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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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ich.
    »Zwei unverlangte Kontakte von derselben Universität innerhalb eines Monats. Eine Internetrecherche. Sie geben ein schönes Tanzpaar ab.«
    Wieder Schweigen und Dunkelheit.
    »Ich kenne die Antwort auf Ihre Frage. Aber ich habe mein Wort gegeben, sie nie zu verraten. Wenn es um Leben oder Tod ginge oder um ein ernstes psychisches Problem, würde ich es mir noch einmal überlegen. Aber ich sehe keinen Grund, ein Versprechen zu brechen, das gemacht wurde, weil die beteiligten Personen eingehend darüber nachgedacht hatten, was das Richtige sei. Sie haben für meine DNA einen weiten Weg auf sich genommen, und ich schätze, Sie haben sie bekommen, als Sie die Teller abräumten. Aber Sie sollten über den Wunsch Ihrer Freundin hinausdenken, bevor Sie fortfahren.«
    Er schaltete das Licht wieder an.
    Während wir die Stufen hinaufstiegen, ließ ein Gedanke mich nicht wieder los. Oben angekommen, blieb ich stehen. »Wenn Sie wussten, was wir wollten – warum haben Sie uns überhaupt empfangen?«
    »Gute Frage«, sagte er. »Und da Sie sie gestellt haben, bin ich sicher, Sie wären auch allein auf die Antwort gekommen: Ich wollte Rosie sehen.«

24
    Dank des sorgfältig geplanten Einsatzes von Schlaftabletten wachte ich um 7 : 06  Uhr ohne jegliches Gefühl von Desorientierung auf.
    Rosie war auf dem Weg zum Hotel in der U‑Bahn eingeschlafen. Ich hatte beschlossen, ihr erst einmal nichts vom Gespräch im Keller zu berichten und auch nicht zu erzählen, was mir im Esszimmer aufgefallen war: Im Regal hatte ein großes Foto von Judys und Isaacs Hochzeit gestanden. Neben Isaac und in das traditionell förmliche Gewand eines Trauzeugen gekleidet, hatte Geoffrey Case in die Kamera gelächelt, dreihundertsiebzig Tage vor seinem Tod.
    Ich brauchte selbst noch etwas Zeit, um zu ergründen, was all das bedeutete, und Rosie würde vielleicht auf eine derart emotionale Weise reagieren, dass es uns den Aufenthalt in New York verdürbe. Sie war beeindruckt, dass ich eine DNA -Probe hatte nehmen können, vor allem, weil ich es so unauffällig durch das hilfsbereite Abräumen der Teller geschafft hatte.
    »Du läufst ja direkt Gefahr, dir ein paar gesellschaftliche Fähigkeiten anzueignen«, kommentierte sie.
    Das Hotel war sehr angenehm. Nachdem wir eingecheckt hatten, gestand Rosie, sie habe befürchtet, ich würde erwarten, dass wir ein Zimmer teilten, weil ich die Reise nach New York bezahlt hatte. Wie eine Prostituierte! Ich war schwer beleidigt. Sie schien über meine Reaktion erfreut.
    Ich absolvierte ein wunderbares Training im Fitnessraum des Hotels, und als ich zurückkehrte, blinkte das Nachrichtenlicht am Telefon. Rosie.
    »Wo warst du?«, wollte sie wissen.
    »Im Fitnessraum. Körperliches Training ist wichtig, um die Auswirkungen des Jetlags zu reduzieren. Genau wie Sonnenlicht. Ich habe vor, neunundzwanzig Blocks weit in der Sonne zu gehen.«
    »Vergisst du da nicht etwas? Heute ist mein Tag. Und morgen. Bis Montag um Mitternacht gehörst du mir. Und jetzt schaff deinen Hintern hier runter, ich will frühstücken.«
    »In meinen Sportsachen?«
    »Nein, Don, nicht in deinen Sportsachen. Geh duschen und zieh dich an. Du hast zehn Minuten.«
    »Ich frühstücke aber immer vor dem Duschen.«
    »Wie alt bist du?«, gab Rosie aggressiv zurück. Sie wartete meine Antwort nicht ab. »Du benimmst dich wie ein alter Mann – ich frühstücke immer vor dem Duschen, setz dich nicht auf meinen Stuhl, da sitze ich immer …
Leg dich nicht mit mir an, Don Tillmann
.« Die letzten Worte sprach sie sehr langsam, und ich entschied, es sei wohl besser, mich nicht mit ihr anzulegen. Morgen um Mitternacht wäre alles vorbei. Bis dahin würde ich in meinen Zahnarztmodus umschalten.
    Wie es aussah, erwartete mich eine Wurzelbehandlung. Als ich unten ankam, schimpfte Rosie sofort los.
    »Wie lange hast du dieses Hemd schon?«
    »Vierzehn Jahre«, antwortete ich. »Es trocknet sehr schnell. Perfekt für Reisen.« Tatsächlich war es ein spezielles Sporthemd fürs Wandern, auch wenn die Faserindustrie seit seiner Herstellung deutliche Fortschritte gemacht hatte.
    »Gut«, sagte Rosie. »Dann ist es dir nichts mehr schuldig. Los, nach oben. Umziehen.«
    »Das T-Shirt ist nass.«
    »Ich meinte Claudias Hemd. Und die Jeans, wo du schon dabei bist. Ich will nicht mit einem Penner durch New York laufen.«
    Als ich das zweite Mal nach unten kam, lächelte Rosie. »Hey, du siehst ja gar nicht mal so schlecht aus.« Sie musterte mich genauer.

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