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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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dritte Mal besuchte, bestand er darauf, eines der großen schwarzen Maultiere zu bekommen, schließlich habe es ihr Schwiegervater ihm versprochen, bevor er ermordet wurde, und sein Tod mache das Versprechen nicht ungültig. Er drohte, sich an die Bezirksregierung zu wenden, wenn sie das Versprechen nicht halten sollte.
    «Du bist für mich ein Niemand»», sagte Großmutter. «Ich kenne dich nicht, und wenn du mich weiter belästigst, werde ich dich anzeigen.»
    Großvater, von Großmutters Geschrei gestört, kam in Pantoffeln angeschlurft und schob ihn aus dem Tor.
    Urgroßvater fand jemanden, der eine Klageschrift für ihn aufsetzte, bestieg seinen Esel und ritt in die Stadt, um bei Richter Cao Anzeige gegen Großmutter zu erstatten.
    Nach dem Schrecken, den ihm Blatternacken eingejagt hatte, als er in der Nordostgemeinde seinen Hut voll Löcher geschossen hatte, war Richter Cao heimgekehrt und hatte sich krank ins Bett gelegt. Als er jetzt die Klageschrift las, die wieder mit den Mordfällen zu tun hatte, rann ihm der Schweiß aus den Achselhöhlen.
    «Alter Mann», sagte er, «du klagst deine Tochter an, eine gesetzeswidrige Beziehung zu einem Banditen zu unterhalten. Was hast du für Beweise?»
    «Euer Ehren, Herr Bezirksrichter», antwortete Urgroßvater, «der Bandit, von dem ich spreche, teilt noch in dieser Minute das Lager mit meiner Tochter. Es ist kein anderer als Blatternacken, der Mann, der Löcher in Euren Hut geschossen hat.»
    «Alter Mann, weißt du, dass deine Tochter in Lebensgefahr schwebt, wenn das wahr ist?»
    «Herr Bezirksrichter, Ehre und Pflichtgefühl zwingen mich, familiäre Bande hintanzustellen. Nur. .. der Besitz meiner Tochter ...»
    «Was, du geldgieriger alter Hundesohn! » brüllte der Richter. «Du würdest deine eigene Tochter opfern, nur um an ihr kleines bisschen Besitz zu kommen ! Kein Wunder, dass sie dich verleugnet. Für mich bist du kein Vater. Gebt ihm fünfzig Schläge mit der Schuhsohle und schmeißt ihn raus!»
    Mein armer Urgroßvater! Nicht nur, dass seine Klage abgewiesen wurde, er bekam auch noch fünfzig auf den Hintern und konnte am Ende nicht einmal mehr auf seinem Esel sitzen. Den musste er am Zügel hinter sich herführen, als er sprachlos vor Empörung nach Hause wankte.
    Kurz nachdem er die Stadt verlassen hatte, hörte er Hufschläge hinter sich, und als er sich umwandte, sah er einen Reiter auf dem schwarzen Jungpferd des Bezirksrichters. Um sein Leben zitternd, fiel er auf die Knie. Die Beine wollten ihn nicht mehr tragen.
    Der Reiter war der kleine Yan, der Gehilfe des Bezirksrichters. «Alter Mann», rief er ihm zu, «Steh auf, steh auf! Der Richter hat gesagt, da er der Pflegevater deiner Tochter sei, wärt Ihr in gewisser Hinsicht ein Verwandter. Die Prügel sollten eine Warnung sein. Opiumrauchen und Bohnenanbauen sind zweierlei Dinge. Er schickt dir zehn Silberdollar, damit du nach Hause gehen, ein kleines Geschäft aufmachen und widerrechtlich zu erwerbenden Reichtum vergessen kannst.»
    Urgroßvater streckte beide Hände aus, um die Silberdollar entgegenzunehmen, und warf sich dankbar zu Boden. Er stand nicht wieder auf, bis das schwarze Pferd hinter der Bahnlinie verschwunden war.
    Eine halbe Stunde lang saß Richter Cao nachdenklich in der Haupthalle des Regierungsgebäudes. Als der kleine Yan von seinem Auftrag zurückkehrte, führte ihn Richter Cao in einen Nebenraum, schloss die Tür und sagte: «Ich bin sicher, dass der Mann, der mit der Frau aus dem Hause Dai das Lager teilt, der Bandit Blatternacken ist, der berüchtigtste Räuber in der Gemeinde Nordost-Gaomi. Wenn wir ihn schnappen würden, wäre es, als sägten wir einen Baum um und sähen zu, wie die Affen davonlaufen. Den alten Mann solltest du heute nur verprügeln, damit die Neuigkeiten sich nicht verbreiten.»
    «Die Voraussicht des Richters ist erstaunlich.»
    «Damals hat mich die Frau aus dem Hause Dai hereingelegt.»
    «Das widerfährt gelegentlich auch dem Weisesten.»
    «Reite heute nacht mit zwanzig Soldaten auf schnellen Pferden nach Nordost-Gaomi und nimm den Banditen gefangen.»
    «Die Frau auch?»»
    «Nein»», warnte ihn der Richter, «nein, auf keinen Fall. Dann würde Richter Cao sein Gesicht verlieren, oder etwa nicht? Außerdem sollte mein Urteil an jenem Tag ihr helfen. Was für eine Tragödie, dass so ein reizendes junges Ding mit einem Leprakranken verheiratet sein sollte. Kein Wunder, dass sie sich einen Liebhaber zugelegt hat. Nein, nimm nur Blatternacken

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