Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
Wand der Waffenhalle, und den anderen Studenten erging es nicht besser. Ian hatte sie den ganzen Nachmittag durch die Halle gescheucht: Wettrennen, Liegestütze und Fechteinheiten – und alles wieder von vorne.
    „Seit wann ist Ian so ein Menschenschinder?“, keuchte Victorian, als Ian sie erneut zu Liegestützen aufforderte.
    „Keine Ahnung, aber es gefällt mir nicht“, erwiderte Raine, der vor lauter Anstrengungen sogar auf seine üblichen Schmähungen gegen Victorian verzichtete.
    „Er lässt seine Verärgerung wegen des Streits mit dem Earl an uns aus“, sagte Harper.
    Eloïse runzelte die Stirn, denn sie teilte Harpers Auffassung nicht. Der Streit hatte gestern Morgen stattgefunden, doch das Training gestern Nachmittag und gestern Abend war völlig normal gewesen. Die Auseinandersetzung mit dem Earl konnte demnach nicht der Grund für Ians schlechte Laune heute sein. Auf dem Weg zur Waffenhalle war sie vorhin hinter zwei Studentinnen hergelaufen, die sich lautstark über Lady Joanna beschwert hatten, die übler Stimmung gewesen sei und die jungen Frauen den ganzen Morgen nur Knoblauch hatte schneiden lassen. Eloïse grinste. Für dieses gleichzeitig auftretende, gereizte Verhalten dieser beiden sonst so netten Menschen gab es nur eine Erklärung …
    „Wenn du noch lachen kannst, Korin, kannst du auch noch trainieren!“ Ian war neben sie getreten und betrachtete sie streng. „Allerdings ist die Stunde zu Ende. Wir werden aber heute Abend genau so weitermachen, und die nächsten Tage auch!“
    Eloïse starrte ihn entsetzt an. Das konnte nicht Ians Ernst sein! Sie musste ihn dringend dazu bringen, sich mit Lady Joanna auszusöhnen, sonst würde sie diese Woche nicht überleben!
     
    Jake stand am Eingang der Waffenhalle und sah hinein. Das Training war vorbei, nur noch Korin und Ian standen auf der Kampffläche, und der schmächtige junge Student sprach eindringlich auf Ian ein. Plötzlich veränderte sich Ians Gesichtsausdruck, und er packte Korin am Oberarm und zog ihn in die Waffenkammer. Mit einem Knall schloss sich die Tür hinter den beiden. Jake wartete eine Weile, doch die zwei Männer kamen nicht mehr heraus. Was in aller Welt trieb Ian so lange mit Korin dort drinnen? Schließlich gab er auf und verschob das Gespräch mit Ian auf den Abend.
     
    „Woher weißt du es?“, fragte Ian böse.
    „Es war nur ein Gefühl“, erwiderte Eloïse. Weibliche Intuition wäre das bessere Wort, aber das konnte sie ihm schlecht sagen. „Aber durch deine Reaktion bin ich sicher, ich habe recht!“
    Ian schnaubte und ließ sie los. „Ja, du hast recht – mit beidem.“
    „Du und Lady Joanna seid ein heimliches Liebespaar und habt euch furchtbar gestritten“, fasste Eloïse ihre Erkenntnisse triumphierend zusammen.
    „Wenn du es noch lauter sagst, weiß es bald die ganze Burg“, grollte Ian.
    „Nein, keine Sorge, ich behalte es natürlich für mich.“
    Zweifelnd sah Ian sie an. „Du kannst Stillschweigen bewahren?“
    „Bei wichtigen Sachen schon.“ Sie könnte ihm sogar beweisen, dass sie zumindest ein Geheimnis erfolgreich bewahrte, aber das ging natürlich ebenfalls nicht. „Und was willst du jetzt tun? Uns im Training zu schikanieren, ist keine Lösung.“
    Ian zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Als Ehrloser kann ich Joanna keine Zukunft bieten. Um wieder geadelt zu werden und einen Titel zu erhalten, brauche ich Jakes Fürsprache. Und wie gut unser Verhältnis ist, hat man gestern gesehen.“
    „Liebst du Joanna?“
    „Mehr, als du dir vorstellen kannst.“
    „Dann sag es ihr! Du brauchst sie, um durchzuhalten.“ Vorsichtig legte Eloïse ihre Hand auf Ians Oberarm. „Ich kenne dich erst seit eineinhalb Monaten, aber die Schatten unter deinen Augen werden jede Woche dunkler.“
    Ein argwöhnischer Ausdruck erschien auf Ians Gesicht. „Kennst du eigentlich Laurentin of Crosslands?“, fragte er unvermittelt.
    „Nein, den Namen habe ich nie gehört“, antwortete Eloïse. „Warum?“
    „Es ist nicht wichtig, vergiss die Frage.“
    „Gut, dann hör zu. Vielleicht mag der Earl dich nicht, aber das ist egal. Lady Joanna spricht für dich vor dem König, Lord Lionsbridge und wir Studenten auch. Bitte, Ian, gib nicht auf! Denn, wenn du gehst, dann müsste ich ebenfalls die Akademie verlassen, weil kein anderer Fechtmeister so viel Geduld mit mir haben wird wie du. Und das willst du sicher nicht verantworten, oder?“
    „Du bist unmöglich!“ Ian lachte. „Aber du hast

Weitere Kostenlose Bücher