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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ihre Schwangerschaftskleider anzuziehen, aber das hielt sie wohl für ein böses Omen.»
    «Was meinst du, ist sie wieder schwanger?», fragte Lina.
    «Ich denke schon.»
    «Und Mina? Wie geht es Mina?» Lina war begierig, von der Schwester zu hören.
    Guste sah zu Boden. «Sie leidet, weil sie und Justus sich nicht schreiben können. Georg hat es strikt untersagt, und diesmal muss ich ihm recht geben. Sie bringt sich damit nur in Gefahr.»
    «Die Ärmste.» Lina griff nach ihrem Beutel. «Wenn ich zurück bin, musst du ein Treffen bei euch arrangieren.»
    Sie öffnete die Tür wieder und zeigte dem Diener, was er mitnehmen musste.
    «Ach, da ist noch etwas», sagte Guste plötzlich. «Euer kleines Hausmädchen …»
    «Finchen?»
    «Ja. Aaltje hat die Kleine hinausgeworfen.»
    Lina wurde blass. Finchens merkwürdige Übelkeit im März ergab plötzlich Sinn. «Sie ist doch nicht etwa schwanger?»
    «Doch. Daran besteht kein Zweifel. Und ich fürchte, Aaltje glaubt, Georg sei der Vater. Deshalb hat sie sie fortgejagt.»
    «Weißt du, wo sie ist?»
    Guste schüttelte betrübt den Kopf. «Als ich davon erfuhr, wollte ich ihr wenigstens etwas Geld geben. Eure Lotte sagte mir, wo ihre Familie wohnt, aber sie ist nie dort angekommen. Vielleicht ist sie noch hier in Ruhrort.»
    «Das hättest du mir gleich sagen müssen, Guste.» Lina war sehr besorgt. Ein knapp fünfzehnjähriges schwangeres Mädchen allein hier in Ruhrort, das war ohnehin gefährlich genug. Aber jetzt, wo der unheimliche Mörder sein Unwesen trieb, war sie in höchster Gefahr.
    Doch unten wartete der Diener der Wienholds auf sie und sie musste sich beeilen. «Ich werde versuchen, sie zu finden», sagte sie zu Guste und umarmte sie zum Abschied.

    Diesmal war Lina nicht in dem schönen großen Zimmer untergebracht. Sie vermutete, dass der Maler sich dort einquartiert hatte. Das neue Zimmer war jedoch nicht weniger behaglich, kleiner, aber noch näher am Damensalon gelegen. Lina hoffte, dass sie bald Anno begegnen würde, um sich zu überzeugen, dass es dem Jungen gutging.
    Das Hausmädchen Jette, das ihr schon beim letzten Mal zur Hand gegangen war, sollte ihr auch diesmal wieder helfen. Sie hatte bereits die Nähmaschine in den Salon gebracht, dort lagen auch die neuesten Modezeitschriften. Lina wollte eine Vorauswahl treffen und nahm auch ihr Skizzenpapier mit.
    Sie war völlig überrascht, als sie Donatus Reppenhagen dort vorfand. Er hatte seine Staffelei aufgebaut und malte an einem mittelgroßen Bild, das ein nacktes, engumschlungenes Liebespaar zeigte. Es war noch unfertig, es fehlten die Gesichter, aber an den Flügeln der männlichen Figur erkannte Lina das immer noch sehr beliebte Motiv von Amor und Psyche .
    «Entschuldigen Sie bitte», sagte sie rasch und wollte die Tür wieder schließen.
    «Aber nein, ich weiß doch, dass dies hier Ihr Reich ist.» Reppenhagen drehte sich um. «Das Licht ist morgens hier sehr schön. Aber ich werde den Diener rufen, damit er das Bild in einen anderen Raum bringt.»
    Er hatte ein gewinnendes Lächeln, an das sich Lina bei ihrer ersten Begegnung gar nicht hatte erinnern können.
    «Nicht doch. Wir können uns das Licht gern teilen.»
    «Vielen Dank.»
    Lina deutete auf die Staffelei. «Das wird ein schönes Bild.»
    «Ich hoffe, es wird im Herbst in Wien ausgestellt.» Er begann, wieder zu arbeiten, und Lina nahm sich die Zeitschriften vor. Sie suchte ein paar Modelle heraus und begann dann, sie in ihren Skizzen zu verändern. Plötzlich merkte sie, dass Reppenhagen ihr zusah.
    «Ihre Technik ist sehr gut», sagte er. «Wo haben Sie das gelernt?»
    «Als ich jung war, hat eine Weile ein junger Maler bei uns gewohnt. Er … nun, eigentlich sollte er das Geschäft bei uns lernen, aber er liebte die Malerei und ist seiner Händlerfamilie später entflohen. Er hat mich unterrichtet.» Lina spürte, wie sie errötete. Sie hatte so lange nicht mehr an den jungen Martin Tilmann gedacht, der so viel mehr gewesen war als ein Zeichenlehrer.
    «Sie haben Talent.»
    Ihr Blick fiel auf Reppenhagens Skizzenbogen, den er in der Hand hielt. Das waren nicht die Skizzen für Amor und Psyche . Er hatte sie gezeichnet, während sie arbeitete. Und nun fuhr er damit fort, diesmal nahm er sich ihre Vorderansicht vor. «Ich glaube, ich habe endlich meine Psyche gefunden.» Er wies auf das Bild.
    «Sie wollen ihr mein Gesicht geben?», fragte Lina. «Aber das geht doch nicht …»
    Reppenhagen hielt inne. «Sie finden es

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