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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Lähmung leidet. Geht es ihr inzwischen besser?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete Cox. »Wie denken denn die Leute von der Kommission über den Brand?«
    »Er ist ihnen recht rätselhaft. Deshalb haben sie meine Gesellschaft um Unterstützung gebeten. Ich soll mich mit dem ermittelnden Beamten, Inspektor Napoleon Bonaparte, in Verbindung setzen. Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?«
    »Ja. Er ist gestern abend zu einem Ort namens Faraway Bore gefahren. Soviel ich weiß, hat er vor, heute am Emu Lake nach Spuren zu suchen, obwohl das Gelände um den See bereits von zwei ausgezeichneten Leuten nach Spuren einer Person abgesucht wurde, die das Flugzeug in Brand gesetzt haben könnte. Der Inspektor glaubt dennoch, daß die Maschine von Menschenhand zerstört wurde und daß die betreffende Person Hinweise hinterlassen haben muß. Er möchte diese Frage unbedingt klären.«
    »Hm.« Cartwright strich sich nachdenklich das Kinn. »Ein recht ungewöhnlicher Name – Napoleon Bonaparte.«
    Cox nickte, ohne zu lächeln, und sagte mit Nachdruck: »Der Inspektor ist auch ein ungewöhnlicher Mann. Wollen Sie heute noch zum Emu Lake hinaus?«
    »Ja, sobald die Maschine aufgetankt ist und wir im Hotel zu Mittag gegessen haben.«
    Nachdem Cartwright sich noch ein paar Minuten mit dem Sergeant unterhalten hatte, ging er wieder. In der Hotelbar fand er Captain Loveacre bei einem Bier und bestellte sich ebenfalls einen Krug.
    »Bier macht gute Menschen besser«, bemerkte der Captain.
    »Gutes Bier«, sagte Cartwright.
    »Ich meinte gutes Bier. Schlechtes Bier macht Heilige zu Verbrechern.«
    »Heilige trinken kein Bier«, versetzte Cartwright. Dann fügte er zum Wirt gewandt hinzu: »Da wir jetzt bessere Menschen sind, hätte ich gern noch ein Glas.«
    Zwei Männer kamen in die Bar, und der eine sagte: »Ich dachte mir doch, daß Sie es sind, Loveacre.«
    »Hallo, Dr. Knowles! Tag, Mr. Kane«, grüßte der Flieger. »Unser Mittagessen wartet, aber eines können wir uns noch genehmigen. Das ist Mr. Cartwright von der New–Era–Versicherung. Er wird sich jetzt mit meinem kleinen roten Flugzeug befassen.«
    Der Brandsachverständige schüttelte den beiden Männern die Hand. Über den Arzt hatte er sich sein Urteil schnell gebildet: Der Mann war durch seine Neigung zum Alkohol in diese gottverlassene Gegend verschlagen worden. Aus Kane hingegen wurde er nicht sogleich klug und musterte ihn daher mit eingehenderem Interesse. Er war ein schlanker Mann von mittlerer Größe, trug eine graue Gabardinehose und ein Jackett, das nicht zu ihr paßte, und auf dem Kopf einen alten Filzhut. Er hatte auffallend große Zähne, und seine braunen Augen waren ständig weit geöffnet wie in einem Ausdruck permanenten Staunens. Am linken Mundwinkel hatte er ein nervöses Zucken, das, wie Cartwright beobachtete, regelmäßig alle zehn Sekunden wiederkehrte. Er schien ein gesunder und robuster Mann zu sein, dennoch offensichtlich ein Neurotiker.
    »Die Zerstörung des Flugzeugs ist ein richtiges kleines Geheimnis, nicht wahr?« sagte Kane mit wohlmodulierter und recht angenehmer Stimme zu Cartwright.
    »Aber nicht mehr lang«, gab Cartwright mit ruhiger Überzeugung zurück. »Ich werde dieses Geheimnis schon lüften.«
    »Es ist wahrscheinlich, daß irgend jemand es absichtlich angezündet hat«, bemerkte Knowles. »Jedenfalls glaubte Bony das.«
    »Bony? Wer ist das? – Ach so, Sie sprechen von dem Kriminalbeamten. Und warum glaubt er das?« fragte Kane.
    »Das kann ich Ihnen nun wirklich nicht sagen«, antwortete Knowles mit einem überraschenden Anflug von Ungeduld.
    »Ich hoffe nur, er findet den Kerl, der’s getan hat«, sagte Loveacre. »Ich wette, daß die Maschine nicht von selbst Feuer gefangen hat. Und wenn ich weiß, wer’s war, werd’ ich mir den Burschen eigenhändig vorknöpfen. Für Leute, die eine Bank ausrauben – oder eine Versicherungsgesellschaft, Mr. Cartwright –, hab’ ich eine gewisse Sympathie, aber so ein gemeiner Kerl, der Handtaschen klaut und das Arbeitszeug eines armen Fliegers verbrennt, kann von mir keine Nachsicht erwarten. Kommen Sie, Mr. Cartwright! Wir müssen essen, wenn wir heute noch zum Emu Lake raus wollen …«
    Mit dem Versicherungsmann zusammen begab er sich in den Speisesaal. John Kane und der Arzt blieben in der Bar. Cartwright fiel auf, daß der Gang des Fliegers an das Staken eines hochbeinigen Vogels erinnerte, und auch das scharfgeschnittene Gesicht hatte etwas Vogelähnliches. Vielleicht

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