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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Bony, der ebenfalls aufgestanden war, mit Elizabeth bekannt.
    »Miss Nettlefold, das ist Inspektor Napoleon Bonaparte. Er besteht darauf, einfach Bony genannt zu werden. Erlauben Sie mir, Bony, Sie mit Miss Nettlefold bekannt zu machen, der jungen Dame, die es auf sich genommen hat, meine Patientin zu pflegen.«
    »Guten Tag«, sagte Elizabeth kühl und distanziert.
    »Es freut mich sehr, eine junge Dame kennenzulernen, die so selbstlos die Pflege einer völlig Fremden auf sich genommen hat«, sagte Bony und verneigte sich auf so anmutige Art, wie Elizabeth das nie zuvor bei einem Mann gesehen hatte. »Einen Polizeibeamten im Haus zu haben, ist immer lästig, das weiß ich. Ich werde mich bemühen, so wenig wie möglich zu stören.«
    Das Licht schien ihm direkt ins Gesicht, und sie war fasziniert vom Blick dieser blauen klugen Augen. Sein Gesicht war fein geschnitten, nichts an diesen schmalen Zügen verriet die australische Herkunft. Die zeigte sich einzig in der Farbe seiner Haut. Eigentlich wollte sie sagen, daß seine Anwesenheit, da sie ja mit der Pflege der Kranken beschäftigt war, sie in keiner Weise stören würde. Statt dessen jedoch sagte sie: »Woher wissen Sie, daß ein Polizeibeamter im Haus lästig ist?«
    »Weil mir das meine Frau jedesmal sagt, wenn ich nur fünf Minuten zu Hause bin«, antwortete er und trat – vielleicht weil sie nicht aufzutauen schien – einen Schritt näher. »Ich würde mir Ihre Patientin gern ansehen. Am liebsten, solange es noch hell ist. Wenn Sie mich als einen Bekannten vorstellen würden … Ehe ich dann wieder aus dem Zimmer gehe, werde ich mich an den kleinen Nachttisch stellen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in das Ankleidezimmer gehen und sich genau dorthin stellen würden, wo Sie waren, als Sie den Mann im Spiegel sahen. Tun Sie dann, wenn ich vom Tisch wegtrete und aus dem Zimmer gehe, genau das, was Sie in jener Nacht getan haben. Und mit der gleichen Geschwindigkeit.«
    »Bitte, wenn Sie es wünschen. Wollen wir gleich jetzt gehen?«
    Bony nickte. »Danke«, sagte er. »Mr. Nettlefold, Dr. Knowles, entschuldigen Sie mich.«
    Er hielt Elizabeth die Tür und trat dann nach ihr in den Flur hinaus.
    »Noch einen Moment, Miss Nettlefold«, sagte er, und sie drehte sich ruhig um, ihr Blick noch immer kühl und ablehnend. »Ich möchte Ihnen gern noch ein, zwei Fragen über diese bedauernswerte junge Frau stellen. Wie ich hörte, haben Sie an einigen ihrer Kleidungsstücke die Initialen M.M. gefunden. Wenn es uns einmal gelungen ist, Ihre Patientin zu identifizieren, wird es wesentlich leichter sein, herauszufinden, wer ihr ans Leben will. Sagen Sie mir also bitte, von was für Qualität war die Unterkleidung der jungen Dame.«
    Er bemerkte die Empörung in ihrem Gesicht und wußte, daß er wieder einmal den gleichen Widerständen gegenüberstand, mit denen er im Rahmen seiner Arbeit so oft schon zu kämpfen gehabt hatte.
    »Also das geht wirklich …« begann sie von oben herab.
    »Miss Nettlefold, ich bin dreiundvierzig Jahre alt und seit zwanzig Jahren verheiratet«, unterbrach er. »Glauben Sie mir, es geht mir einzig darum, die Identität Ihrer Patientin festzustellen, und dazu brauche ich diese Informationen. Lassen ihre Kleider darauf schließen, daß sie – nun, aus der besseren Gesellschaft kommt? Sind sie teuer oder billig und von minderer Qualität?«
    »Ich würde sagen, daß die Sachen in guten Fachgeschäften gekauft sind«, antwortete sie steinern.
    »Danke. Sehen Sie, ein Mann könnte diese Frage nie beantworten. Und die Oberkleidung eines Menschen ist nicht immer ein glaubwürdiger Hinweis auf seinen sozialen Stand. So, jetzt können wir gehen.«
    Elizabeth, die ihn schweigend durch den Flur führte, war verwundert über seine Erklärungen und noch immer nicht mit der Tatsache ausgesöhnt, daß man ihn als Gleichgestellten im Haus aufgenommen hatte. Hetty stand aus ihrem Sessel neben dem Bett auf, als sie eintraten. Auch sie wirkte ablehnend, wenn auch vielleicht mehr aus Treue zu ihrer Herrin.
    Es war kühl und hell im Zimmer, und jetzt, da die Hitze des Tages nachgelassen hatte, waren die Vorhänge geöffnet, damit der leichte Wind Zugang hatte.
    »Sie haben Besuch«, sagte Elizabeth, als sie sich über das Bett neigte. »Der Herr will versuchen herauszufinden, woher Sie kommen und wer Sie sind, und er hat versprochen, nicht so lange zu bleiben, daß es Ihnen lästig wird.«
    Sie richtete sich wieder auf und wandte sich Bony mit einem Blick zu,

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