich auch
alles tun, um dich nicht zu nahe an ihn heranzulassen.«
    Nur Lily wusste, dass es genau umgekehrt war: Liam hatte sie nicht
losgelassen, weil er sie in dem Getümmel nicht verlieren wollte. Und diese
Gewissheit reichte ihr, um die bösartigen Kommentare an sich abprallen zu
lassen.
    Außerdem hatte sie die beiden Stimmen wiedererkannt. Sie gehörten
den beiden Frauen, die sich schon letztes Mal über sie und Liam das Maul
zerrissen hatten.
    Eine war nett, die andere nicht.
    Die Nette war eine hübsche Rothaarige, die sofort entschuldigend
lächelte, als sie bemerkte, dass Lily sie beobachtete, und dann demonstrativ
nicht auf Liam zuging, sondern auf Lily.
    »Hi! Sie müssen Lily sein. Ich bin Lucy Deveral«, stellte sie

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