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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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gefangen und lass sie laufen. Sie soll die Chance haben, ein besseres Leben zu führen.»
    «Das Anwesen der Familie Shan ist von einer hohen Mauer umgeben», sagte der kleine Yan, «und drinnen läuft ein Rudel scharfer Hunde herum. Ich bin sicher, dass Blatternacken auf der Hut ist. Wenn wir mitten in der Nacht über die Mauer klettern oder das Tor aufbrechen, sind wir ideale Zielscheiben für seine Flinte.»
    «Du bist einfältig»», sagte Richter Cao, «sehr einfältig. Ich habe einen wunderbaren Plan.»»
    Später in der Nacht ritt der kleine Yan, dem Plan des Richters folgend, mit zwanzig Mann aus der Stadt und machte sich im Trab auf den Weg nach Nordost-Gaomi. Es war Spätherbst - der zehnte Monat nach dem alten Kalender -, und die Hirse auf den Feldern war geerntet und zu Haufen geschichtet. Im Morgengrauen erreichten sie das Westende des Dorfs. Kristallklarer Tau lag auf dem dunklen Kraut, und die Herbstluft war kalt und schneidend wie ein Messer. Die Soldaten stiegen ab und warteten auf die Befehle des kleinen Yan. Der ließ sie ihre Pferde hinter einem Hirsehaufen anbinden. Zwei Mann blieben als Wachen zurück. Dann zogen sie sich für ihr Unternehmen um.
    Die Sonne ging rot am Himmel auf, eine weiße Decke lag über der Erde, und eine dünne Tauschicht legte sich über die Augenbrauen und Lider der Männer und den zarten Flaum auf den Mäulern der Pferde, die schon begonnen hatten, geräuschvoll von dem Hirsehaufen zu fressen.
    Der kleine Yan warf einen Blick auf seine Taschenuhr. «Also los!»
    An der Spitze seines Trupps von achtzehn Soldaten zog er vorsichtig ins Dorf ein. Ihre Karabiner waren geladen und schussbereit. Zwei von ihnen bezogen am Dorfeingang Position, weitere zwei am Anfang der Gasse. Noch eine Gasse, noch zwei versteckte Soldaten. Als sie das Tor des Anwesens erreicht hatten, waren nur noch der kleine Yan und sechs als Bauern verkleidete Soldaten übrig. Einer von ihnen trug eine Tragstange mit zwei leeren Schnapskrügen auf der Schulter.
    Als die alte Liu das Tor öffnete, gab der kleine Yan dem Soldaten mit den Schnapskrügen ein Zeichen, und der schob sich an ihr vorbei in den Hof.
    «Was soll denn das?»» fragte sie ärgerlich.
    «Ich will den Besitzer sprechen»», sagte er. «Ich habe vor ein paar Tagen hier Hirsebrand gekauft, und zehn Leute sind daran gestorben. Was für ein Gift habt ihr in den Schnaps getan?»
    Während der Soldat seine Geschichte erzählte, schlüpften der kleine Yan und die übrigen Soldaten in den Hof und versteckten sich leise in einer Ecke. Die Wachhunde umgaben hysterisch kläffend den Mann mit den Schnapskrügen.
    Verschlafen ihre Kleider zuknöpfend, kam Großmutter heraus. «Wenn ihr etwas Geschäftliches habt, geht in den Laden», sagte sie verärgert.
    «In eurem Schnaps ist Gift»», sagte der Soldat. «Zehn von meinen Leuten sind gestorben, nachdem sie davon getrunken hatten. Ich will den Besitzer sprechen.»
    «Was ist das für ein Blödsinn?»» antwortete Großmutter. «Wir verkaufen unseren Hirsebrand in der ganzen Gegend und haben noch nie Schwierigkeiten gehabt. Wieso sollten ausgerechnet die Mitglieder deiner Familie daran sterben?»
    Während sich der hochgewachsene Soldat und Großmutter stritten, wobei fünf Hunde um sie herumsprangen, gab der kleine Yan den übrigen fünf Soldaten ein Zeichen, und sie stürzten in seinem Gefolge ins Haus. Der Soldat im Hof ließ die Krüge fallen, zog eine Pistole aus dem Gürtel und richtete sie auf Großmutter.
    Großvater war gerade dabei, sich anzuziehen, als der kleine Yan und seine Leute ihn vom Bett rissen, seine Hände auf dem Rücken fesselten und ihn in den Hof zerrten.
    Die Hunde stürzten herbei, um ihn zu retten, und die Soldaten eröffneten das Feuer. Pelzfetzen flogen durch die Luft, überall strömte Blut.
    Die alte Liu fiel vor Schreck um und machte sich in die Hosen.
    «Meine Herren»», protestierte Großmutter, «wir haben euch nichts getan und sind nicht mit euch verfeindet. Wenn ihr Geld oder etwas zu essen braucht, sagt es nur. Waffengewalt ist da ganz überflüssig.»»
    «Halt den Mund!» rief der kleine Yan. «Nehmt ihn mit!»
    Sie erkannte Yan. «Arbeitest du nicht für meinen Pflegevater?» fragte sie.
    «Das geht dich nichts an»», sagte er. «Halte du dich da raus.»
    Onkel Luohan, der die Schüsse im Westgehöft gehört hatte, stürzte aus dem Laden. Aber in dem Augenblick, in dem er den Kopf durchs Tor streckte, zischte eine Kugel an seinem Ohr vorbei, und er zog den

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