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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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plötzlich.
    «Wer?»
    «Annette. Sie ist gefährlich. Auch für dich!» Für einen Moment kam es Lina vor, als wäre Anno größer geworden. Es war immer noch sein Jungengesicht, aber es wirkte erschreckend erwachsen. Und die Stimme war eine Spur tiefer als die Annos.
    «Wer bist du?», fragte Lina fast tonlos.
    «Ich bin …» Ihr Gegenüber stockte kurz, dann fuhr es fort: «Mein Name ist Adrian. Wir … wir müssen gehen, bevor Annette aufwacht.»
«Was ist mit den Kindern?», fragte Lina.
Er sah sie verwirrt an. «Welche Kinder?»
    «Du … Anno sprach davon, dass die Kinder unsere Hilfe bräuchten.»
    «Da kann niemand mehr helfen, es ist längst zu spät.» Das klang sehr bitter. «Du musst gehen. Annette darf dir hier nicht begegnen.»
    «Du hast recht.» Lina stand schnell auf und ging hinaus. Auf dem Flur warf sie einen Blick in den Spiegel, weil sie fürchtete, dass die letzten Minuten Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen hätten. Doch da war nichts als eine leichte Röte, die wohl von ihrem Herzklopfen herrührte.
    «Liebe Lina», begrüßte Jutta sie im Salon, kam ihr entgegen und flüsterte: «Du siehst viel besser aus, Liebes.»
    «Ich fühle mich auch besser.» Lina war froh, dass auch sie flüstern musste, denn sie hatte Angst, dass ihre Stimme sonst versagt hätte.

    Commissar Borghoffs Genesung ging dank Linas und Claras guter Pflege langsam, aber stetig voran. Diesmal wollte er sich auskurieren, bevor er wieder seinen Dienst antrat. Doch als etwa drei Wochen später der Umzug vom Rathaus im Hanessen’schen Haus zum Westphal’schen Haus an der Dammstraße anstand, beaufsichtigte er die Arbeiten wenigstens für ein paar Stunden.
    Auch im Westphal’schen Haus hatte die Polizei nur zwei Räume, doch sie waren ungleich größer. Im Keller gab es ein kleines Gewahrsam, aber der Bürgermeister hatte ein Einsehen gehabt und ein Haus an der Kasteelstraße angemietet, das nun als Gefängnis genutzt werden konnte. Er selbst blieb im alten Rathaus wohnen.
    «Überanstrengen Sie sich nicht, mein lieber Herr Commissar», sagte er, als Borghoff im neuen Rathaus eintraf, nachdem er den geordneten Abtransport der Polizeiakten organisiert hatte.
    «Etwas frische Luft tut mir gut, Dr.   Erbling hat das sogar angeordnet, seit ich wieder mehr bei Kräften bin.»
    «Dann haben Sie nichts dagegen, wenn wir ein paar dienstliche Dinge besprechen?»
    «Keineswegs, Herr Bürgermeister. Ehrlich gesagt, langweile ich mich schon ein wenig in meinem Zimmerchen.»
    Sie holten Ebel dazu und setzten sich in das neue Büro des Bürgermeisters. Dort stand außer dem Schreibtisch eine große Tafel, an der der gesamte Gemeinderat Platz hatte.
    Der Bürgermeister wühlte in einem großen Stapel und zog schließlich einen Aktendeckel hervor. Das erste Schriftstück gab er Borghoff. «Der Staatsanwalt wird noch diesen Monat Anklage erheben gegen den Mörder Drömmer. Verhandelt wird vor dem Schwurgericht in Wesel.»
    «Rocholl hat den Fall noch in diese Sitzungsperiode bekommen? Mein Respekt», sagte Borghoff, doch wohl war ihm nicht bei der Sache. Er dachte an die Überlegungen, die er mit Lina zu dem Fall angestellt hatte, auch jetzt, in seiner Genesungszeit, wenn sie mit ihren Näharbeiten an seinem Bett gesessen hatte, um ihm die Langeweile zu vertreiben.
    «Dann hat Ebel einen Vorschlag, wie wir die Fremdenmeldungen besser in den Griff bekommen», fuhr der Bürgermeister fort.
    «Wir richten eine Zweigstelle beim Phoenix ein. Wenn der Wochenlohn ausgezahlt wird, kontrollieren wir die Meldepapiere», erklärte Ebel.
    Borghoff nickte. «Das ist gut. Da wird bestimmt keiner fehlen. Aber wir müssen das mit der Bürgermeisterei Beeck-Holten absprechen. Ein Teil der Arbeiter wohnt schließlich auf ihrem Gebiet.»
    «Vielleicht können wir das gemeinsam machen», sagte der Bürgermeister. «Die haben doch auch ein Interesse daran, die Leute zu erfassen.»
    «Wir müssen uns allerdings noch etwas einfallen lassen, wie wir auch die Familien kontrollieren. In den neugebauten Häusern auf dem Mühlenfeld wohnen sicher weit mehr Menschen, als wir bisher registriert haben.» Borghoff dachte an Finchen, die Miete für das pure Dach über dem Kopf bezahlt hatte. «Wir müssen die Häuser mindestens in monatlichen Abständen kontrollieren.»
    «Sie werden das schon regeln, Borghoff. In der Zwischenzeit können Sie sich schon einmal Gedanken machen, wie wir die Sicherheit auf der Kirmes Ende August gewährleisten. Da wird sich bestimmt die

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