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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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betrifft …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich werde sie dir morgen aufzählen, doch jetzt muss ich zurück in die Burg und mich für das Bankett umziehen. Ich habe Lady Joanna versprochen, sie dorthin zu geleiten, und sie wartet sicher schon sehnsüchtig auf mich.“ Er nickte Ian zu, dann drehte er sich um und verließ pfeifend die Waffenhalle.
    Die Adern an Ians Hals traten pochend hervor, während er versuchte, die Kontrolle über sich zu behalten. Zu gerne würde er Samuel mit Hilfe seines Schwertes beweisen, dass es sehr wohl eine Rangfolge gab – in der Waffenhalle ebenso wie bei Joanna. Doch stattdessen blieb er stehen und sah Lord Redcliff ohnmächtig hinterher.
     
    Ian betrachtete sein Spiegelbild und versuchte, seine Wut auf Samuel beiseitezuschieben. Der Kammerdiener Cedric hatte gerade letzte Hand an seine Garderobe und seine Haare gelegt und perfekte Arbeit geleistet. Sein Haar glänzte und war ordentlich geflochten, und die schwarze Festkleidung betonte seine dunklen Augen. So ärgerlich es war, dass Jake eine Feier zu Ehren dieses Angebers Samuel ausrichtete, bot es ihm doch die Gelegenheit, mit Joanna zu tanzen. Zwar würden es wieder nur zwei Tänze sein, doch er freute sich schon darauf, seit sie ihm gestern Nacht von dem Bankett erzählt hatte.
    Kurz darauf betrat Ian den Festsaal und sah zur Herrschaftstafel hinüber: Samuel saß mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck zwischen Joanna und Jake und unterhielt sich angeregt mit beiden. Ian nickte ihnen zu und ließ sich an einem der hinteren Tische bei den Studenten nieder. Er schenkte sich reichlich Wein ein, leerte seinen Becher in einem einzigen Zug und hörte Jake zu, der eine nicht enden wollende Lobesrede auf seinen einstigen Waffengefährten begonnen hatte – ein Vortrag, den Ian nur mit weiteren Bechern Wein ertragen konnte.
    „So wunderbar hat Samuel auch nicht gekämpft“, meinte Will nach einiger Zeit. „Er ist groß und kräftig, aber von Technik oder Raffinesse keine Spur!“ Er zuckte mit den Achseln.
    „Na ja, in der Erinnerung des Earls verklärt sich sicher manches“, erwiderte Raine grinsend.
    „Wo steckt Victorian eigentlich?“, fragte Finley in die Runde. „Ich habe ihn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen.“
    „Er besucht den Duke of White Sands an der Ostküste“, erwiderte Ian. Er war froh, für einen Moment von seinen finsteren Gedanken über Samuel abgelenkt zu werden. „Der neugeborene Sohn des Duke of White Sands wird in zwei Tagen getauft, und Victorian soll Pate werden. Er kommt erst Ende der Woche wieder zurück.“
    Nachdem das Essen beendet war, stellten die Diener Tische und Bänke an die Seite und die Musiker stimmten Tanzmusik an. Ian begab sich zusammen mit Raine und Harper in eine Ecke des Saales und beobachtete, wie sich die Tanzfläche mit Paaren füllte. Auch Samuel führte Joanna dorthin, interessiert beäugt von den Studentinnen. Ian lächelte. Es war ihm sehr recht, wenn die jungen Damen sich um Samuel rissen, dann würde er später in Ruhe mit Joanna tanzen können. Aber Samuel schien die koketten Blicke der Studentinnen nicht wahrzunehmen, seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich der Burgherrin.
    Ian füllte seinen Weinbecher nach, trank einen tiefen Schluck und wartete. Doch Samuel schien weder an eine Pause zu denken noch an einen Wechsel der Tanzpartnerin. Nachdem Ian seinen Becher zum dritten Mal geleert hatte, stellte er ihn auf einem der Tische ab und ging zu Joanna und Samuel. „Samuel, es ist an der Zeit, Joanna einem anderen Tanzpartner zu überlassen“, erklärte er.
    „Und wem?“ Unwillig hielt Samuel inne. „Dir?“
    „Zum Beispiel“, erwiderte Ian kühl.
    Samuel warf ihm einen abschätzenden Blick zu. „Möglicherweise habe ich etwas nicht mitbekommen, Ian, deshalb frage ich offen: Bestehen irgendwelche Rechte von dir an Joanna?“
    Ian atmete tief aus. „Nein.“
    „Das hätte mich auch gewundert.“ Samuel lächelte. „Was wollte Joanna auch von einem ungebildeten und geächteten Mann? Also sei so gut, geh uns aus dem Weg und such dir eine andere Lady.“
     
    Von der anderen Seite des Festsaales sah Galad, der dort mit Eloïse tanzte, wie Ian die Tanzfläche nach dem Gespräch mit Samuel wutentbrannt verließ, sich mit seinem Weinbecher in eine Ecke begab und mit düsterer Miene Samuel und Joanna beobachtete. Galad runzelte die Stirn. Ian hatte heute Abend schon mehr Wein getrunken, als ihm guttat. Als die Musik endete, führte er Eloïse an die Seite.

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