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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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sympathisch.“
    Auch auf Ians Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. „Gut, meine Herren, dann sehen wir uns morgen früh in der Waffenhalle zum Training, damit wir nicht wieder von einer Lady gerettet werden müssen.“ Kopfschüttelnd verließ er die Bibliothek und stieg den Treppenturm hinauf zum Krankenzimmer. Für die Sicherheit der Studenten hätte er sein Amt ohne zu zögern niedergelegt, doch die jungen Männer beurteilten die Geschehnisse der Nacht offensichtlich anders als er und wollten ihn als Fechtmeister behalten. Und das war ihm, ehrlich gesagt, nur recht.
     
    Es war Nachmittag, als die junge Frau die Augen zum ersten Mal öffnete. Ian hatte seit dem Vormittag an ihrem Bett gesessen und ihre Hand gehalten. Sie blinzelte und bewegte vorsichtig ihren Kopf.
    „Bleib ruhig liegen“, sprach er sie an. „Du hast eine Stichwunde in der linken Schulter.“ Er lächelte. „Du hast wirklich verdammtes Glück gehabt.“ Er ließ ihre Hand los und griff nach einem Becher mit Kräutersaft, der hinter ihm auf einem Tisch stand. „Das hilft gegen die Schmerzen.“ Behutsam setzte er den Becher an ihre Lippen, und sie trank ihn in winzigen Schlückchen aus. Ian stellte den Becher zurück auf den Tisch und sah sie fragend an. „Wie heißt du eigentlich? Korin sicher nicht.“
    „Korin ist mein Bruder“, antwortete sie leise. „Ich bin Eloïse.“
    „Das ist ein wunderschöner Name“, erklärte Ian.
    Eloïse verzog das Gesicht. „Ja, wenn man zierlich, bildhübsch und voll Grazie ist – also nichts für mich.“ Sie schlug die Augen nieder.
    „Oh, ich denke, wenn deine Haare wieder länger sind und du damenhaftere Kleidung trägst …“
    Sie schwieg, und Ian lächelte. „Auf jeden Fall habe ich jetzt gute Argumente, die Prüfungskommission davon zu überzeugen, den Degen als Waffe für dich gelten zu lassen.“
    Nun hob sie den Blick und sah ihn gequält an. „Ian, hör auf mit diesem scheinheiligen Gerede und sag es einfach!“
    „Was denn?“, fragte er verwundert.
    „Na, so was wie: Eloïse, ich bin tief enttäuscht von dir. Du hast mein Vertrauen missbraucht und mich angelogen. Verschwinde aus meinen Augen und gib mir den Degen zurück !“
    Ian lachte. „Die Moralpredigt darf dir der Earl nachher halten.“
    „Du bist mir nicht böse?“ Ungläubig sah sie ihn an.
    „Ich bin froh, dass du noch lebst“, erwiderte Ian. „Ich bin stolz, wie mutig du gestern warst, und ich bewundere deine Zähigkeit, diese Täuschung wochenlang durchzuhalten.“ Er seufzte. „Natürlich bin ich auch verärgert, aber nur, weil du scheinbar Angst hattest, dich mir anzuvertrauen.“
    „Ich wollte dich einweihen, aber ich befürchtete, deine Freundschaft zu verlieren!“, gestand Eloïse. „Du bist doch mein Freund, oder?“, fragte sie vorsichtig.
    „Ja, und genau deswegen hättest du es mir sagen können. Dann hätte ich besser auf dich aufgepasst und dich weniger getriezt.“
    „Du hättest mich gedeckt?“ Sie starrte ihn an.
    Ian grinste. „Nicht nur du kannst Geheimnisse bewahren. Absolute Diskretion ist sozusagen eine Leidenschaft von mir.“
    Eloïse verdrehte die Augen. „Wie haben es die Studenten aufgenommen?“, wollten sie nach kurzem Schweigen wissen.
    „Gib ihnen die Erntedankferien Zeit, darüber hinwegzukommen“, antwortete Ian ehrlich.
    „Und Victorian?“, fragte sie unsicher.
    „Er braucht vielleicht noch eine Woche länger“, gab Ian zu.
    „Schade“, erwiderte Eloïse traurig. „Ich dachte, er wäre ebenfalls mein Freund.“
    „Das ist er auch. Aber du kennst ihn doch.“
    „Als Frau wird er nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, befürchte ich“, sagte Eloïse und senkte den Kopf.
    „Überlass diese Entscheidung doch einfach ihm“, schlug Ian vor und erhob sich von seinem Stuhl. „Ich muss Joanna Bescheid sagen, dass du wach bist“, erklärte er. „Sie wird die Verbände wechseln und sich nach deinem Befinden erkundigen wollen. Und dann schläfst du am besten wieder.“
    „Aber ich bin nicht mehr müde“, widersprach Eloïse.
    „Das ändert sich gleich.“ Ian tippte an den leeren Becher auf dem Tisch. „Ich spreche aus Erfahrung.“
     
    Spät am Abend stand Victorian vor der Tür des Krankenzimmers und legte zögernd die Hand auf die Klinke. Schließlich drückte er sie herunter und betrat leise den Raum, der nur vom silbernen Schein des Mondes erhellt wurde. Langsam schritt er auf das Bett zu und betrachtete die Gestalt, die dort lag.
    Korin schlief. Nein,

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