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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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kluger Burschen kennengelernt. Aber unser Leben ist ihnen fremd, und …«
    »Und was?« fragte Cartwright.
    »Und da kehren sie am Ende oft wieder in den Busch zurück. Stecken Sie einen Schwarzen oder einen Mischling in ein College oder eine Lehre – Sie können fast sicher sein, daß der Zeitpunkt kommt, an dem er das alles im Stich läßt, um in den Busch zurückzukehren.«
    »Vielleicht sind sie da glücklicher.«
    »Bestimmt«, pflichtete Loveacre augenblicklich bei. »Sie haben eine ganz andere Einstellung zum Leben als wir Weißen. Sie halten nichts von der Arbeit, und ich glaube, ehrlich gesagt, auch nicht, daß es die natürliche Bestimmung des Menschen ist, in einer Fabrik oder einem Büro zu schuften. Nein, die Arbeit ist nichts Natürliches. Der Weiße arbeitet nur, weil er schon immer Macht über andere haben wollte. Viele Schwarze haben nie gearbeitet. Sie mußten nie arbeiten, und sie können in der Arbeit keinen Sinn sehen. Ich übrigens auch nicht. Ich weiß genau: Wenn ich ein Mischling wäre, würde ich nicht arbeiten, wenn ich statt dessen im Busch leben und mir, wenn ich Hunger habe, jederzeit eine Süßkartoffel ausgraben oder einen Fisch fangen kann.«
    Zehn Minuten später setzten sie sich mit Bony um das Feuer, aßen Ölsardinen aus der Dose und harte Kekse und tranken schwarzen Tee ohne Milch.
    Nach einer Weile sprang Loveacre auf, zog seine Uhr heraus und sagte: »Wir müssen los, die Sonne geht schon unter.«
    »Es ist zehn nach fünf«, bemerkte Bony.
    Loveacre hatte bemerkt, daß Bony zur Sonne hinaufgesehen hatte; als ihm jetzt ein Blick auf die Uhr zeigte, daß Bony recht hatte, fragte er: »Haben Sie die Zeit geschätzt?«
    »Nein«, antwortete Bony. »Ich brauche nie eine Uhr. Wenn die Sonne hinter den Wolken ist, frage ich einfach einen Polizisten.«
    »Und wenn Sie keinen finden?« fragte Cartwright.
    »Dann mache ich mir wegen der Zeit keine Gedanken. Ich mache mir sowieso selten Gedanken wegen der Zeit.« Auf dem Weg zum Flugzeug sagte Bony zu Loveacre: »Ich verstehe leider überhaupt nichts von Flugzeugen. Angenommen, Sie hätten Ihren schlimmsten Feind in der Maschine sitzen und hätten beschlossen, ihn umzubringen, indem Sie mit dem Fallschirm abspringen und die Maschine abstürzen lassen – würden Sie dann den Motor ausschalten?«
    Loveacre sah Bony aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich denke«, sagte er langsam, »ich würde den Steuerknüppel und die Seitensteuerung fixieren und den Motor laufen lasen. Dann hätte ich eine bessere Chance, von der Maschine wegzukommen. Aber selbst wenn ich den Motor ausschalten würde, würde mich das nicht unbedingt beim Absprung behindern, und der Fallschirm würde nicht zwangsläufig daran gehindert, sich zu öffnen, wenn die Maschine sofort ins Trudeln geraten sollte.«
    »Ich danke Ihnen. Darf ich Sie beide bitten, alles, was ich über diese Sache gesagt habe, vertraulich zu behandeln?«
    »Aber selbstverständlich«, antwortete Cartwright sofort. Und als auch Loveacre nickte, fügte Bony lächelnd hinzu: »Bis vor ein paar Tagen glaubte ich, alles zu wissen. Ich vermute, diesen Dünkel hat vor allem meine Frau gefördert, die mich als einen wahren Helden betrachtet. Ich hätte mich mit dem Fliegen und allem, was dazu gehört, befassen sollen, denn es war ja unvermeidlich, daß ich früher oder später mit einem Luftverbrechen zu tun bekomme. Wo übernachten Sie heute?«
    »In Golden Dawn. Wollen Sie mitkommen?«
    »Nein, Captain, danke. Bitte grüßen Sie Sergeant Cox von mir.«
    »Bis bald, Bony. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder«, sagte Loveacre herzlich.
    »Das gleiche gilt für mich«, erklärte Cartwright. »Wir werden an den Götzen der Bürokratie denken, wenn diese Maschine abhebt. Auf Wiedersehen und viel Glück.«
    Die beiden Männer kletterten in das Flugzeug.
    Ein feines Lächeln spielte um Bonys feingezeichnete Lippen, als er, die Hände auf dem Rücken, langsam zu den Bäumen ging, wo sein Pferd ungeduldig wartete.
    Nitroglyzerin! Cartwright, fand er, war ein großzügig gesinnter und grundanständiger Bursche – und dazu ein ausgesprochen kluger Mensch. Er hätte gern gewußt, welche Erkenntnisse Cartwright befähigten, mit solcher Sicherheit sagen zu können, daß das Flugzeug durch Nitroglyzerin zerstört worden war und nicht durch Gelignit oder Dynamit. Eines stand wohl fest: Der Mann, der durch den Busch gekommen war, um das Flugzeug zu vernichten, hatte

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