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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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selbst mit Hand anlegen zu müssen.
    Er nahm sich lieber die Zeit, um unauffällig eigenen Spuren nachgehen zu können. Denn nach wie vor war er überzeugt, dass Drömmer nicht der Mörder war. Erst recht, seitdem er mit ihm gesprochen hatte.
    Aber selbst der Staatsanwalt wollte nichts davon wissen. «Wir sorgen dafür, dass Drömmer gesteht, und dann können wir die Sache zu den Akten legen.»
    Körperliche Folter war zwar nicht mehr erlaubt, doch gerade bei Einfaltspinseln wie Drömmer gab es zahlreiche Methoden, ihn unter Druck zu setzen. Es würde nicht lange dauern, davon war Borghoff überzeugt, dann hätte Rocholl sein Geständnis. Trotzdem fragte er den Staatsanwalt, ob er etwas herausgefunden hatte über die fehlenden Herzen.
    «Ich habe bis Berlin gehen müssen mit meiner Anfrage», sagte Rocholl. «Eine Erklärung hatte man dort auch nicht. Aber mein Freund am Königlichen Gericht schrieb mir, dass es vor einigen Jahren etwas Ähnliches in Mecklenburg gegeben habe. Vier oder fünf Morde an Frauen und Kindern, und allen hatte man die Herzen entfernt. Er konnte sich nicht erinnern, etwas von einem aus dem Bauch einer Schwangeren geraubten Kind gehört zu haben, allerdings hatte wohl eines der Opfer gerade entbunden. Er wollte mir die Akten zukommen lassen, aber das ist ja jetzt wohl überflüssig. Ich werde sie gleich wieder zurückschicken.»
    Borghoff wagte nicht zu bitten, ihn doch wenigstens einen Blick darauf werfen zu lassen.

    Am Morgen, als Lina zu Wienholds aufbrechen wollte, kam Guste zu ihr ins Dahlmann’sche Haus. Sie tat das nur selten, und Lina ahnte, dass etwas vorgefallen war. «Georg tobt, und Bertram verharrt in stiller Wut», erzählte sie. «Der Baron ist zur Unterzeichnung des Kaufvertrages für das Grundstück, auf dem die Eisengießerei entstehen soll, nicht erschienen. Als sie ihn aufsuchten, um zu erfahren, warum er nicht gekommen sei, hat er erklärt, dass er keine Lust mehr hätte und in dem Projekt keinen Sinn mehr sehen würde. Stell dir das vor, Lina!» Guste, die sonst so Ruhige, gestikulierte wild. «Seit Monaten wird alles vorbereitet. Georg und Bertram machen Gelder frei, ein optimales Grundstück wird gesucht und nach langer Zeit gefunden, und dann hat der Baron keine Lust mehr!»
    «Können sie es nicht ohne ihn kaufen?»
    Guste schüttelte den Kopf. «Das Grundstück können sie bezahlen, aber der Bau und die Einrichtung der Fabrik übersteigen ihre Möglichkeiten.»
    «Dann sollten sie es kaufen. Ihre Idee ist gut, sie werden schon einen neuen Partner finden.» Lina fragte sich, warum von Sannberg so plötzlich seine Meinung geändert hatte, und Guste verriet mit ihrer nächsten Frage, dass sie denselben Gedanken gehabt hatte. «Lina, es hat doch nichts damit zu tun, dass Georg dich so schäbig behandelt hat? Ich meine, die halbe Stadt redet über die Kleider der Baronessen beim Maiball und auch darüber, wer sie genäht hat. Es ist ganz offensichtlich, dass der Baron dich sehr schätzt.»
    Lina schüttelte den Kopf. «Guste, der Baron ist ein Geschäftsmann. Er lässt sich doch nicht von solch albernen Gründen von einem Geschäft abhalten.»
    «Aber er scheint dich sehr zu mögen.»
    «Guste», seufzte Lina. «Er redet gern mit mir über Bücher und Bilder und manchmal auch über Politik. Ein Mann wie er hat gewiss kein romantisches Interesse an mir.»
    «Und wenn doch?»
    «Niemals.»
    Aber Guste ließ nicht locker. «Kannst du nicht mit ihm reden, Lina? Damit er seine Entscheidung rückgängig macht …»
    «Ich kann doch nicht in sein Haus gehen, wenn seine Töchter nicht da sind, was denkst du, Guste!»
    «Ich könnte mitgehen.»
    «Ich muss jetzt erst einmal zu den Wienholds und dort noch ein paar neue Kleider nähen. Mit etwas Glück habe ich dann die Miete für das nächste Jahr zusammen.»
    «Und danach?»
    «Vielleicht.» Es klopfte an der Tür. Es war der Diener der Wienholds, der Lina abholen wollte. «Einen Augenblick noch.» Sie schloss die Tür wieder.
    «Ich muss jetzt los, Guste. Aber sag mir noch, wie geht es in der Carlstraße?» Sie hatte Mina jetzt etwa drei Wochen nicht gesehen.
    «Was?» Guste war in Gedanken immer noch beim drohenden Scheitern der familiären Bestrebungen, die Firmentätigkeiten auf die Industrie auszuweiten. «Ach, dort geht alles seinen Gang. Es hat Ärger gegeben wegen Aaltjes Schneiderrechnung, dabei hat sie nur Änderungen machen lassen.»
    «Ist sie schon wieder dicker geworden?»
    Guste nickte. «Georg schlug ihr vor,

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