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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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gebracht hatte, ehe sie auf den vorderen Sitz umgestiegen war, sich dort angeschnallt hatte und schließlich Opfer der seltsamen Krankheit geworden war, an der sie seither litt.
    All diese Mutmaßungen waren so bizarr, daß Bony beschlossen hatte, diese obskure Affäre an ihrem schwächsten Punkt anzupacken: Er wollte eindeutig feststellen, ob die Maschine durch natürliche Ursachen in Brand geraten oder von Menschenhand angesteckt worden war. Wenn ein Mensch die Hand im Spiel hatte, würden ihn die Handlungen des Verantwortlichen vielleicht auf den Weg zur Wahrheit führen.
    Loveacre hatte bei seiner Ankunft am Emu Lake geschätzt, daß seine Maschine etwa fünf Stunden zuvor ausgebrannt war. Er war ganz sicher gewesen, daß das Feuer nicht vor Sonnenuntergang ausgebrochen war, also nicht durch die Einwirkung der Sonne verursacht worden war. Es sprach somit einiges dafür, daß irgendwann in der Nacht nach Auffindung der Maschine und ihrer Passagierin jemand durch den Busch gekommen war, das Flugzeug vernichtet hatte und danach zu seinem Ausgangspunkt zurückgekehrt war. Wenn das zutraf, mußte der Betreffende Spuren hinterlassen haben, und da das Wetter seit jener Nacht trocken und windstill gewesen war, mußten diese Spuren noch vorhanden sein, für Bony und seine Begleiter so deutlich zu lesen wie für einen Weißen die Zeitung.
    Bony, das Halbblut, hatte sich bei der Aufdeckung von Buschverbrechen hervorgetan, weil er für seine Arbeit eine ungeheure Intelligenz, viel Geduld und ein ungemein scharfes Auge mitbrachte. Er vereinigte in sich die Gaben beider Rassen, die sich in ihm gemischt hatten.
    Durch den Zufall seiner Geburt war er in die besondere Lage versetzt worden, sich sowohl in das Denken der Weißen als auch in das der Schwarzen einfühlen zu können. Daher wußte er, daß Shuteye und Bill Sikes nur einen Gedanken im Kopf gehabt hatten, als sie den Auftrag bekommen hatten, nach den Spuren eines Mannes zu suchen, der das Flugzeug vernichtet haben konnte – die Abdrücke der Stiefel eines Weißen aufzuspüren.
    Sie hatten einzig nach den Spuren eines Weißen gesucht, und wären sie auf die Fußabdrücke eines Eingeborenen gestoßen, hätten sie dies wahrscheinlich nicht erwähnt, wenn man sie nicht ausdrücklich danach gefragt hätte. Sie waren darauf fixiert gewesen, die Spuren eines Weißen zu finden, daher hatten sie auch nur die Spuren eines Weißen interessiert.
    Und noch etwas wußte Bony: Wären die beiden Schwarzen beauftragt worden, nach Spuren eines Weißen oder Schwarzen zu suchen, hätten sie nach Abdrücken von Stiefeln oder nackten Füßen Ausschau gehalten. Und nur das. Sie wären gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß sich der Mann, dessen Fährte sie aufspüren sollten, besonderer Mittel bedient haben könnte, um seine Spuren zu vertuschen; sie hätten sich nicht die Mühe gemacht, nach Anzeichen Ausschau zu halten, die die Anwendung einer dieser Methoden verraten hätten.
    Darum, sagte sich Bony, konnte die Möglichkeit, daß in der Nacht jemand das verlassene Flugzeug aufgesucht hatte, nicht ignoriert werden, auch wenn die Schwarzen keine Spuren entdeckt hatten. Der Mann, der die Maschine vernichtet hatte – immer vorausgesetzt, es war so gewesen –, mußte gewußt haben, daß man ihm erfahrene Spurenleser auf die Fährte setzen würde, und hatte daher zweifellos Maßnahmen getroffen, um seine Spuren zu verwischen.
    Bony vermerkte mit Befriedigung, wie der Eifer seiner beiden Helfer sich entzündete, als er sie darauf aufmerksam machte, daß ein möglicher Brandstifter die Methode der gefiederten Füße angewendet haben konnte, um unentdeckt zu bleiben. Sie wußten, daß ihre Suche nun viel intensiver sein mußte, aber auch, daß ein Weißer, wenn er sich der Methode der gefiederten Füße bedient hatte, unweigerlich Fehler gemacht hatte, da er nicht über das Buschwissen der Schwarzen verfügte. Die Erregung, die jeder Jäger kennt, gleich, ob er auf Tier oder Mensch Jagd macht, packte sie.
    »Wir suchen in einem immer größer werdenden Kreis«, erklärte Bony. »Hier steht das Flugzeug. Wir verteilen uns und gehen im Kreis um die Maschine herum und entfernen uns jedes Mal ein Stück weiter. Sie gehen so weit nach hinten, bis ich halt sage, Shuteye, und Sie, Bill Sikes, stellen sich noch hinter Shuteye auf.«
    »In Ordnung, Bony. Ich halt’ die Augen offen«, versicherte Shuteye eifrig.
    »Genau«, stimmte Bill Sikes zu. »Der Bursche denkt, er ist besonders gescheit. Aber wir

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