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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Motor sie an.«
    »Wer kümmert sich darum – um die Wasserversorgung, meine ich?« fragte Bony scheinbar beiläufig.
    »Ach, jeder von uns schaut dann und wann mal vorbei.«
    »Und wer war das letzte Mal dort?«
    »Ich.«
    »Wann?«
    »Zwei Tage, bevor wir das Vieh für die Treiber inspiziert haben.«
    »Sicher?«
    Ned zwinkerte verwundert und sagte: »Klar bin ich sicher.«
    Als Bony ihn fragte, ob er das Geräusch eines vorüberfliegenden Flugzeugs oder den Lärm der Explosion am Emu Lake gehört hatte, schüttelte er den Kopf.
    »Wo war Ted Sharp an dem Abend, an dem die Maschine in Golden Dawn gestohlen wurde?«
    »Ha?«
    »Sie haben genau gehört, was ich gesagt habe, Ned.«
    »Ach so, Ted Sharp. Der ist zu Mitchell’s Well rübergefahren.«
    »Sonderbar. Eben sagten Sie, Sie seien der letzte am Mitchell’s Well gewesen, und zwar zwei Tage bevor das Flugzeug gestohlen wurde.«
    Das freundliche Gesicht zeigte Verwirrung. Jedes Kind hätte sehen können, daß Ned log.
    Als Bony wieder zu sprechen begann, war seine Stimme ruhig und eindringlich.
    »Schauen Sie, Ned, ich bin hierhergekommen, um eine Untersuchung durchzuführen. Sie wissen, daß auf dem Hof eine sehr kranke junge Frau liegt. Ich habe den Verdacht, daß ein Verbrechen vorliegt. Was Ted Sharp in der fraglichen Nacht getan hat, hat vielleicht mit meiner Arbeit hier nichts zu tun; es kann aber auch anders sein. Es kann für meine Ermittlung von Bedeutung sein. Ich möchte die Wahrheit von Ihnen wissen. Wo war er an dem Abend?«
    »Verraten Sie auch nichts dem Boß, wenn ich es Ihnen sage?«
    Bony zögerte. »Wenn seine Abwesenheit mit meinem Fall nichts zu tun hat, dann nicht«, antwortete er.
    »Bestimmt nicht«, erklärte Ned glücklich. »Also, er hat mich gestern abend angerufen, bevor Sie mit dem Boß hier ankamen, und hat mich gebeten, ich soll sagen, er war’ drüben an Mitchell’s Well gewesen, falls jemand fragen sollte. In Wirklichkeit war er in Gurner’s Hotel und hat ‘ne Flasche Whisky geholt, aber der Boß wäre stinksauer, wenn er das erfahren würde, weil wir bei der Arbeit nicht trinken dürfen.«
    »Das ist alles? Warum hat er mir das nicht gesagt? Wie lange war er weg?«
    »Er fuhr gegen neun los und war so um eins wieder da. Sie verraten ihn doch nicht? Ted Sharp ist ein feiner Kerl.«
    »Nein, Ned, ich verrate ihn nicht. Und er wird nie erfahren, daß Sie es mir gesagt haben.«
    »Okay, Bony. Das ist nett von Ihnen.«
    Eine halbe Stunde später galoppierte, von einem grölenden Shuteye angetrieben, eine Schar Pferde in den Hof. Die Sonne ging auf, eine riesige blutrote Scheibe über dem fernen grünen Busch, der den langen, schmalen Streifen offenen Landes aus niedrigen Sanddünen und Lehmpfannen begrenzte. Ihre Strahlen färbten das unaufhörlich sprudelnde Wasser, das aus dem gebogenen Brunnenrohr etwa sechshundert Meter nordöstlich der Hütte strömte. Knapp vierhundert Meter westlich verlief nordsüdlich der Zaun der Emu Lake–Koppel.
    »Wollen Sie ein gutes schnelles Pferd?« fragte Shuteye, nachdem er die Pferde in einen eingezäunten Hof getrieben hatte.
    Bony lächelte. »Heute nicht«, antwortete er mit leichtem Bedauern. »Für unsere heutige Arbeit brauchen wir die ruhigsten Pferde, die da sind.«
    Nach dem Frühstück, das aus gebratenem Steak, Brot und Tee bestand, wurden die Pferde gesattelt und die Satteltaschen mit Proviant gefüllt. Die drei Spurenleser führten die Pferde bis zum Gatter der Emu Lake–Koppel und ritten von dort aus in leichtem Trab zum See.
    Unterwegs unterhielt sich Bony mit den beiden Schwarzen über die Viehzucht, über Pferde, Goannas und das Wetter; über alles, nur nicht über die bevorstehende Arbeit. Er trug jetzt nicht mehr den lästigen steifen Kragen und den korrekten Anzug. Von den drei Männern sah Shuteye am ordentlichsten aus.
    Bony atmete tief ein. Die Sonne brannte ihm schon jetzt auf den Rücken. Er hatte die Ärmel aufgerollt und den Kragen weit geöffnet. Er genoß das herrliche Gefühl, völlig frei zu sein, und hatte nur den Wunsch, seinem Hirn Urlaub zu geben, mit seinen beiden Gefährten unbeschwert durch den Busch zu streifen und zu jagen.
    Doch dieser Wunsch verblaßte, als sie unvermittelt aus dem Busch in die offene blaßbraune Erde des ausgetrockneten Sees gelangten, die in blendendem Sonnenlicht vor ihnen lag. Hatte vorher Bonys Körper sein Recht verlangt, so reagierte jetzt angesichts der schwarz verkohlten, formlosen Gegenstände, die auf dem flachen,

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