Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
nachdem unser Marktbesuch in Chesmuir wegen mir so abrupt enden musste.“ Er sah in die Runde. „Wer hat Lust?“
    „Wir kommen alle mit, ist doch klar!“, übertönte Harper die zustimmenden Rufe seiner Mitstudenten.
    „Sag im Dorf Bescheid, dass sie ein Extrafass für uns bereitstellen, Ian“, rief Raine.
    „Wunderbarer Vorschlag!“ Will grinste. „Damit verzeihen wir dir deine miesepeterige Laune von gestern.“
    „Hast sicher besser geschlafen heute Nacht, oder?“, fragte Eloïse unschuldig. Die anderen Studenten lachten, auch wenn sie den tieferen Sinn ihrer Worte nicht verstanden. Sie hielten weiterhin die Auseinandersetzung mit dem Earl für den Grund für Ians gereizte Stimmung beim letzten Training.
    „Korin, du fegst die Halle!“, ordnete Ian mit unbeweglicher Miene an.
    Kichernd verließen die anderen die Waffenhalle, und Eloïse blieb mit Ian alleine zurück.
    „Glaub nicht, dass ich dich in Liebesdingen noch ein einziges Mal berate!“, sagte sie, als sie an ihm vorbeiging, um den Besen aus der Ecke zu holen. „Wenn das der Dank ist.“
    Ian, der am Schreibtisch stand, lachte. „Lass den Besen stehen. Das war nur ein Spaß.“
    „Sehr komisch.“
    „Komm mit.“ Er legte ihr die Hand auf die Schulter und führte sie in die Waffenkammer. „Ich will dir etwas schenken.“ Er schloss die Tür und griff nach einem länglichen Gegenstand, der in Stoff verpackt auf einer Truhe lag, und reichte ihn ihr.
    Neugierig wickelte Eloïse das Tuch auf. Ein Degen lag darin, glänzend und unbenutzt. Sie schloss ihre Finger um den Griff: Die Waffe war überraschend leicht, und das kurze Griffteil schien wie für ihre Hand gemacht. „Ian?“ Ungläubig sah sie ihn an.
    „Er ist für dich“, erklärte er. „Eine Maßanfertigung sozusagen. Sieh dir mal den Korb über dem Griff genauer an.“
    „Da ist ja das Wappen von Coldhill!“, staunte Eloïse.
    „Und nicht nur das. Ich habe auch deine Initialen eingravieren lassen. Schau, dort auf dem Griffteil: KC.“
    Ein Schatten huschte über Eloïses Gesicht, als sie die beiden ineinander verschlungenen Buchstaben betrachtete.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte Ian. „Gefällt dir der Degen nicht?“
    „Oh doch“, antwortete Eloïse schnell, um ihre Bestürzung zu überspielen. „Er … er ist wundervoll.“ Es war nicht die Tatsache, dass es nicht ihre Initialen waren, die ihr zu schaffen machte – es waren ihr Verkleidungsspiel und die ganzen Lügen, die damit verbunden waren. Sie hasste es inzwischen so sehr. Wie konnte sie Ian noch in die Augen blicken, geschweige denn, ein solch kostbares Geschenk von ihm annehmen? Er hatte ihr sein größtes Geheimnis gestanden, und sie täuschte ihn weiterhin eiskalt. Das würde er ihr niemals verzeihen! Schon oft hatte sie überlegt, ihn einzuweihen. Gestern wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, doch sie hatte ihn verpasst. Jetzt war es für die Wahrheit zu spät. „Woher hast du ihn?“, wollte Eloïse wissen.
    „Ich habe den Degen vor einiger Zeit beim Dorfschmied für dich in Auftrag gegeben“, antwortete Ian. „Gestern hat Malcolm ihn mir mitgebracht.“
    „War er nicht sehr teuer?“, fragte Eloïse. Victorian hatte ihr von Ians finanzieller Situation berichtet.
    „Ich habe Malcolm versprochen, ihm dafür während der Ferien ein paar Tage in der Schmiede zur Hand zu gehen“, erwiderte Ian. „Worauf ich mich sehr freue“, setzte er nachdrücklich hinzu.
    Eloïse blickte zu Boden. Jetzt schämte sie sich noch mehr. „So ein schönes Geschenk habe ich nicht verdient.“
    „Oh doch!“, widersprach Ian. „Du hast von allen Studenten am härtesten gearbeitet.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Leider merkt man nichts davon. Ich werde durchfallen.“
    „Und wer ist jetzt der Miesepeter?“, neckte Ian sie.
    Eloïse konnte nicht antworten. Sie hatte alle Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten und sah zur Seite.
    „Korin, sieh mich an.“ Ian drehte ihr Kinn zu sich. „Ich werde zusammen mit Lord Lionsbridge und dem Earl einen Brief an die Prüfungskommission verfassen, indem wir darum bitten, den Degen für dich anstelle des Schwertes als Prüfungswaffe gelten zu lassen. Dann hast du eine echte Chance.“ Er öffnete die Tür und schob sie nach draußen.
    Eloïse schniefte. Wie sollte sie es jemals wiedergutmachen? In ihrer Verzweiflung fiel sie ihm einfach um den Hals. „Danke, Ian“, schluchzte sie.
    Beruhigend klopfte er ihr auf den Rücken. „Ist schon gut, Kleiner, ist schon gut.“
     
    „Ian

Weitere Kostenlose Bücher