Das Rote Kornfeld
aschfarbenen Augäpfel zuckten, als er etwas gackerte, das klang wie Wh - Wh - Gewehr - Gewehr. Ich sah, wie er die Schale an die Lippen hob. Sein runzliger Hals zuckte, und der Adamsapfel rutschte auf und ab, als er trank. Das meiste lief ihm über das Kinn und auf die Brust, statt die Kehle hinabzugleiten.
Ich erinnere mich an unsere Spaziergänge über die Felder. Er hielt mich an der Hand, und an der anderen Hand führte ich einen kleinen schwarzen Hund. Sein Lieblingsort war die Brücke über den Schwarzwasserfluß. Dort konnte er den größten Teil eines Morgens oder eines Nachmittags an einen der steinernen Pfeiler gelehnt stehen und die Einschusslöcher in den Brückenquadern anstarren. Wenn die Hirse hoch stand, nahm er mich mit ins Feld an einen Ort nicht weit von der Brücke. Ich nahm an, dass Großmutter dort zum Himmel aufgestiegen war, an einem gewöhnlichen Flecken schwarzer Erde, den ihr Blut getränkt hatte. Das war, bevor unser altes Haus abgerissen wurde.
Eines Tages nahm Großvater eine Hacke und begann, unter dem Trompetenbaum zu graben. Er hob ein paar Zikadenlarven auf und gab sie mir in die Hand. Ich warf sie dem Hund zu, der sie zerkaute, ohne sie zu verschlucken. «Nach was gräbst du, Vater?»» fragte meine Mutter, die es eilig hatte, zum Essen zu kommen. Er sah sie mit einem Blick an, der aus einer anderen Welt zu kommen schien. Sie ging weiter, und er machte sich wieder an seine Grabungsarbeiten. Nachdem er ein ziemlich tiefes Loch gegraben hatte, durchschnitt er eine Anzahl von Wurzeln verschiedener Dicke und hob eine Kachel auf. Dann holte er einen verbeulten Blechbehälter aus einem alten, dunklen Ziegelofen. Er zerfiel, als er auf den Boden fiel, und gab einen langen rostigen Metallgegenstand frei, der in ein verfaultes Stoffstück eingewickelt war. Ich fragte ihn, was das sei. «Wu - Wu - Gewehr - Gewehr»», antwortete er.
Großvater legte die Flinte auf den Boden und ließ sie Sonnenlicht trinken. Dann saß er ruhig davor, und seine Augen öffneten und schlossen sich von einem Moment zum nächsten. Schließlich stand er auf, griff zur Axt und begann das Gewehr zu zerhacken. Als nichts außer einem Haufen von verbogenem Metall übrig war, sammelte er die Bruchstücke auf und verstreute sie über den ganzen Hof.
«Vater, ist Mutter tot?» fragte mein Vater.
Großvater nickte.
«Vater!»» schrie mein Vater auf.
Großvater streichelte Vater über den Kopf. Dann zog er seinen Dolch und hackte genug Hirse ab, um Großmutters Leiche zu bedecken.
Auf der südlichen Böschung brach wieder Gewehrfeuer aus. Dann hörte man mörderische Schreie und explodierende Granaten. Großvater zerrte Vater zum Brückenkopf.
Mindestens hundert Soldaten in grauen Uniformen brachen aus dem Hirsefeld südlich der Brücke hervor und trieben ein Dutzend Japaner vor sich her die Böschung hinauf. Ein paar wurden von Kugeln getroffen, andere mit Bajonetten erstochen. Vater sah Zugführer Leng. Ein Pistolenhalfter hing an seinem breiten Ledergürtel. Kräftige Leibwächter umringten ihn. Seine Truppen umstellten die brennenden Lastwagen und machten sich bereit zum Marsch nach Westen. Der Anblick ließ Großvater in ein seltsames Lachen ausbrechen. Er pflanzte die Füße fest auf den Brückenkopf und blieb mit gezogener Pistole dort stehen.
Zugführer Leng marschierte stolz auf ihn zu. «Du hast einen guten Kampf gekämpft, Kommandant Yu.»»
«Du Schweinehund»», schleuderte ihm Großvater entgegen.
«Wir hätten es beinahe rechtzeitig geschafft, Bruder.»»
«Du Schweinehund!»
«Ihr wärt erledigt, wenn wir nicht gekommen wären.»»
«Du Schweinehund!»
Großvater zielte auf Zugführer Leng. Der warf seinen Leuten einen Blick zu. Zwei verwegen aussehende Leibwächter drückten Großvaters Arm herunter. Vater zog seinen Browning und schoss den Mann, der Großvater festhielt, in den Hintern.
Der zweite Leibwächter versetzte Vater einen Tritt, der ihn zu Boden schleuderte, stellte den Fuß auf sein Handgelenk, bückte sich und hob den Browning auf.
Die Leibwächter fesselten Großvater und Vater.
«Pockennarbe Leng, mach die Augen auf und sieh, was aus meinen Männern geworden ist.»»
Die Böschungen zu beiden Seiten der Straße waren mit toten und verwundeten Soldaten übersät. Der alte Liu stieß immer noch von Zeit zu Zeit ins Horn, aber jetzt floss Blut aus seinen Mundwinkeln und der Nase.
Zugführer Leng nahm die Mütze ab und verbeugte sich in Richtung des Hirsefeldes östlich der
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