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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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sich die Halshaut nach innen, und pulsierende Blutströme sprangen in die Luft. Die Japaner im letzten Wagen senkten den Lauf des Maschinengewehrs und feuerten eine Salve ab, vor der Großvaters Soldaten wie junge Schößlinge über den japanischen Leichen zu Boden fielen. Der Stumme fiel schwer auf das Führerhaus. Aus den Löchern in seiner Brust floss Blut.
    Vater und Großvater warfen sich zu Boden und krochen zurück ins Feld. Dann schauten sie vorsichtig über den Böschungsrand. Im letzten Wagen wurde der Rückwärtsgang eingelegt. «Fang Sechs»», rief Großvater, «feuere die Kanone ab! Erwisch den Schweinehund!»» Die Brüder Fang richteten die geladene Kanone auf die Böschung. Als sich Fang Sechs bückte, um die Zündschnur anzuzünden, wurde er in den Bauch getroffen. Grünes Gedärm glitt aus der Öffnung. «Scheiße»», brüllte er, griff mit beiden Händen nach seinem Bauch und rollte ins Hirsefeld. Bald würden die Lastwagen von der Brücke sein, und Großvater schrie: «Feuert die verdammte Kanone ab!»» Fang Sieben hob den glühenden Zunder auf und schob ihn mit zitternden Händen an die Zündschnur. Aber sie wollte nicht angehen. Sie wollte einfach nicht angehen! Großvater stürzte hin, riss ihm den Zunder aus der Hand und blies in den Funken. Der Zunder brannte lichterloh. Er brachte ihn an die Zündschnur. Die zischte, qualmte einen Augenblick und erlosch dann mit einem weißen Rauchball. Die Kanone stand ruhig da, als ob sie schliefe. Vater war sicher, dass sie nicht losgehen würde.
    Der japanische Lastwagen hatte sich schon auf den Brückenkopf zurückgezogen, und der zweite und der dritte Wagen hatten den Rückwärtsgang eingelegt. Aus den Säcken auf den Ladeflächen rann Reis auf den Brückenboden und in den Fluss. Die Wasseroberfläche sah aus wie im Regen. Mehrere japanische Leichen trieben in Richtung Osten. Schwärme von weißen Aalen kämpften um das Blut. Nach einem Augenblick der Stille explodierte mit Donnergetöse die Kanone. Der eiserne Lauf wurde hoch über die Böschung geschleudert, und ein breiter Feuerstrahl traf den Lastwagen, aus dem der Reis strömte. Die Unterseite des Lastwagens fing Feuer.
    Der Lastwagen, der die Brücke rückwärts verlassen hatte, blieb stehen. Die Besatzung sprang ab, ließ sich flach auf die Böschung fallen und brachte ihr Maschinengewehr in Position. Sie eröffneten das Feuer. Eine Kugel traf Fang Sieben ins Gesicht. Seine Nase zerplatzte und bespritzte Vater mit Blut. Zwei Japaner in einem der brennenden Lastwagen öffneten die Türen und sprangen direkt in den Fluss. Der mittlere Lastwagen, aus dem Reis auslief, konnte sich in keiner Richtung mehr bewegen. Also blieb er, wo er war, und gab ein ärgerlich grollendes Geräusch von sich, seine Räder drehten durch. Es regnete immer noch Reis.
    Das japanische Maschinengewehr auf der anderen Straßenseite hörte plötzlich auf zu feuern. Ein gutes Dutzend Japaner rannte gebückt an dem brennenden Wagen vorbei und versuchte, nach Norden zu entkommen. Großvater befahl seinen Leuten zu feuern, aber nur wenige folgten dem Befehl. Vater sah hinüber zur Böschung, die von oben bis unten mit Leichen übersät war. Verwundete heulten und stöhnten in den Hirsefeldern. Großvater feuerte mehrere Schüsse ab, und ein paar Japaner fielen von der Brücke. Gewehrfeuer vom westlichen Straßenrand nahmen noch ein paar von ihnen mit. Die übrigen machten kehrt und rannten davon. Eine Kugel kam vom Südufer des Flusses geflogen und traf Großvater unter der rechten Schulter. Sein Arm zuckte, und die Pistole fiel ihm aus der Hand. Sie hing an einem Riemen um seinen Hals. Er zog sich ins Hirsefeld zurück. «Douguan»», rief er, «komm und hilf mir!»» Er riss seinen Hemdsärmel ab und befahl Vater, einen Streifen weißes Tuch aus seinem Gürtel zu nehmen und die Wunde zu verbinden. Das war der Moment, als Vater sagte: «Vater, Mutter ruft nach dir!»»
    «Braver Junge»», sagte Großvater. «Komm mit! Jetzt geht dein Vater den Rest der Schweinehunde erledigen.»» Er griff in den Gürtel, zog den Browning heraus und gab ihn Vater. Hornist Liu kroch mit seinem verwundeten Bein die Böschung herauf. «Soll ich das Horn blasen, Kommandant?»»
    «Blase!»» befahl Großvater.
    Auf einem Bein kniend, das andere hinter sich herschleifend, hob Hornist Liu das Signalhorn an die Lippen und ließ es zum Himmel empor ertönen. Der Klang war scharlachfarben.
    «Greift an, Männer!»» rief Großvater.
    Rufe von der

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