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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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während die große australische Goanna–Echse langsam aus ihrem Versteck kroch. Der rundliche Körper mit dem kräftigen dicken Hals und dem dicken Schwanz ruhte auf vier plumpen gekrümmten Beinen. Die Unterseite des Halses und die Brust hatten eine gallegelbe Färbung, der Rücken war dunkelgrün und mit schwarzen Rauten gemustert. Mit trügerischer Schwerfälligkeit watschelte das Tier unter dem Bett hervor und blieb mit geblähtem Hals zu Bonys Füßen stehen, den Kopf leicht zur Seite gedreht, so daß es aus einem Auge Bony mißtrauisch ansehen konnte. Dann begann es abrupt aus der Schale zu trinken.
    »Embley ist etwas über einsachtzig lang«, berichtete Ned. »Ist sie nicht eine Pracht? Heiliger Strohsack, da kommt ja Harriet auch noch! Diese beiden Idioten haben sie rausgelassen, statt sie einzusperren. He, hallo! Shuteye! Bill Sikes!«
    »Was ist denn?« rief Bill Sikes aus dem Zelt unter den Pfefferbäumen herüber.
    »Kommt sofort her, ihr beiden«, befahl Ned ärgerlich. »Hier sind Harriet und Embley. Ihr habt sie rausgelassen. Los, holt sie weg hier. Ihr wißt, daß ich nicht mit ihnen fertig werde.«
    Harriet, die ihre Freundin am Freßnapf sah, watschelte mit unglaublicher Geschwindigkeit herüber, um auch noch etwas zu ergattern. Bony hielt es für das beste, sich weiterhin still zu verhalten. Er wußte nicht, wie weit diese Reptilien gezähmt waren, aber sehr folgsam konnten sie nicht sein, sonst hätte Ned es nicht für nötig gehalten, die beiden Schwarzen zu rufen. Embley jedenfalls blähte schon wieder den Hals und glotzte ihn böse an. Harriet hingegen schlabberte mit Genuß ihren Tee.
    Dann erschienen zwei schwarze Gestalten an der Tür. Shuteye trug nur sein Hemd, und Bill Sikes war so nackt wie seine Vorfahren.
    »Schnappt sie euch!« befahl Ned.
    Vorsichtig tappten die beiden Schwarzen in die Hütte, schlichen sich langsam Schritt für Schritt an die mißtrauische Embley und die teetrinkende Harriet an. Dann knurrte Bill Sikes ein kurzes Signal, und sie schossen gleichzeitig los, packten jeder einen Schwanz und begannen kräftig zu ziehen. Die Tiere krallten sich in den Boden, die beiden Schwarzen schrien und schimpften, und so ging es Zentimeter um Zentimeter in Richtung Tür und endlich hinaus. Ned lief zu den Lampen, nahm eine herunter und folgte mit guten Ratschlägen.
    Bony packte die andere Lampe und ging Ned hinterher. Shuteye und Bill Sikes brüllten vor Gelächter, während sie mit den widerspenstigen Tieren kämpften, daß der Staub flog.
    »Halt sie ja fest!« schrie Bill Sikes.
    »Klar halt’ ich sie fest. Und wie fest ich sie halte«, keuchte Shuteye.
    »Ihr habt sie überhaupt nicht richtig eingesperrt, ihr Idioten«, schimpfte Ned aus dem Hühnerhaus. »Mist! Die sind durch ein Loch in der Wand rausgekommen. Haltet sie noch fest, bis ich das Brett zugemacht hab’.«
    »Aber mach schnell!« rief Bill Sikes. »Ich bin kein Krokodildompteur.«
    Bony folgte Neds Licht zum Hühnerhaus, das in einem von Maschendraht umschlossenen und überdachten Hof stand. Im Inneren des roh gezimmerten Stalls häufte Ned mit Windeseile Sand vor das Loch in der Bretterwand.
    »Das tut’s erst mal!« rief er schließlich mit pfeifendem Atem. »Jetzt machen wir, daß wir rauskommen, und reparieren das Loch von der anderen Seite. Die beiden können die wütenden Biester nicht ewig halten.«
    Sobald sie aus dem eingezäunten Hof heraus waren, rief Ned: »Alles klar!«, und schon erschienen im Licht die beiden verbissen kämpf enden Parteien: die zwei Schwarzen, die keuchend zogen und zerrten, und die zwei Reptilien, die sich ihren Anstrengungen, sie in den Hof zu schleppen, wütend widersetzten und dabei riesige Staubwolken aufwirbelten. Zuerst schleifte Shuteye sein Tier in den Hof, dann schwang er es herum, so daß es mit dem Kopf zum Stall stand. Als er losließ, flitzte das Tier vorwärts, und er rannte rückwärts durch das Hofgatter hinaus. Dann kam Bill Sikes an die Reihe, und nachdem auch er sein Tier in den Hof geschleust und sich davongemacht hatte, knallte Ned das Gatter zu und sicherte es mit dickem Draht.
    »Sehen Sie«, rief er, »wir haben hier draußen unser Vergnügen, ohne daß wir erst in die Stadt zu den Rennen fahren müssen.«
    »Das seh’ ich«, erwiderte Bony lachend. »Ich glaube, ich werde mich hier am Faraway Bore königlich amüsieren.«
    »Da können Sie recht haben. Und vor Schlangen brauchen Sie keine Angst zu haben, solange Embley und Harriet da sind. Wir lassen

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