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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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dem die Hartung ihr langsames Hinken verfolgte.
    Eine Weile musste sie unten vor dem Heim noch warten, bis Commissar Borghoff wieder vorfuhr. Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. «Geht es dem Mädchen nicht gut?», fragte er besorgt.
    «Doch, doch.» Lina deutete unauffällig auf den Kutscher.
    «Wir könnten noch einen Tee zusammen trinken, wenn ich vom Dienst komme», bemerkte er beiläufig.
    Lina nickte. Dann flüsterte sie: «Ein Bier wäre mir lieber …»

    «Verdammt», sagte Borghoff, als Lina ihm am Abend alles erzählt hatte, und entschuldigte sich gleich wieder für den Fluch. «Wir haben geglaubt, die Morde hätten aufgehört, stattdessen holen sie sich jetzt ihre Opfer aus dem Duisburger Heim. Glauben Sie, dass Heinen mit ihnen unter einer Decke steckt?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Lina. «Ich denke eher, dass diese Frau etwas damit zu tun hat. Sie scheint dort eine Menge zu sagen zu haben.»
    «Haben Sie sie im Schmuggelkeller gesehen?»
    «Ich kann mich nicht erinnern.» Lina zuckte die Schultern. «Dort unten waren so viele Leute, und ich konnte längst nicht alle sehen.»
    Borghoff goss ihr das zweite Glas Bier ein. «Sie machen sich Sorgen um Finchen, nicht wahr?»
    «Natürlich. Ich habe aufgeschrieben, was der Pater über die Hexensabbate gesagt hatte. Er sagte Allerheiligen wäre ein Fest gewesen, das die Kirche als einen ihrer Feiertage übernommen habe.»
    Borghoff nickte. «Es ist der Abend vor Allerheiligen, also der 31. Oktober.»
    «Der Reformationstag», sagte Lina trocken. «Ein evangelischer und ein katholischer Feiertag so kurz hintereinander, da werden die Wienholds viel Besuch haben.»
    Borghoff überlegte einen Moment und runzelte die Stirn. «Sie haben dieser Frau gegenüber erwähnt, dass sie zusammen mit mir in Duisburg waren, nicht wahr?»
    Lina nickte.
    «Vielleicht können wir Finchen dadurch schützen. Wenn sie für die Polizei wichtig ist, dann tun sie ihr und dem Kind vielleicht nichts. Ich sollte sie selbst noch einmal aufsuchen.»
    «Dazu müssen Sie doch die Erlaubnis des Staatsanwaltes haben, und der glaubt ja, dass der Mörder im Zuchthaus auf seine Hinrichtung wartet. Sie sagten doch, dass der Staatsanwalt durch seine Frau mit dem Verein verbunden ist …»
    «Rocholl hat nichts mit denen zu tun, das müssen Sie mir glauben, Lina.»
    «In dieser Sache traue ich niemandem mehr», sagte Lina leise. Und sie würde sich auch weiterhin Sorgen um Finchen und ihr Kind machen.
    «Es gibt noch mehr schlechte Nachrichten», sagte Borghoff. «Dr.   Feldhoff war ganz erschüttert, als er die Leiche der kleinen Hedwig Erbling untersucht hat. Sie hatte am ganzen Körper blaue Flecken. Aber das Schlimmste ist wohl …» Er zögerte. «Es ist sicher, dass sich jemand an der Kleinen vergangen hat.»
    «An einer Vierjährigen?», fragte Lina entsetzt.
    «Ja.» Er seufzte. «Dr.   Feldhoff hat mir die Spuren gezeigt. Diese Verletzungen kann sie sich nicht anders zugezogen haben. Und er glaubt auch, dass es nicht das erste Mal war.»
    Lina war blass. «Machen sie das mit allen Kindern?»
    «Die Säuglinge trugen keine derartigen Spuren. Nur …»
    … Bisswunden und herausgeschnittenes Fleisch , dachte Lina den Satz zu Ende. «Ich glaube, es gibt einen Unterschied zwischen den Kindern, die bei den Ritualen getötet werden, und dem, was der kleinen Erbling passiert ist. Sie war eines von ihren eigenen Kindern. Und ihr Tod war sicher nicht beabsichtigt.»
    Borghoff sah sie nicht an. «Sie glauben, das gehört dazu, wenn sie versuchen, sie …»
    «Sie zu vielen zu machen, ja.» Sie wartete, bis er sie wieder ansah. «Was wird die Polizei jetzt unternehmen?»
    «Wir werden es untersuchen müssen, denn Dr.   Erbling besteht darauf. Normalerweise würde man ihn als Ersten verdächtigen, aber ich denke, er ist über jeden Verdacht erhaben. Also werden wir uns den Hausdiener vornehmen und auch den einen oder anderen Patienten.» Borghoffs Miene sagte etwas anderes, als er fortfuhr: «Vielleicht ist ja Reppenhagen unter den Patienten.»
    «Es ist nicht Reppenhagen, jedenfalls nicht er allein. Anno sprach von einem Instruktor. Ich glaube nicht, dass er Reppenhagen damit meinte.»
    «Das Ganze wird ohnehin ins Leere laufen», sagte Borghoff und starrte in sein Bier.

    Eine Woche später klopfte Guste in der Frühe an Clara Dahlmanns Tür. Lina saß noch am Frühstückstisch.
    «Entschuldige bitte die frühe Störung», sagte Guste, ohne abzulegen. Sie hielt ihrer Schwester die

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