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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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sind auch nicht dumm.«
    Sie bildeten also, jeweils etwa hundert Meter voneinander getrennt, eine Linie, die Speiche eines Rads gewissermaßen, dessen Nabe das Flugzeug war. Zu dieser Nabe hin und wieder von ihr weg hatte irgendwann in der Nacht der Weg des möglichen Brandstifters geführt, und diesen Weg, genauer gesagt, Spuren, die diesen Weg kennzeichneten, mußten sie finden. Jedesmal wenn sie einen Kreis um die Maschine vollendet hatten, bewegten sie sich etwas weiter nach außen, entfernten sich immer weiter von der Nabe des Rads.
    Sie überquerten die Sanddünen, auf denen sie die Spuren von Skorpionen und Tausendfüßlern erkennen konnten. Sie überquerten betonharte Lehmpfannen, in denen die Hufe ihrer Pferde kaum einen Abdruck hinterließen. Sie durchquerten grasbewachsene Lichtungen, wo sich aber, wenn wirklich jemand über sie hinweggegangen sein sollte, die geknickten Grashalme längst wieder aufgerichtet hatten. Einmal durchquerten sie eine große Zone losen, sandigen Bodens, wo Bültgras und wilde Kräuter wuchsen.
    Sie lasen all die kleinen Geschichten, die der Busch zu erzählen hatte; Geschichten, die von Känguruhs und Emus, von Kaninchen und Mäusen, Buschratten, Goannas und winzigen Eidechsen geschrieben waren. Immer wieder stiegen sie ab und hoben Vogelfedern auf, um sie nach Blutflecken zu untersuchen.
    Die Sonne brannte mit stündlich stärker werdender Glut auf sie hinunter, aber sie nahmen es gar nicht wahr.
    Automatisch wedelten sie die zahllosen kleinen Fliegen weg, die ihnen um die Gesichter schwirrten. Bony vergaß sogar seine Zigaretten.
    Der Tag war eigentlich windstill, aber Wirbelwindböen waren unterwegs, torkelten wie Betrunkene von Westen nach Osten über die Ebene, hohe Säulen sich drehender aufgeheizter Luft, rot gemalt vom Sand, der in ihrem Sog aufwärts gewirbelt wurde. Mehrere zogen dicht an den Spurensuchern vorbei, wurden aber nicht beachtet. Nur das immer eigensinniger werdende Verlangen seines Pferdes, Gras und Kräuter aus dem Boden zu rupfen, machte Bony das Verstreichen der Zeit bewußt, und er war erstaunt, als er am Stand der Sonne sah, daß es nach zwei Uhr war. Er rief seine Gefährten, und sie stiegen im Schatten eines ausladenden Baumes von ihren Pferden.
    »Wir machen Mittag. Es ist nach zwei«, erklärte er.
    Sie füllten ihre Becher aus den Wasserschläuchen, die die Pferde um den Hals trugen. Shuteye entfachte ein Feuer, während Bill Sikes die Pferde an Bäumen festband. Wieder blickte Bony zur Sonne und dann auf seinen Schatten. Sie befanden sich östlich vom Emu Lake, nicht sehr weit vom Koppelzaun und von Faraway Bore entfernt.
    »Das Flugzeug hat von selber Feuer gefangen«, meinte Bill Sikes.
    »Solange wir dafür keinen Beweis haben, müssen wir annehmen, daß es in Brand gesetzt wurde«, behauptete Bony unerschütterlich. »Vielleicht hat er ein paar Federn von seinen Füßen hinterlassen, die von so einer Wirbelbö aufgenommen und weit fortgetragen wurden. Habt ihr solche Böen in diesem Sommer schon mal gesehen?«
    »Oft genug«, antwortete Shuteye, der sich niedergehockt hatte und dabei war, sich eine Zigarette zu drehen.
    Bony war enttäuscht, aber er war noch lange nicht bereit aufzugeben. Es blieben ja noch der Rest dieses Tages, der morgige Tag und der danach. Geduld war eine seiner Stärken. Während das Wasser in den Bechern über dem Feuer heiß wurde, hockten sie sich nieder und rauchten.
    »Vielleicht ist der Mann, der die Maschine in Brand gesetzt hat, mit einem anderen Flugzeug darüber geflogen und hat eine Bombe geworfen«, meinte er. »Es ist möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich. Wer hat außer Dr. Knowles ein eigenes Flugzeug?«
    »Niemand«, antwortete Bill Sikes. »Die Dinger sind zu verzwickt, die kann nicht jeder fliegen. Shuteye könnte jedenfalls keine fliegen.«
    »Brauch’ ich auch gar nicht. Mir ist mein Pferd gut genug. Ich möcht’ nicht von ganz da oben runterfallen.« Shuteye lachte und zeigte dabei seine blitzend weißen Zähne.
    Er und Bill Sikes stellten weiter lachend ihre Betrachtungen über die Unsicherheit von Flugzeugen an, doch Bony verfiel in konzentriertes Nachdenken. Hatte die junge Frau, die jetzt hilflos auf Coolibah lag, vielleicht doch die Maschine gestohlen? Er rief sich ihr Bild ins Gedächtnis zurück und konnte es nicht glauben. Sie war mit einer Droge vergiftet worden. Knowles war dessen sicher; und wenn der Arzt recht hatte, konnte sie das Flugzeug nicht aus Golden Dawn entführt haben. Im

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