Das Rosie-Projekt
setzte die Vorlesung fort.
Er wartete bis zum Beginn des neuen Semesters, um seine Beschwerde vorzubringen.
Bei unserem Gespräch deutete die Dekanin an, ich hätte versucht, Wunderheiler zu demütigen, obwohl ich nur die Absicht gehabt hatte, eine Meinungsverschiedenheit zu klären. Da er den Begriff »
wissenschaftlicher
Kreationismus« ohne Bezug zu einer Religion genannt habe, so argumentierte ich, hätte ich in keiner Weise irgendeinen Glauben geschmäht. Ich hätte lediglich eine Theorie gegen eine andere gesetzt. Und er könne gern Gegenbeispiele in den Kurs mitbringen.
»Don«, sagte die Dekanin, »wie immer haben Sie, formell betrachtet, nicht gegen irgendwelche Regeln verstoßen. Aber … Wie soll ich das ausdrücken? Wenn mir jemand sagen würde, ein Dozent habe einen toten Fisch in die Klasse gebracht und einem Studenten gegeben, der zuvor eine religiös motivierte Bemerkung gemacht hätte, würde ich sofort an Sie denken. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
»Sie sagen damit, dass ich in der Fakultät diejenige Person mit den unkonventionellsten Methoden bin. Und Sie wollen, dass ich konventioneller vorgehe. Dies scheint mit eine unvernünftige Aufforderung an einen Wissenschaftler.«
»Ich will nur nicht, dass Sie Menschen verletzen.«
»Die sich verletzt fühlen, weil ihre Theorie als unwissenschaftlich bewiesen wurde?«
Unser Gespräch endete zum wiederholten Mal damit, dass die Dekanin unzufrieden mit mir war, obwohl ich gegen keinerlei Regeln verstoßen hatte, und dass ich mir vornahm, mich noch mehr um »Anpassung« zu bemühen. Als ich das Büro verließ, hielt mich ihre Assistentin Regina zurück.
»Ich glaube, Sie haben sich noch nicht für den Fakultätsball angemeldet, Professor Tillman. Womöglich sind Sie der einzige Professor, der noch keine Karten gekauft hat.«
Auf der Fahrt nach Hause spürte ich ein beklemmendes Gefühl in der Brust und analysierte, dass es eine physische Reaktion auf die Forderung der Dekanin war. Wenn ich nicht in die Naturwissenschaftsabteilung einer Universität passte, so überlegte ich, würde ich nirgendwo hinpassen.
Natalie McPhee, Tochter des verstorbenen Dr. Alan McPhee, potentieller biologischer Vater von Rosie, lebte achtzehn Kilometer außerhalb der Stadt und damit nahe genug für eine Fahrradfahrt, aber Rosie entschied, dass wir das Auto nehmen sollten. Überrascht stellte ich fest, dass sie ein rotes Porsche-Cabrio fuhr.
»Der gehört Phil.«
»Ihrem ›Vater‹?« Ich setzte Anführungszeichen in die Luft.
»Ja. Er ist in Thailand.«
»Ich dachte, er mag Sie nicht. Und trotzdem leiht er Ihnen seinen Wagen?«
»So was macht er eben. Keine Liebe, nur Materielles.«
Tatsächlich war der Porsche das perfekte Fahrzeug, um es jemandem zu leihen, den man nicht mochte. Er war siebzehn Jahre alt und daher mit alter Emissionstechnologie ausgestattet, verbrauchte furchtbar viel Kraftstoff, bot wenig Beinfreiheit, viel Windgeräusch und eine defekte Klimaanlage. Rosie bestätigte meine Vermutung, dass der Wagen unzuverlässig und im Unterhalt sehr teuer war.
Als wir bei Natalie ankamen, fiel mir auf, dass ich die ganze Fahrt über die Defizite des Autos aufgezählt und ausgeführt hatte. Dadurch hatte ich zwar Smalltalk vermieden, Rosie aber nicht über die Methode der DNA -Gewinnung informiert.
»Ihre Aufgabe besteht darin, sie in ein Gespräch zu verwickeln, während ich die DNA hole.« Dies würde unserer beider Fähigkeiten optimal zum Einsatz bringen.
Allerdings zeigte sich bald, dass ich meinen Plan B würde anwenden müssen. Natalie wollte nichts trinken: Während der Stillzeit verzichtete sie auf Alkohol, und für Kaffee war es zu spät. Dies waren zwar vernünftige Entscheidungen, doch bot sich dadurch keine Möglichkeit, von einer Tasse oder einem Glas einen Abstrich zu nehmen.
Ich ging zu Plan B über.
»Darf ich Ihr Baby sehen?«
»Er schläft gerade«, sagte Natalie, »also müssen Sie ganz leise sein.«
Ich stand auf. Sie ebenfalls.
»Sagen Sie mir einfach, wo ich hingehen muss.«
»Ich komme mit Ihnen.«
Je stärker ich darauf bestand, das Baby allein sehen zu wollen, desto mehr war sie dagegen. Wir gingen in sein Zimmer, und wie sie es vorhergesagt hatte, schlief das Kind. Das war sehr ärgerlich, da ich mir eine Reihe von Plänen zurechtgelegt hatte, wie ich in nichtinvasiver Form eine DNA -Probe des Babys nehmen könnte, das natürlich auch mit Alan McPhee verwandt war. Leider hatte ich den Beschützerinstinkt
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