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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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besorgt, ob er sich wieder verschluckt hatte, aber das war nicht der Fall.
    «Halsschmerzen», murmelte er.
    «Soll ich Ihnen Tee bringen und einen Umschlag machen?», fragte Lina.
«Nein. Wird schon wieder besser. Bisschen erkältet.»
    Sie setzte sich neben ihn auf das Bett, fühlte seine Stirn, aber er schien kein Fieber zu haben. Der Speichel tropfte ihm wieder aus dem Mund, und sie wischte ihn ab.
    Er ließ sich helfen, sich ganz ins Bett zu legen, obwohl von Liegen schon längere Zeit nicht mehr die Rede sein konnte. Lina hatte so viele Kissen in seinem Rücken aufgetürmt, dass er fast saß.
    «Lina, ich will dir etwas schenken.» Er bemühte sich mehr denn je, deutlich zu sprechen. «Du magst doch den großen Atlanten?»
    Sie nickte. «Ich bin immer mit dem Finger darin herumgereist. Und damals, bevor ich mit Mutter nach Italien fuhr, habe ich mir jeden Ort unserer Reise vorher eingeprägt.»
    «Ich will, dass du ihn bekommst. Aber stell ihn nicht in die Bibliothek, nimm ihn mit in dein Zimmer. Versprich mir das.» Er schien aufgeregt, denn nun zitterten auch seine Beine. Es gelang ihm, ihre Hand zu nehmen. «Nimm ihn noch heute Abend mit.»
    «Ja, das tue ich. Versprochen.» Sie griff nach seiner Hand, legte sie zwischen ihre, und er lehnte sich weiter in die Kissen zurück. Das war die einzige zärtliche Berührung, die er zulassen konnte, ohne das Gefühl zu haben, noch mehr Würde zu verlieren.
    «Vater …» Lina nahm all ihren Mut zusammen. «Würden Sie etwas für mich tun?»
    «Was kann ich denn noch tun?»
    «Würden Sie ein Schreiben unterzeichnen, das mir die Mündigkeit gibt und erlaubt, mir eine Wohnung zu mieten?»
    Sie konnte schwören, dass die Augen in seinem starren Gesicht ängstlich schauten. «Nein, keine Angst. Ich werde Sie nicht verlassen, niemals. Aber wenn Sie …» Sie stockte.
    «Wenn ich tot bin», sagte er erschreckend deutlich.
    «Ich kann nicht weiter in diesem Haus hier leben und für Georg und Aaltje die Hausmamsell sein. Wenn Sie es erlauben, dann kann ich gehen. Bitte, Vater.»
    Es dauerte für Lina eine Ewigkeit, bis er antwortete. Mit geschlossenen Augen schien er lange darüber nachzudenken. Schließlich sagte er: «Es gehört sich nicht.»
    «Aber wenn ich keinen Bruder hätte …» Lina kamen tatsächlich die Tränen.
    Der Vater ließ einen Seufzer hören. «Du würdest von keinem Menschen hier mehr gegrüßt werden, Lina.»
    «Das nehme ich in Kauf. Ich … ich …» Sie versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. «Ich halte es einfach nicht mehr aus, Vater.»
    «Ich ja auch nicht, Kind, ich auch nicht.»
    «Ach, Vater, es geht nicht um Sie. Ich tue das gern für Sie, das wissen Sie. Aber ich will nicht die geduldete alte Tante hier im Haus werden.»
    Sein Gesicht blieb wie üblich ausdruckslos, als er sagte: «Setz das Schreiben auf, Kind.» Er hustete wieder.
    Lina legte seine Hand sanft zurück auf das Kissen. «Ich hole Ihnen besser einen Tee.» Ihre Augen leuchteten, als sie das Zimmer verließ.
    Er hustete wieder und sank im Bett noch ein bisschen mehr zusammen. Dieses Kind! Da hatte sie sich etwas in den Kopf gesetzt, was er ihr kaum ermöglichen konnte. Natürlich würde er das Papier unterzeichnen, um ihr eine Freude zu machen, doch was war es wert, wenn erst Georg das Familienoberhaupt war?
    Er dachte an Mina, die immer sein Lieblingskind gewesen war. Georg war ein blasser und strebsamer Junge gewesen, ein seinem Vater ergebener Sohn, aber kaum ein wirklich liebenswertes Kind. Die stille Guste, deren Gesichtszüge seinen eigenen so ähnlich waren, dass er sie niemals hätte verleugnen können, war zu einer langen, dürren Frau mit blassroten Haaren, Sommersprossen und schiefen Zähnen herangewachsen und immer ein Rätsel für ihn geblieben. Aber in die Zwillinge, diese bildhübschen kleinen Mädchen, war er vom ersten Tag an vernarrt gewesen.
    Sie waren beide wild und verwöhnt, wussten dem stolzen Vater zu schmeicheln und bekamen immer, was sie wollten. Gleich gekleidet waren sie kaum zu unterscheiden.
    Dann plötzlich, einige Zeit nachdem sich beide Mädchen von einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung erholt hatten, begann die kleine Lina von einem Tag auf den anderen zu hinken. Sie wurde immer stiller, das Hinken verstärkte sich, und irgendwann weigerte sie sich ganz zu laufen, da sie große Schmerzen hatte.
    Die Ärzte schlugen schließlich eine Operation vor und fanden das Hüftgelenk fast zerstört. Heute nannte man die Krankheit

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