Das Rote Kornfeld
goldleuchtende Lüsternheit bezeugte. Sie hörte nicht auf zu schreien, schlang die Arme um den Leib und presste sich eng an die Wand.
Ein japanischer Soldat - er war vielleicht einen Meter fünfundsechzig groß und zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahren alt - näherte sich dem Bett, nahm seine Mütze ab, kratzte sich am kahlen Schädel und zeigte ein rotbraunes Lächeln. In gebrochenem Chinesisch sagte er: «Du da ... hübsches Mädchen ... keine Angst.» Er lehnte sein Gewehr gegen die Bettstatt, kroch wie eine fette, saftige Made ungeschickt herauf und auf Zweite Großmutter zu, die in den Wandritzen verschwinden wollte. Tränen strömten über ihr Gesicht, wuschen Gräben in die Asche und legten die dunkle glatte Haut darunter frei. Die wulstigen Lippen des Japaners öffneten sich, als er einen rauhen, fleischigen, stumpfen Finger ausstreckte und ihr Gesicht berührte. Schon bei dieser Berührung bekam sie eine Gänsehaut, als sei eine schleimige Kröte in ihre Hose gekrochen. Sie schrie lauter als zuvor. Der japanische Soldat griff nach ihren Beinen und zog sie an sich. Sie schlug mit dem Kopf gegen die Wand und blieb flach auf dem Rücken liegen. Wie sie so dalag, streckte sich ihr Bauch als kleine Wölbung empor. Der Japaner rieb mit der Hand darüber, dann stieß er augenzwinkernd mit aller Gewalt die Hand dagegen. Er hielt ihre Beine mit den Knien fest und öffnete ihren Gürtel. Jetzt fing sie an, sich zu wehren. Sie setzte sich mühsam auf, zielte genau auf sein vornübergeneigtes Gesicht und vergrub die Zähne in seiner Knollennase.
Der Japaner stieß einen abartigen Schrei aus, ließ den Gürtel los und griff nach seiner blutenden Nase. Dabei blickte er Zweite Großmutter, die zusammengekauert in der Ecke saß, an, als sähe er sie zum ersten Mal. Seine Kumpel brüllten vor Lachen. Er zog ein schmutziges Taschentuch aus der Tasche und hielt es vor die Nase. Dann stand er auf. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich schnell von dem eines begeisterten Dichters, der seine leidenschaftliche Liebe beteuert, zur wütenden Miene eines Schakals. Das passte besser zu ihm. Er griff nach dem Gewehr, das an der Bettstatt lehnte. Im schwachen Licht, das durch das Fenster drang, glänzte die Bajonettspitze, die er meiner Zweiten Großmutter gegen den Bauch drückte, kalt. Mit einem letzten Schrei, der sich ihr aus der Kehle presste, schloss sie die Augen.
Meine kleine Tante hatte von ihrem Platz auf der Fensterbank aus zugesehen, was der fette japanische Soldat mit ihrer Mutter anstellte. Sie konnte im fleischigen runden Gesicht des alten Soldaten keine bösen Absichten erkennen und fand es widerlich, dass Zweite Großmutter kreischte wie ein wildes Tier. Aber als sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck plötzlich veränderte, und als er das Bajonett auf den Bauch ihrer Mutter richtete, empfand sie Furcht und überwältigende Liebe. Sie sprang von der Fensterbank und rannte auf Zweite Großmutter zu.
Der japanische Soldat mit dem Rattengesicht und den eingefallenen Wangen, der als erster ins Zimmer eingedrungen war, rief seinem fetten Kameraden etwas zu und sprang dann auf die Bettstatt, griff sich den Fetten und zerrte ihn auf den Fußboden zurück. Er lachte seinen Kumpel aus, der jetzt mit blutender Nase und brennender Wut neben dem Bett stand. Er drehte sich um, und während er die ganze Zeit mit einer Hand sein Gewehr festhielt, packte er mit der anderen gelben knochigen Hand meine kleine Tante an den Haaren, die wie eine Mohrrübe hochgebunden waren, und riss sie mit Gewalt, so wie man eine Mohrrübe aus der Erde zieht, aus den Armen ihrer Mutter. Er schleuderte sie gegen das Fenster und dann zurück auf das Bett. Zwei Stücke am Gitterwerk zersplitterten, die Papierscheibe riss. Meine kleine Tante versuchte mit bleichem Gesicht, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Plötzlich wurden Geist und Gestalt desjenigen Teils meiner Zweiten Großmutter, der von dem Wiesel beherrscht wurde, freigesetzt. Wie eine Wölfin stürzte sie sich auf den japanischen Soldaten, der sich zur Wehr setzte, indem er sie in den Bauch trat. Das Stoffbündel in ihrer Hose dämpfte den Tritt, aber der Schlag traf sie dennoch heftig. Mit gewaltiger Kraft wurde sie gegen die dünne Schlafzimmerwand geschleudert und donnerte geräuschvoll mit dem Hinterkopf an die Wand. Betäubt glitt sie in eine sitzende Position, und ein Schmerz, als zöge man ihr bei lebendigem Leib die Haut ab, durchzog ihren Unterleib.
Jetzt brach das Schluchzen, das
Weitere Kostenlose Bücher