Das Rote Kornfeld
Straße. Dann verbeugte er sich nach Westen.
«Lasst Kommandant Yu und seinen Sohn frei»», befahl er.
Die Leibwächter lösten ihnen die Fesseln. Zwischen den Fingern des Mannes, der die Hand auf seinen verwundeten Hintern gelegt hatte, sickerte Blut hervor.
Zugführer Leng nahm den Leibwächtern die Pistolen ab und gab sie Großvater und Vater zurück.
Seine Truppen stürmten über die Brücke, an den Lastwagen und den japanischen Leichen vorbei, und sammelten Maschinengewehre, Repetiergewehre, Munition, Patronengurte, Bajonette, Säbelscheiden, Ledergürtel, Stiefel, Brieftaschen und Rasierapparate ein. Ein paar von ihnen sprangen in den Fluss. Dort nahmen sie den Japaner gefangen, der sich hinter dem Pfeiler versteckt hatte, und schleppten die Leiche des alten Japaners heran.
«Zugführer Leng»», rief einer der Offiziere, «der da ist ein General!»»
Aufgeregt schaute Zugführer Leng über das Brückengeländer. «Zieht ihm die Uniform aus und sammelt alles ein, was er bei sich hat!»
Er wandte sich zu Großvater um und sagte: «Auf Wiedersehen, Kommandant Yu.»»
Die Leibwächter nahmen neben ihm Position ein, und er ging auf das Südende der Brücke zu.
«Bleib stehen, wo du bist, Leng!»» donnerte Großvater.
Zugführer Leng drehte sich um und sagte: «Kommandant Yu, du willst dich doch nicht etwa gegen uns stellen?»»
«Das wirst du noch bereuen»», knurrte Großvater.
«Wang Hu, lass ein Maschinengewehr für Kommandant Yu da.»»
Ein paar Soldaten legten ein Maschinengewehr vor Großvaters Füße.
«Du kannst die Lastwagen und den Reis behalten.»»
Zugführer Lengs Truppen überquerten die Brücke, schlossen auf der Böschung die Reihen und marschierten nach Osten ab.
Bis zum Sonnenuntergang waren von den brennenden Lastwagen nur noch verkohlte Rahmen übrig. Der Gestank der geschmolzenen Reifen war nahezu unerträglich. Zwei unbeschädigte Lastwagen blockierten beide Seiten der Brücke. Das Wasser im Fluss war schwarz wie Blut. Die Felder waren von blutroter Hirse bedeckt.
Vater sammelte einen fast unbeschädigten Handkuchen auf und reichte ihn Großvater. «Hier, Vater, iss! Mutter hat es zubereitet.»»
«Iß du ihn»», sagte Großvater.
Vater presste ihn Großvater in die Hand. «Ich hole noch einen»», sagte er.
Vater hob noch einen Handkuchen auf und biss wütend ein Stück ab.
Zweites Kapitel
Hirsebrand
1
Was ist es, das die Zuckerhirse von Nordost-Gaomi in einen süßen aromatischen Branntwein verwandelt, der den Geschmack von Honig im Mund hinterlässt und kaum einen Kater zur Folge hat? Mutter hat es mir einmal erzählt, und sie hat mir eindringlich klargemacht, dass ich das Familiengeheimnis niemandem verraten dürfe. Würde es bekannt, so werde nicht nur der gute Ruf unserer Familie Schaden nehmen, sondern auch unsere Nachkommen hätten dann, sollten sie sich je dazu entschließen, wieder eine Brennerei aufzumachen, einen einmaligen Vorteil verloren. Die Handwerker und Künstler unserer Gegend halten sich ausnahmslos an ein und dieselbe Regel: Sie geben ihre Kenntnisse lieber an ihre Schwiegertöchter weiter als an ihre eigenen Töchter. Diese altüberlieferte Sitte hat bei uns die gleiche Bedeutung wie in einigen anderen Ländern das Gesetz.
Mutter sagte, die Brennerei sei, als sie noch der Familie Shan gehörte, ein erfolgreiches Unternehmen gewesen. Der Hirsebrand, der dort hergestellt wurde, war nicht schlecht, aber er war bei weitem nicht so aromatisch wie der Hirsebrand, der später kam, und er hatte den Honigduft nicht. Das Ereignis, von dem sich der einmalige Geschmack unseres Branntweins herleitet, fand statt, nachdem Großvater die Shans ermordet hatte und nachdem Großmutter sich nach einer kurzen Zeit der Verwirrung aufraffte und ihre angeborenen Unternehmertalente unter Beweis stellte.
Viele Erfindungen haben den Zufall zum Vater oder entspringen Kinderstreichen. Und die unnachahmliche Qualität unseres Hirsebrands ist entstanden, als Großvater in den Schnaps pinkelte. Wie, so werden Sie fragen, kann Pisse ein normales Fass voll Schnaps in Hirsebrand erster Qualität verwandeln? Nun, das ist letzten Endes eine wissenschaftliche Frage, und dazu weiß ich nicht viel zu sagen. Darüber mögen sich die Spezialisten der Destillationswissenschaft den Kopf zerbrechen.
Später stellten Großmutter und Onkel Luohan allerhand Experimente an, um das Verfahren zu perfektionieren, und kamen schließlich darauf, den frischen Urin durch die
Weitere Kostenlose Bücher