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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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einem kleinen Raum entdeckte Lina eine Falltür. Sie stand weit offen, und eine Holzleiter führte nach unten. Hinunter in einen Raum unterhalb des Hauskellers. Unten war es ruhig, aber von ganz weit entfernt hörte Lina Gemurmel. Dorthin waren die vielen Menschen also verschwunden.
    Die Schmugglergänge!, fuhr es ihr durch den Kopf. Ihr Vater hatte ihr davon erzählt. Zur Franzosenzeit hatte man Gänge unterhalb der Alt- und der Neustadt gegraben und befestigt, um an den Besatzern vorbei Waren hinein- und herauszubringen. Sie reichten bis an den Hafen, hatte der alte Kaufmeister gesagt, aber wie man dort hinkam, wo sie waren und wo genau sie hinführten, hatte er nicht erzählt, wohl um die Kinder davon abzuhalten, danach zu suchen. Als alles wieder seinen preußischen Gang ging, waren sie in Vergessenheit geraten. Dies hier musste einer der Eingänge sein.
    Die Leiter sah nicht vertrauenerweckend aus. Und Lina hatte auch noch nie versucht, eine Leiter hinab- oder hinaufzusteigen.
    Du bist wahnsinnig, Lina , sagte sie sich. Sie blies die Kerze aus und steckte sie zu den Zündhölzern in ihre Rocktasche. Dann setzte sie sich mit einiger Mühe auf den Boden und steckte ihre Beine durch die Falltür. Die Röcke stopfte sie hinterher. Vorsichtig fühlte sie mit ihrem gesunden Bein nach einer Sprosse und fand sie. Sie rutschte weiter vor und tastete nach der nächsten Sprosse. Dann versuchte sie, sich umzudrehen. Abgestützt auf den Rand der Öffnung gelang es ihr. Sprosse für Sprosse glitt sie hinunter, bis sie den Rand loslassen und sich stattdessen an den oberen Sprossen festhalten musste. Beim ersten Versuch, weiter hinunterzukommen, wackelte die Leiter bedenklich. Doch dann ging es besser. Der Raum unter dem Keller war sehr niedrig, die Leiter nicht sehr hoch. Doch als sie beinahe unten angekommen war, hörte sie plötzlich eine Stimme: «Du solltest nicht hier sein.»
    Lina stürzte fast, doch eine kleine Hand hielt sie. Es war Anno. Ihr wurde klar, dass er die ganze Zeit über die Leiter gehalten haben musste.
    «Und du?», flüsterte Lina.
    «Ich sollte es auch nicht.» Dann drehte er sich um und war wieder verschwunden.
    Sie sah sich um. Vor ihr lag ein enger Gang, dessen Wände grob vermauert waren. Alle paar Meter beleuchtete eine Fackel den Weg. Der Gang schien endlos. Lina tastete nach der Kerze und den Zündhölzern in der Tasche, für den Fall, dass die Beleuchtung irgendwo endete.
    Jetzt war wieder das Gemurmel aus der Ferne zu hören. Langsam ging sie den Gang entlang. Schließlich kam sie zu einer Stelle, wo sich der Gang verzweigte. Sie blieb stehen und horchte. Die Stimmen kamen von rechts, also wählte sie diese Seite. Dieser Gang war noch ein wenig enger, aber an seinem Ende sah sie einen hellen, warmen Schein. Schritt für Schritt tastete sie sich näher an das Licht heran. Als sie fast da war, zog sie jemand am Rock. Anno war wieder neben ihr.
    «Komm mit», flüsterte er und führte sie in eine dunkle Nische. Von dieser ging ein weiterer Gang ab. Er war völlig finster, aber Anno führte sie sicher vorwärts. Dann öffnete sich der Gang zu einem kleinen Raum, der von einem einzigen Lichtschein erhellt wurde. Er fiel durch ein Loch, das ein fehlender Ziegel in einer Mauer hinterlassen hatte. «Hier bist du sicher. Und du siehst, was du sehen willst.» Er deutete auf eine kleine Kiste. «Stell dich da drauf.»
    Sie tat es. Draußen vor der Mauer war ein großes und im Gegensatz zu den niedrigen Gängen höheres Gewölbe. Auch große Männer konnten hier aufrecht stehen. Die Wände, soweit sie diese mit ihrem durch das Loch und einige Säulen eingeschränkten Gesichtsfeld sehen konnte, waren mit vielen fremdartigen Symbolen geschmückt: Häufig waren es fünfzackige Sterne, Pentagramme, wie sie sie schon einmal in einem Buch gesehen hatte, aber auch astrologische Zeichen, Sonnen, Sterne und völlig unbekannte Schriftzeichen und Runen.
    Lina erfasste schnell, dass sie hier in einem ummauerten Raum mitten unter der Menge war, die sich dort versammelt hatte. Alles in allem schätzte sie sie auf bis zu hundert Personen. Schräg vor ihr, in vielleicht fünf Metern Entfernung, gab es ein Podest und so etwas wie einen Altar, aus drei groben Steinblöcken zusammengefügt, hinter dem ein kunstvolles Pentagramm auf die Wand gemalt war.
    «Was ist das hier?», wollte sie Anno fragen, doch der war längst wieder fort. Also sah sie hinaus und entdeckte ihn weit hinten an der Seite. Blonder Schopf, weißes

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