Das rote Flugzeug
reisen ab
Am folgenden Morgen löste sich die auf Coolibah versammelte Gesellschaft auf. Dr. Stanisforth besprach sich noch einmal mit Dr. Knowles und schlug ihm eine Behandlung vor, von der er hoffte, sie würde sich auf den Zustand der Patientin günstig auswirken. Knowles trank zum erstenmal seit Jahren seinen Frühstückstee ohne Whisky und war als Folge davon sehr nervös.
Die Beratung fand im Frühstückszimmer statt, und als sie zum Ende kam, kritzelte Stanisforth etwas auf seinen Rezeptblock.
»Wir wissen«, sagte er, während er das Blatt abriß und es Knowles reichte, »daß es für einen Mediziner nicht ungewöhnlich ist, Ratschläge zu geben, um die er nicht gebeten wurde. Ich kannte einen Mann – es war ein wirklich außergewöhnlicher Fall –, der genug Willenskraft besaß, von einer Minute auf die andere auf Morphium zu verzichten. Er starb. Sie müssen für sich sorgen, Knowles. Tun Sie mich nicht einfach als alten Wichtigtuer ab, sondern stellen Sie die Mixtur zusammen, die ich Ihnen hier aufgeschrieben habe, und setzen Sie die andere Mixtur langsam ab, nicht von einem Tag auf den anderen. So, und jetzt muß ich fahren. Dieser Fall interessiert mich, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich auf dem laufenden halten würden. Wenn ich es schaffe, komme ich in vierzehn Tagen wieder heraus.«
»Gut!« Knowles’ Stimme klang spröde. »Ich folge Ihnen mit Sergeant Cox nach Golden Dawn und werde dort gleich das Mittel zusammenstellen, das Sie mir aufgeschrieben haben.«
»Tun Sie das. Und trinken Sie jetzt einen Whisky. Auf Wiedersehen und viel Glück.«
Während Elizabeth und ihr Vater den Spezialisten zu seinem Wagen begleiteten, zog Knowles sich in sein Zimmer zurück und goß sich einen steifen Whisky ein. Bony saß währenddessen mit Sergeant Cox im Arbeitszimmer.
»Es wäre gut«, sagte er, »wenn Sie beim Metzger in Golden Dawn nachfragen würden, von wem und wann er Schafe gekauft und wem er in den letzten fünf Wochen seine Felle verkauft hat.«
»Gut, ich werde mich darum kümmern.«
»Ich habe vor, eine Fahrt über Land zu machen und bin wahrscheinlich mehrere Tage unterwegs. Aber ich werde mich von Zeit zu Zeit bei Ihnen melden, für den Fall, daß sich etwas von Bedeutung ergeben sollte. Behalten Sie die Telefonistin und ihren Bruder im Auge. Ich werde den Verdacht nicht los, daß es in der Telefonverbindung eine undichte Stelle gibt. Entweder ist die Leitung angezapft, oder die Telefonistin hört die Gespräche ab. Nur so ist meiner Ansicht nach zu erklären, daß die gestohlene Maschine so bald nach der Auffindung zerstört wurde. Gibt es eigentlich in St. Albans einen Polizisten?«
»Ja, dort ist ein Constable stationiert.«
»Dann können Sie vielleicht nach Ihrem Gespräch mit Gurner noch nach St. Albans fahren und feststellen, ob da ein oder zwei Wochen vor dem 28. Oktober ein fremder Wagen durchgekommen ist. Ich möchte auch wissen, ob Fremde am Ort waren.«
»In Ordnung, mach’ ich.«
Die Tür öffnete sich, und Knowles trat ein. »Ich möchte Sie nicht stören, aber ich würde gern wissen, wann Sie abfahren, Cox.«
»Sie stören nicht, Doktor«, versicherte Bony freundlich. »Kommen Sie herein. Wie geht es der Patientin heute morgen?«
Knowles schloß die Tür hinter sich und setzte sich dann zu den beiden Männern. Er wirkte ruhiger als am frühen Morgen, doch seine Augen waren dunkel umschattet.
»Der Zustand der Patientin ist unverändert«, antwortete er beinahe heftig. Er sah Bony aufmerksam in die Augen. »Gestern nachmittag sagten Sie, Sie wüßten vielleicht ein Mittel, wie wir erfahren könnten, was die Patientin denkt.«
»Das ist richtig«, bestätigte Bony ernst.
»Warum, zum Teufel, gehen Sie dann nicht an die Arbeit? Wenn Sie ihre Gedanken lesen können, warum tun Sie’s dann nicht?«
»Ich sagte nicht, daß ich ihre Gedanken lesen kann, Doktor. Aber ich lasse einen Mann herkommen, von dem ich glaube, daß er es kann.«
»Ach so.« Knowles schien erleichtert zu sein. »Und wann kommt er?«
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete Bony mit Bedauern. »Der Mann lebt im Nordwesten von Burketown, an der Südspitze des Golfs von Carpentaria. Er heißt Illawalli und ist ein Stammeshäuptling von großer Bedeutung und großem Einfluß. Er ist im Besitz ererbter Geheimnisse, die älter sind als die Pyramiden. Er braucht einen Menschen nur zu berühren, um seine Gedanken lesen zu können. Ich weiß das, weil ich es selbst miterlebt habe. Ich stelle
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