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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Motor angelassen hatte. »Ich schaue gleich morgen in aller Frühe mit den Schwarzen hinüber zum See. Sollte sich irgend etwas Schwerwiegendes auf der Farm ereignen, können Sie ja Ned anrufen und ihn bitten, zu mir herauszukommen.«
    »In Ordnung«, stimmte Nettlefold zu. »Und wenn Sie irgend etwas brauchen, dann melden Sie sich. Zum Glück haben wir im Augenblick nicht allzuviel zu tun.«
    »Danke. Jetzt, wo die Polizei nach Miss M. M. fahndet, werden wir hoffentlich bald erfahren, wer sie ist. Auf Wiedersehen. Ich habe das Gefühl, ich befinde mich in bester Gesellschaft.«
    »Das stimmt. Gute Nacht.«
    Der große Wagen entfernte sich rasch. Die Scheinwerfer schnitten wie gewaltige Schwerter in die Nacht. Bony lauschte dem Brummen des Motors, bis es langsam verklang. Von drinnen hörte er Ned Hamlin, der die beiden Schwarzen anwies, nachzusehen, ob das Hühnerhaus ordentlich geschlossen war.
    Als Bony wieder in die Hütte trat, war Ned dabei, das Geschirr zu spülen, und während er sein Bett richtete, unterhielt Ned ihn mit Spekulationen über das Geheimnis des roten Flugzeugs.
    Nachdem das Bett fertig war, setzte sich Bony und ging daran, seinen Kragen abzunehmen. Ned Hamlins Feldbett, das offensichtlich seit Tagen nicht mehr gemacht worden war, stand dem seinen direkt gegenüber. Eine Decke hing fast bis zum Boden hinunter, und in dem Spalt zwischen ihrem Saum und dem Boden war ein starres Auge zu sehen, das ihn böse anblickte.
     
     
     
    10
    Embley und Harriet
     
    Selten trug Bony eine Waffe bei sich. Die kleine Automatic, die ihn bei der Arbeit zu begleiten pflegte, steckte meist irgendwo unter seinen Sachen im Koffer. Manchmal vergaß er, die Pistole mitzunehmen, aber nie vergaß er die alte Drillichhose, die beiden alten Hemden, den ausgebeulten Hut und seine Reitstiefel.
    Jetzt, als er dieses starre, böse Auge erblickte, stand sein Koffer unter dem Feldbett, auf dem er saß. Langsam und bedächtig, ohne den Blick von dem Auge zu wenden, beugte er sich vor, neigte sich abwärts, tastete mit der linken Hand nach dem Koffer, hob den Deckel an und suchte blind nach der Pistole.
    Ned plapperte noch immer munter darauf los, aber Bony hörte ihm nicht mehr zu. Das Auge dort unten auf dem Boden gehörte wahrscheinlich einer Schlange – einer großen Schlange, vielleicht sogar einer Tigerschlange. Tigerschlangen kämpfen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, und für Bony gab es keinen Fluchtweg aus der Hütte, falls sie angreifen sollte. Langsam und geräuschlos zog er die Hand mit der Pistole aus dem Koffer. Vorsichtig richtete er sich wieder auf, entsicherte die Waffe und richtete sie auf das starre Auge. Er wußte, wenn es ihm nicht gelang, die Schlange mit dem ersten Schuß zu töten, würde er zu einem zweiten und dritten Schuß gar nicht mehr kommen, weil die Schlange blitzschnell reagieren würde.
    »He! Was soll das? Was machen Sie da?« rief Ned.
    »Nein! Nicht schießen. Das ist bestimmt Embley oder Harriet.«
    Bony zögerte. Ned war mit zwei großen Sprüngen bei ihm und drückte ihm die Hand herunter.
    »Mann! Das ist grad noch mal gutgegangen«, schnaufte er.
    »Ich mag Tigerschlangen nicht«, sagte Bony kühl.
    »Bleiben Sie ruhig stehen. Wenn Sie herumsausen wie ein wilder …«
    »Das ist keine Schlange, Bony«, unterbrach Ned ihn beteuernd. »Das ist eine von meinen Goanna–Echsen. Entweder Harriet oder Embley. Die sind ganz in Ordnung. Man muß nur wissen, wie man mit ihnen umgehen muß. Verdammt, ich hab’ Shuteye und Bill doch gesagt, sie sollen zusehen, daß das Hühnerhaus richtig zu ist. He, du! Komm raus da!« rief er dem Tier unter dem Bett zu.
    »Sind Sie sicher, daß es keine Schlange ist?« fragte Bony immer noch skeptisch.
    »Ganz sicher. Warten Sie. Bleiben Sie sitzen.«
    Ned lief zum Tisch zurück, schüttete etwas Tee in einen Becher, dann ein paar Löffel Milch dazu und goß das Ganze in eine flache Schale. Dann kehrte er eilig zu Bony zurück, der immer noch reglos auf seinem Feldbett saß.
    »Jetzt passen Sie auf«, sagte er eifrig und stolz und rief dem Tier unter dem Bett zu: »He, du! Raus da! Komm und trink deinen Tee!«
    Ned stellte die Schale zwischen seinen und Bonys Füßen auf den Boden. Zum erstenmal zwinkerte das starre Auge. Der Deckensaum begann sich zu bewegen, ein schmaler Kopf, ähnlich dem einer Schlange, schob sich darunter hervor, eine feine blaue Zunge zuckte blitzschnell. Zentimeter um Zentimeter wurde die Decke in die Höhe geschoben,

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