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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Kampf, den sie austragen musste, tanzte das Bild des männlichen, schwarzschnäuzigen Wiesels vor ihren Augen, das grauenhaft grinste und mit seinem buschigen Schweif kräftig über sie fegte. Jedes Mal, wenn der Schweif ihre Haut berührte, drangen Schreie unbeherrschter Erregung aus ihrem Mund. Schließlich entfernte sich das Wiesel erschöpft, und Zweite Großmutter sank zu Boden. Speichel lief ihr aus den Mundwinkeln, ihr Körper war schweißgebadet, ihr Gesicht hatte die Farbe von Blattgold.
    Um Zweite Großmutter von ihrem Dämon zu befreien, ritt Großvater auf dem Maultier zum Markt nach Bolan, um den Exorzisten und Bergprediger Li zu holen. Der Bergprediger Li verbrannte Weihrauch und entzündete Kerzen, dann schrieb er mit einem in rote Tusche getauchten Pinsel seltsame Zeichen auf ein Stück Papier, mischte ein wenig Hundeblut unter die Weihrauchasche, hielt Zweiter Großmutter die Nase zu und schüttete ihr das Gemisch in den Mund. Während die Mixtur ihre Kehle herunterlief, weinte sie, versuchte zu schreien und schlug mit Armen und Beinen um sich. Langsam quoll der Dämon aus den Poren ihrer Haut.
    Danach besserte sich ihr Zustand. Einige Zeit später kam das Wiesel in den Hof, um ein Huhn zu stehlen, und im verzweifelten Kampf gegen einen großen gelbbeinigen feuerroten Hahn hackte ihm sein gefiederter Gegner ein Auge aus. Das Wiesel lag im Schnee und wand sich vor Schmerzen. Ohne sich um die Kälte zu kümmern, lief Zweite Großmutter splitternackt auf den Hof. Immer wieder ließ sie den weißen hölzernen Riegel, den sie in der Hand hielt, mit aller Kraft auf die schamlose spitze Schnauze des Wiesels niederfahren. Endlich war ihre Rache vollendet, und den blutigen Riegel in der Hand, stand sie lange gedankenverloren im Schnee. Dann beugte sie sich vor und schlug noch einmal wie eine Wahnsinnige auf das Tier ein, bis es als blutiger Brei vor ihr auf dem Boden lag. Schließlich kehrte sie ins Haus zurück. Aber einen Rest von Hass trug sie mit sich und sollte ihn nie verlieren.
    Großmutter starrte auf das getrocknete Wieselblut an dem weißen Holzriegel, und ein Entsetzen, das lange geschlummert hatte, überfiel sie wieder mit der alten Gewalt. Sie wusste, dass ihre Augäpfel wild in den Höhlen rollten, und sie hörte, wie sich ihrer Kehle ein Schrei entrang, der sie erschreckte.
    Die schwache Tür schwang nur leicht in den Angeln, bevor sie aufsprang und im goldenen Glanz ein japanischer Soldat mit Gewehr und Bajonett in der Hand ins Zimmer sprang. In diesem Sekundenbruchteil prägte sich ihren zitternden Augen ein vollkommenes Bild des japanischen Soldaten ein. Aber die vertraute menschliche Gestalt des rattengesichtigen Soldaten verwandelte sich sofort in das schwarzschnäuzige Wiesel, dem sie den Tod beschert hatte. Sein spitzes Kinn, der schwarze Schnurrbart, alles glich genau dem Wiesel. Nur seine Größe, seine fahle Haarfarbe und ein Gesichtsausdruck, der noch weitaus verschlagener war als der des Wiesels, unterschied den Soldaten vom Tier. Aus einem verborgenen Schlupfwinkel im Kopf meiner Zweiten Großmutter tauchte ihre Verstörung wieder auf, umfassender und stärker als je zuvor. Zu Tode erschreckt starrte meine kleine Tante, der die Schreie ihrer Mutter noch in den Ohren klangen, auf das ascheverschmierte Gesicht, in dem Lippen flatterten wie die Flügel eines großen Vogels. Mit letzter Kraft befreite sie sich aus dem Klammergriff, der sie hielt, und sprang auf das Fensterbrett. Von da aus starrte sie gebannt die ersten sechs japanischen Soldaten an, die sie je gesehen hatte. Es waren auch die letzten, die sie sehen sollte.
    Das Licht brach sich in den Bajonettklingen, als die Soldaten auf Zweite Großmutters Bett zugingen und dort Schulter an Schulter mit schlauem, törichtem wieselartigem Grinsen stehenblieben. Meine kleine Tante erinnerten die Gesichter an frischgebackene Hirsekuchen: braun und rot gerandet, warm und schön, lieblich und verlockend. Sie hatte kaum Furcht vor den Bajonetten, aber das verzerrte Kürbisgesicht ihrer Mutter flößte ihr panische Angst ein. Die Gesichter der Soldaten erschienen ihr auf seltsame Weise attraktiv.
    Die japanischen Soldaten grinsten und zeigten ihre weißen, ebenmäßigen Zähne. Ein Teil der Gedanken von Zweiter Großmutter blieb ihrem Wieselwahn verhaftet, der Rest war tödliche Furcht vor dem Grinsen der Soldaten, das schwere Gefahr androhte. So hatte sie sich gefühlt, als ihr das männliche Wiesel seine Aufwartung machte und seine

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