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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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öffnete den Mund, um Jake zurechtzuweisen, doch dann schloss sie ihn wieder. Egal, was sie ihrem Bruder sagte, es zeigte keinerlei Wirkung. Warum konnte er seine spitzen Bemerkungen gegen Ian nicht sein lassen? Was versprach er sich davon? Sie seufzte traurig. Auch Galad sah Jake böse an, schwieg aber ebenfalls. Offensichtlich hatte auch er seine Vermittlungsversuche aufgegeben. Der junge Lehrer erhob sich, nickte ihnen zum Abschied zu und verließ mit Jake die große Halle.
    Ian hielt seinen Weinbecher mit beiden Händen umfasst und starrte den beiden Männern nach. Steile Falten bildeten sich auf seiner Stirn, und er spürte, wie Joanna ihm beruhigend ihre Hand auf seinen Oberschenkel legte. So ging es nicht weiter! Er musste Jake morgen Abend zur Rede stellen – nicht nur wegen der ständigen Beleidigungen, sondern auch wegen seiner ausstehenden Entlohnung und der vielen zusätzlichen Arbeit, die er ihm ständig aufbürdete. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, Jake versuchte alles, um ihn aus der Burg zu treiben. Aber er würde nicht gehen, genauso wenig, wie er sich Jakes anmaßendes Benehmen länger bieten lassen würde!
     

18
     
     
    „So, du willst also Geld und weniger arbeiten?“ Jake, der am großen Eichentisch in der Bibliothek saß, hob spöttisch eine Augenbraue.
    „Ich bin der Meinung, mir steht ein Lohn zu“, erwiderte Ian mit fester Stimme und warf einen raschen Seitenblick auf Joanna, die neben Galad am Tisch saß. Er hatte ihr vorher von seinen Forderungen an Jake erzählt, und sie hatte ihm sogleich das Versprechen abgenommen, ruhig zu bleiben. „Und was die Arbeit betrifft ...“, fuhr Ian fort.
    „… scheint sie kaum zu viel zu sein, wenn du noch Zeit hast, die jungen Männer des Dorfes im Schwertkampf zu trainieren“, beendete Jake den Satz.
    Ian ließ sich nicht beirren. „Mit geht es nicht um meine Aufgaben als Fechtmeister, sondern um die ständigen Vertretungsstunden, die meinen ganzen Tagesplan durcheinanderbringen. Ich habe den Eindruck, kein anderer Lehrer wird dafür eingeteilt.“
    „Die anderen Lehrer haben ebenfalls zusätzliche Verpflichtungen“, erwiderte Jake.
    „Ich aber auch!“, erklärte Ian.
    „Und was wäre das?“, fragte Jake. „Meiner Schwester das Bett zu wärmen?“
    Ian bemerkte, wie Joanna ihre Finger knetete und besorgt zu Galad hinübersah. Aber er musste diese Angelegenheit endlich klären! „Verdammt, Jake!“, rief er und ballte die Hände zu Fäusten. „Bleib beim Thema! Das Erste, was ich will, ist eine angemessene Entlohnung, sonst ...“
    „ Sonst was ? Gehst du?“ Jake sah ihn kalt an. „Lass dich nicht aufhalten!“ Er wies auf den Eingang der Bibliothek. „Dort ist die ...“
    Doch der Rest seines Satzes ging in dem Tumult unter, der auf dem Gang vor der Bibliothek entstanden war. Wachsoldaten riefen Befehle und schienen jemanden am Betreten der Bibliothek hindern zu wollen. Eine dunkle, unbekannte Männerstimme fluchte, schließlich wurde die Tür aufgestoßen, und eine große, finster aussehende Gestalt stürmte in den Raum.
    Ian sprang über den Tisch, lief auf den Eindringling zu und riss ihn zu Boden. Der Fremde fing sich mit den Armen ab, rollte herum und wollte angreifen, doch Ian hielt ihm bereits die Spitze seines Messers an die Kehle.
    Keuchend ließ der Mann die Arme sinken. „Verflucht, Jake, pfeif deinen Wachhund zurück, ich bin’s – Samuel!“
    Überrascht eilte Jake auf ihn zu, und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Waffe weg, Ian!“, rief er, reichte dem großen Mann am Boden seine Hand und half ihm beim Aufstehen. „Samuel, das ist eine Ewigkeit her!“ Er lachte und umarmte ihn. „Ich habe dich im ersten Moment nicht erkannt.“ Den Wachen, die hinter Samuel in die Bibliothek gerannt waren, gab der Earl ein Zeichen, den Raum wieder zu verlassen.
    „Du hast recht, ich könnte mich wirklich mal wieder rasieren“, sagte Samuel und strich über die Bartstoppeln an seinem Kinn.
    „Und auch baden“, erwiderte Joanna. „Du stinkst fürchterlich, Sam.“ Sie kam hinter dem Tisch hervor und stellte sich vor den hünenhaften Mann mit den roten Locken und den dunkelblauen Augen.
    „Joanna, bezaubernd wie immer!“ Samuel lachte und beugte sich vor, um ihre Hand zu küssen. „Und keinen Tag älter geworden, seit ich dich das letzte Mal sah.“
    Schmunzelnd schüttelte Joanna den Kopf. „Du bist immer noch der gleiche Charmeur wie früher, stelle ich fest.“
    „Ja.“ Samuel

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