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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Sand von den Augen und den Nüstern. Nachdem er einen herzhaften Schluck aus der Flasche genommen hatte, schwang er sich in den Sattel und trabte gemächlich zum Emu Lake.
    Der Busch bot ein ungewöhnliches Bild. Überall, auf jedem Ast und jedem Blatt, auf jedem Grashalm und jedem Stein lag der rotbraune Sand wie farbiger Schnee. Es war völlig windstill, und als sich vor Bony zwei Krähen auf einem Baum niederließen, rieselte unter der leichten Erschütterung der rote Sand wie feiner Dunst von den zitternden Blättern und Ästen.
    Mit einem angenehmen Gefühl der Beschwingtheit ritt Bony zum Emu Lake hinunter. Dem Stand der Sonne zufolge war es kurz nach drei. Eifrig schmiedete er Theorien, die auf der Tatsache gründeten, daß ein bis jetzt noch Unbekannter sich heimlich und bemüht, keine Spuren zu hinterlassen, zu dem roten Flugzeug geschlichen hatte, um es in Brand zu setzen – ein anderes Ziel konnte er nicht gehabt haben.
    Von Anfang an war es dem Flugzeugdieb nicht darum gegangen, die Maschine an sich zu bringen, um sich zu bereichern. Es war vielmehr zu vermuten, daß er die Maschine gestohlen hatte, um die junge Frau, die man in ihr gefunden hatte, von einem Ort an einen anderen zu bringen. Entweder hatte er vorgehabt, sie an einem ausgesuchten Ort abzusetzen, oder aber er hatte geplant, sie mit der Maschine abstürzen zu lassen. Es gab noch eine dritte Möglichkeit, die nicht unbedingt von der Hand zu weisen war. Während des Flugs zu einem vorher bestimmten Zielort hatte der Motor der Maschine versagt, und der Pilot hatte sich mit dem Fallschirm gerettet, da er wußte, daß eine Notlandung bei Dunkelheit nur in einer Katastrophe enden konnte.
    Genau wie Sergeant Cox bedauerte es Bony, daß die Nettlefolds versäumt hatten, die Maschine zu durchsuchen, ehe sie mit der jungen Frau abgefahren waren. Sie hätten vielleicht ihre Handtasche oder ein Kleidungsstück gefunden, das über ihre Identität Aufschluß gegeben hätte. Zweifellos hatte sich in oder an der Maschine etwas befunden, das ihre Vernichtung notwendig gemacht hatte. Was hatte der Brandstifter gefürchtet? Wäre es etwas gewesen, das leicht zu entfernen gewesen wäre, so wäre die Zerstörung der Maschine sinnlos gewesen. Er hatte das Flugzeug verbrannt, weil er die Entdeckung seiner Fingerabdrücke an den Armaturen und anderen Stellen gefürchtet hatte.
    Und wessen Fingerabdrücke? Die des Piloten, der Person, die die Maschine in Golden Dawn gestohlen hatte. Das hieß, daß der Pilot entweder ein Ortsansässiger sein mußte oder jemand, der der Polizei bekannt war. Eher wahrscheinlich ein Einheimischer; immerhin war der Betreffende, nachdem er gehört hatte, daß die Maschine heil und unversehrt im Emu Lake stand, bei Dunkelheit dorthin marschiert. Das ließ darauf schließen, daß er die Gegend gut kannte. Mochte die junge Frau Sergeant Cox und den Leuten von Coolibah unbekannt sein, der Pilot der gestohlenen Maschine war ihnen zweifellos bekannt. Es mußte im Bezirk von Golden Dawn außer Dr. Knowles und John Kane noch jemanden geben, der die Kenntnisse und Erfahrungen besaß, um sachkundig mit einem Flugzeug umzugehen.
    Es war in der Tat ein interessanter Fall, problematisch daran war nur der äußerst ernste gesundheitliche Zustand der jungen Frau, die in Coolibah lag. Bony ließ sich bei seinen Ermittlungen gern Zeit, aber in diesem Fall war Eile geboten. Dr. Knowles hatte gesagt, wenn sich die Ursache für die Krankheit der jungen Frau nicht schnell finden lasse, könnte es unmöglich werden, ihr Leben zu retten.
    Vielleicht würde einzig die Aufklärung des Geheimnisses um das rote Flugzeug dem Arzt die Information liefern, die er brauchte. Es ist schließlich für jeden Arzt schwierig, ein Leiden zu beheben, wenn er von seiner Ursache keine Ahnung hat.
    Bony war so vertieft in diese Überlegungen und Spekulationen, daß er entgegen seiner sonstigen Gewohnheit überhaupt nicht auf seine Umgebung achtete. Er bemerkte nicht, daß sein Pferd eine lange Fahne roten Staubs aufwirbelte und deutlich wahrnehmbare Abdrücke auf dem Boden hinterließ. Er bemerkte nicht das Kaninchen, das vor ihm über den Weg hoppelte und seinerseits eine kleine rote Wolke aufstäuben ließ. Erst als er die niedrige Böschung zum See hinuntergeritten war, sah er, daß er angekommen war.
    Nachdem er sein Pferd angebunden hatte, lief er begierig zum Flugzeugwrack und den beiden inmitten der Trümmer. Sie entdeckten ihn erst, als er laut »Guten Tag«

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