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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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losgegangen, um nach Bony zu suchen. Vielleicht hat er die Farm gesehen und den Leuten gesagt, daß er Bony sucht, und sie haben telefoniert.«
    »Aber er ist nicht zurückgekommen, und es hat sich auch niemand mit uns in Verbindung gesetzt«, widersprach Bony. »Und heute ist es schon drei Tage her, seit er verschwunden ist.«
    »Vielleicht hat er sich versteckt. Dieser Jack Johnson hat ausgesehen, als wüßte er was. Als wir dort waren, hab’ ich ihn nach Illawalli gefragt, und er hat dauernd auf den Boden gestarrt. Jack Johnson ist ein falscher Hund.«
    »Sie meinen den Knecht von Gurner’s Hotel?«
    »Genau. Ich wette, Jack Johnson weiß, wo der alte Illawalli ist.«
    »Los, gehen wir hin und schauen nach«, schlug Shuteye vor. »Vielleicht ist Jack Johnson doch in Ordnung und weiß wirklich nichts. Aber wir schnappen ihn uns und nehmen ihn mit in den Busch, und dann bringen wir ihn zum Reden, hm?«
    Nichts Verschmitztes war mehr in den schwarzen Augen.
    »Hm, das ist eine Möglichkeit, die ich nicht bedacht habe. So hättet ihr schon früher mit mir reden sollen«, sagte Bony langsam. Allmählich bekamen seine stumpfen Augen wieder den alten Glanz. Er atmete ein paarmal tief durch. Es war, als träte er aus einer dunklen Höhle in helles Sonnenlicht.
    Er hatte nur an sich selbst gedacht, an seine Karriere, an seinen tadellosen Ruf. Aber was bedeutete das alles im Vergleich zum Leben dieser jungen Frau? Nichts. Es war ganz einfach so, daß er alt zu werden begann, zu vorsichtig wurde, zu schnell bereit war, den genau abgesteckten Amtsweg zu gehen. Dabei hatte ihm der Amtsweg nie geholfen. Wagemut und Respektlosigkeit vor der etablierten Autorität hingegen hatten es ihm mehr als einmal ermöglicht, einen schwierigen Fall zu einem brillanten Ende zu bringen.
    Immer noch hockte er neben dem Feuer, erbot sich nicht, seinen beiden Gefährten zu helfen, die dabei waren, das Frühstück zu richten. Die Niedergeschlagenheit, die seinen Geist gelähmt hatte, wich der wachsenden Kraft eines klaren Entschlusses.
    Er mußte bluffen. Ein Bluff bot die Chance, im Sumpf der Verschleierung ein Körnchen Wahrheit zu finden. Die Zeit stand auf der Seite des Gegners – zum erstenmal in seiner Karriere. Früher hatte die Zeit immer auf seiner Seite gestanden. Die Geduld war die Mutter seines Erfolgs gewesen. Geduld! Er war zu geduldig gewesen.
    Aber damit war jetzt Schluß. Er würde Owen Oliver unter dem Verdacht der absichtlichen Zerstörung von Captain Loveacres Flugzeug festnehmen lassen. Vielleicht würde Oliver reden; wenn er es nicht tat, könnte man ihn zum Reden bringen. Außerdem würde er Gurner’s Hotel nach Illawalli durchsuchen, ohne sich erst einen Durchsuchungsbefehl zu beschaffen. Bluff! Ein gigantischer Bluff. Entweder würde er seine Karriere zerstören oder den entlarven, der Muriel Markham die Drogen verabreicht hatte.
    Mitten in seine Gedanken drang die weiche Stimme Shuteyes. »Was tun Sie jetzt schon wieder, Bony?«
    »Essen Sie endlich Ihr Frühstück, Bony«, fügte Bill Sikes hinzu. »Sie rauchen und rauchen und essen keinen Bissen. Das ist nicht gesund.«
    Bony sah die beiden an. Sie hockten an dem kleinen Feuer, in der einen Hand ein Stück Brot, in der anderen ein gebratenes Känguruhsteak. Sein Fleisch und sein Brot hatten sie ihm mit Messer und Gabel auf einen Teller gelegt und ihm einen Becher starken Tee eingeschenkt.
    »Ihr seid zwei feine Kerle«, sagte er lächelnd, und augenblicklich hellten ihre Gesichter sich auf. »Der heutige Tag wird entscheiden, ob ich meiner Frau ein Telegramm schicke und sie bitte, hier herauszukommen und mit mir für immer im Busch zu verschwinden. Zuerst nehmen wir uns Gurner’s Hotel vor. Dann fahren wir nach Tintanoo.«
    Es war kurz nach sechs, als sie losfuhren. Viermal blieben sie im Schlamm stecken, bevor sie den selten benutzten Weg, an dem sie kampiert hatten, verließen, und es war daher fast elf, als Bony vor dem Hotel an der Straße anhielt.
    »Ihr kommt beide mit«, befahl er den Schwarzen. »Tut genau, was ich euch sage.«
    Gurner war allein in der Bar. Er saß hinter dem Tresen und las Zeitung.
    »Hallo, Inspektor! Haben Sie den Nigger schon gefunden?« fragte Gurner sarkastisch.
    »Noch nicht, Mr. Gurner. Ich würde gern einmal telefonieren. Darf ich?«
    Gurner glitt von seinem hohen Hocker, hob die Klappe am Tresen und ließ Bony zum Wandtelefon am Ende der Bar durchgehen.
    »Geben Sie meinen beiden Freunden je eine Flasche Limonade und mir ein

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