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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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mit einer bestimmten Absicht – um nämlich Ted Sharp die Möglichkeit zu geben, von der Wahrheit abzuweichen, wenn er das wollte. Dies war einer von Bonys Lieblingstricks – unter bestimmten Umständen den Leuten Zeit zu lassen.
    »Wo waren Sie also in der Nacht, als das Flugzeug gestohlen wurde, wenn Sie nicht die ganze Zeit am Faraway Bore waren?«
    »Ich bin ungefähr um neun zu Mitchell’s Well gefahren. Das ist südlich von Faraway Bore. Es war die ganzen Tage so windstill gewesen, und ich wollte nachschauen, ob die Windmühle genug Wasser in die Tanks gepumpt hatte, daß es dem Vieh für die nächsten drei Tage reichen würde. Wir wollten nämlich am nächsten Tag Inspektion machen und sehen, welche Tiere wir den Treibern übergeben. Ich bin gegen ein Uhr morgens wieder zurück gewesen.«
    »Ah, ja. Ich erinnere mich, Mitchell’s Well auf der Karte gesehen zu haben. Sie haben kein Flugzeug gehört?«
    »Nein.«
    »Und Sie sind mit dem Wagen zu Mitchell’s Well gefahren?«
    »Ja. Ich habe meinen eigenen kleinen Lastwagen.«
    »Haben Sie in dieser Nacht am selben Ort geschlafen wie in der darauffolgenden?«
    »Ja. Die Verhältnisse waren die gleichen.«
    An diesem Punkt kam Nettlefold ins Zimmer, und die beiden Männer standen auf, Ted Sharp mit unverhohlener Erleichterung auf dem gebräunten Gesicht. Der Wagen war bereit. Bony eilte in sein Zimmer, um seine Sachen zu holen. Er sah Ted Sharp und Elizabeth nicht mehr, doch Dr. Knowles begleitete ihn und Nettlefold zum Wagen. Zehn Minuten später überquerten sie den Fluß.
    Und was für ein Fluß das war! Gewiß der verrückteste Fluß der Welt, die Diamantina. In den Bergen Zentralqueenslands sammelt er gewaltige Wassermassen, die sich dann brodelnd in das wüstenähnliche Gebiet im Nordosten Süd–Australiens ergießen. Hier unten in Coolibah war der Strom fast fünfundzwanzig Kilometer breit, und um diese Zeit war nicht ein Tropfen Wasser in den wirr verzweigten Kanälen und Seitenarmen.
    Auf und nieder ging es, über Uferböschungen und durch das staubtrockene Flußbett. Die Fluten des vergangenen Jahres hatten Gras- und Kräutersamen hier abgelegt, und in vielen der Kanäle grünte es jetzt üppig.
    »Früher ist es mir öfter als einmal passiert, daß mir auf der Heimfahrt von einer Inspektionsrunde riesige Wassermassen den Weg nach Hause versperrt haben«, bemerkte Nettlefold. »Heute wird es gleich von Farm zu Farm weitergegeben, wenn sich oben die Flut sammelt. Da werden wir rechtzeitig gewarnt.«
    »Es hat mich gleich gewundert, daß Ihre Farm auf der Ostseite steht, obwohl sich doch der größte Teil Ihres Geländes auf der Westseite des Flusses befindet«, meinte Bony.
    »Das Haus wurde damals dort gebaut, weil es da auf einer Anhöhe steht und der Stadt viel, viel näher ist.«
    Als sie das Gewirr der Flußkanäle hinter sich hatten, wurde die Fahrt bequemer, und Bony begann, sich im Schein der Armaturenbeleuchtung einen kleinen Stapel Zigaretten zu drehen.
    »Die Telefonverbindung, über die Sie die Flutwarnung erhalten, ist wohl eine private Leitung?« fragte er.
    »Nein. Die Leute, die angeschlossen sind, sorgen für die Instandhaltung und zahlen Miete an die Post.«
    »Aber Sie können mit den anderen Farmen telefonieren, ohne die Vermittlung in Golden Dawn in Anspruch zu nehmen?«
    »O ja. Außerdem haben wir noch eine private Leitung, über die wir alle Außenstellen auf unserem Gelände erreichen können. Bevor wir abgefahren sind, habe ich beispielsweise Ned Hamlin angerufen.«
    »Aha, jetzt verstehe ich. Es gibt eine direkte Verbindung nach Golden Dawn, eine zweite mit den Farmen am Fluß und eine dritte mit Ihren Außenstellen. Ich habe aber in Ihrem Arbeitszimmer nur einen Apparat gesehen. Die anderen –«
    »– stehen im Büro. Ich wollte eigentlich alle drei ins Arbeitszimmer legen, aber Elizabeth meinte, dann würde es da aussehen wie in einem Büro, darum habe ich es gelassen.«
    »Tintanoo liegt direkt oberhalb von Ihnen. Wie heißt die Farm unterhalb? Macedon?«
    »Ja. Dort sitzen die Chidlows, aber die sehen wir nur selten. Ihr nächster Ort ist Birdsville. Mit John Kane haben wir mehr Kontakt.«
    »Ah – der ehemalige Flieger. Erzählen Sie mir doch ein bißchen was über ihn.«
    Nettlefold hatte nichts dagegen. Er schwatzte gern beim Autofahren.
    »Der alte Kane hatte zwei Söhne – John und Charles. Mrs. Kane habe ich nie gekannt. Sie starb, bevor ich hierherkam. Vor dem Krieg waren die beiden Jungen richtige

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