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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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müssen zuerst klären, ob der Ehrlose etwas gestohlen hat, bevor wir ihn abführen können.“
    Der Viscount schnaubte. „Nichts leichter als das.“ Er trat zu Ian und zog dessen Schwert aus dem Waffengürtel. „Gestohlen!“, erklärte er und reichte es einem der Soldaten zur Begutachtung. „Wie sonst kommt ein Ehrloser zu einer so kostbaren Waffe?“
    „Es war ein Geschenk“, widersprach Ian. „Ich habe noch nie in meinem Leben etwas gestohlen!“
    Die Hände des Viscounts fuhren an Ians Körper entlang, und ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. „Und wie hättest du die Kette bezahlen wollen? Ich kann keine Geldbörse bei dir entdecken.“
    „Ich wollte die Kette auch nicht kaufen“, erklärte Ian, „ich wollte ...“
    „Da hört ihr es alle!“, unterbrach ihn Adcoque. „Er hatte nicht vor, den Schmuck zu kaufen. Er ist ein Dieb und ein Lügner.“
    Ian fluchte innerlich. Adcoque hatte ihn überlistet! Hastig sah er sich um. Der Zwischenfall erregte immer mehr Aufsehen. Etliche Marktbesucher standen bereits im Kreis um sie herum und beobachteten das sich ihnen bietende Schauspiel. Zwar könnte er sich aus dem Griff der zwei Ritter befreien, aber das würde ihn jetzt nur noch verdächtiger machen. „Ich habe nichts genommen“, wiederholte Ian. „Lasst mich los, und ich werde den Markt sofort verlassen.“
    „Das sagen sie alle.“ Adcoque sah die beiden Stadtwachen an. „Ich kenne diesen Ehrlosen. Er hat auf meinen Ländereien für Unfrieden gesorgt und meine Bauern bestohlen. Wir nehmen ihn mit uns, und ich sorge persönlich für seine Bestrafung.“
    Die beiden Soldaten nickten, froh, sich nicht länger mit dem Fall befassen zu müssen und wandten sich zum Gehen.
    „Wartet!“, rief Ian den Wachen zu, um sie zurückzuhalten. Sie durften ihn keinesfalls Adcoque überlassen, dann lieber das Stadtverlies! „Ich bin der Fechtmeister von Grey ...“ Ein Schlag ins Gesicht hinderte ihn am Weitersprechen.
    „Die Lügen eines Ehrlosen interessieren niemanden!“, rief einer der beiden Ritter, die ihn festhielten, und versetzte Ian einen Stoß in den Rücken. „Lauf jetzt!“
    Ian stolperte nach vorne, blieb aber sofort wieder stehen. Er musste Zeit gewinnen! Verzweifelt suchte er die umstehende Menge nach einem bekannten Gesicht ab, während die Männer an seinen Armen zerrten. Jemand musste Joanna benachrichtigen, damit sie die Situation aufklärte!
    „Oh, du bist störrisch?“ Der Viscount feixte. „Da habe ich etwas Feines für dich.“ Er griff in seine Tasche und zog einen langen, breiten Lederriemen heraus.
    Ian erkannte die Schlaufe am Ende des Riemens, und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Wenn es Adcoque gelingen würde, ihn von diesem Markt fortzuschaffen, war er verloren! Wie sollte Joanna jemals erfahren, wo er war? Sie würde ihn niemals in den Fängen des Viscounts vermuten. Er musste sofort fliehen, egal, wie verdächtig er sich damit machte. Ian bäumte sich auf und riss sich von den beiden Rittern los. Er wollte losrennen, aber die drei anderen Ritter schnitten ihm mit gezogenen Schwertern den Weg ab. Verdammt, er saß in der Falle! Die beiden ersten Männer packten ihn wieder an den Armen, und einer der anderen Ritter trat auf ihn zu und hielt seinen Kopf fest, während Adcoque die Schlinge um seinen Hals legte. Hasserfüllt sah Ian Adcoque an. Der einzelne Ritter ließ ihn los, und mit einem triumphierenden Lächeln zog Adcoque am Riemen. Die Schlaufe verengte sich und grub sich in Ians Haut ein. Keuchend wollte Ian danach greifen, doch Adcoques Männer drehten ihm die Arme auf den Rücken. Wenn er nicht stranguliert werden wollte, musste er notgedrungen in Richtung des Viscounts gehen.
    Adcoque lachte laut. „Folgsam wie ein Lämmchen, was? Aber irgendetwas stimmt noch nicht …“ Er betrachtete Ian, der schwer atmend vor ihm stand, mit zusammengekniffenen Augen. „Zieh dein Hemd aus!“, entschied er.
    Ian presste die Lippen aufeinander und bewegte sich nicht. Er wusste, er hatte keine Chance, doch wollte er den Befehlen des Viscounts nicht widerstandslos gehorchen. Diese Genugtuung würde er ihm nicht bereiten.
    Adcoque wartete einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern. „Du hast es so gewollt.“ Mit einem festen Ruck riss der Viscount an der Leine, sodass Ian strauchelte und nach vorne auf die Knie fiel. Die Schlinge um seinen Hals zog sich zu, und Ian kämpfte gegen die Panik an. Die beiden Ritter hielten weiterhin unerbittlich seine Arme

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