Das Rote Kornfeld
wütend an, der ihm Bericht erstattet hatte.
«Kommandant ...» , stotterte der Soldat ängstlich.
«Du dummes Schwein, Zhu Shun! Dir ist es wohl egal, wer hier Kommandant ist. Verschwinde, du blöder Hund. Du gehst mir auf die Nerven.» Immer noch tobend versetzte Schwarzauge der Teekanne auf dem Boden einen kräftigen Tritt und ließ Tonscherben in alle Richtungen fliegen. Einige landeten unter den Schneeweiden neben dem Sarg und ließen sie rauschend erzittern.
Ein Junge, der etwa genauso alt wie Vater sein mochte, bückte sich, hob die Scherben auf und warf sie vor das Zelt.
«Fulai», befahl Großvater dem Jungen, «bring den Kommandanten ins Bett. Er ist betrunken.»
Fulai trat neben den Kommandanten und legte ihm die Arme unter die Achseln. Schwarzauge stieß ihn grob beiseite. «Betrunken? Wer ist hier betrunken? Du undankbarer Scheißer! Ich halte euch frei, und du frisst umsonst. Der Tiger tötet seine Beute, und der Bär frisst sie auf! Du kleiner Scheißer, du kannst mir nichts vormachen. Mein schwarzes Auge sieht alles! Wart es nur ab!»
«Schwarzauge», sagte Großvater, «du willst dich doch nicht vor den Männern blamieren?»
Seine Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln, und um die Mundwinkel bildeten sich grausame Falten.
Schwarzauge legte die Hand auf den Bakelitgriff seiner Pistole. Mit müder, seltsam heiserer Stimme sagte er: «Verschwinde hier, verdammt noch mal ! Und nimm den kleinen Schweinehund da mit!»
«Die Götter lädt man leicht zu Tisch», sagte Großvater, «aber man kann sie nicht so leicht wieder wegschicken.» .
Schwarzauge zog seine Pistole und fuchtelte damit vor Großvaters Gesicht herum.
Großvater hob seine grüne Tonschale, nahm einen Schluck Hirsebrand, spülte ihn im Mund umher und spuckte ihn Schwarzauge mitten ins Gesicht. Dann warf er mit einer leichten Drehung des Handgelenks die Schale gegen die Mündung von Schwarzauges Pistole. Die Schale zersprang beim Aufprall, und die Scherben flogen in alle Himmelsrichtungen. Schwarzauges Hand begann zu zittern, und er senkte den Lauf der Pistole.
«Steck die Waffe weg!» rief Großvater mit stahlharter Stimme. «Ich bin noch nicht fertig mit dir, Schwarzer, also werde bloß nicht frech!»
Schwarzauges Gesicht war schweißüberströmt. Er murmelte etwas, hob die Pistole auf, steckte sie in den rindsledernen Gürtel und setzte sich.
Großvater warf ihm einen verächtlichen Blick zu, und Schwarzauge blickte voll Hass zurück.
Der Kräuterarzt, der die Szene mit arrogantem Lächeln beobachtet hatte, fing plötzlich an, so laut zu lachen, dass er kaum mehr aufrecht stehen konnte, er wedelte mit den Armen und stampfte mit den Füßen auf, als kitzle man ihn. Sein wildes, unbeherrschtes Lachen ließ alle zusammenzucken. Niemand wusste, wie er sich verhalten sollte. Er lachte, bis ihm heiße Tränen über die Wangen rollten.
«Was findest du so komisch?» fragte Schwarzauge. «Ich werde deine Mutter vögeln! Was, verdammt noch mal, ist so komisch?»
Das Lachen hörte so abrupt auf, wie es begonnen hatte, und der Arzt sagte mit düsterer Stimme: «Wenn dir so ist ... Steht dir der Sinn danach? Meine Mutter ist seit zehn Jahren tot und liegt unter der schwarzen Erde. Bitte schön, nimm sie dir!»
Schwarzauge verschlug es die Sprache. Die Warzen um sein Auge nahmen die Farbe grüner Blätter an. Er sprang auf und ohrfeigte den Arzt sieben-, achtmal. Dem schoss das Blut aus der Nase und über das borstige schwarze Nüsternhaar und tropfte auf Lippen und Hängekinn. Gierig leckte er sich die Lippen, seine glänzend weißen Zähne waren blutbefleckt.
«Wer hat dich hierhergeschickt?» fragte Großvater.
«Mein Maultier!» antwortete der Arzt und reckte den Hals, als wolle er sein eigenes Blut schlucken. «Was habt ihr mit meinem Maultier gemacht?»»
«Das ist unter Garantie ein japanischer Spion»», sagte Schwarzauge. «Gebt mir eine Peitsche. Ich werde es dem Kerl schon beibringen!»
«Mein Maultier! Gebt mir mein Maultier! Ich will mein Maultier.» In der Stimme des Arztes klang Panik an. Erwandte sich um und wollte aus dem Zelt stürzen. Aber die Wachen versperrten ihm den Weg und hielten den wild um sich Schlagenden an den Armen fest. Einer schlug ihm die Faust auf die Schläfe. Das Gesicht fiel in sich zusammen, und der Kopf sank auf die Brust, als sei sein Hals gebrochen wie ein Hirsehalm. Er fiel zu Boden.
«Durchsucht ihn!» befahl Großvater.
Die Soldaten der Eisengesellschaft durchsuchten ihn
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