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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ihm herauszubekommen.
    Was Ebel vorgefunden hatte, bekam nun auch Borghoff zu Gesicht. Im Schlafzimmer, dessen Tür man ebenfalls hatte aufbrechen müssen, kauerte Dr.   Erbling unbeweglich in einer Ecke, er war über und über mit Blut bedeckt, in der Hand hielt er eine kleine bronzene Statue, an der Blut und Haare klebten.
    Auf dem Bett lag blutüberströmt und mit durch die Schläge fast unkenntlichem Gesicht seine Frau. Es hatte den Anschein, dass sie sich gerade begonnen hatte zu entkleiden, um ins Bett zu gehen.
    «Er muss sie erst mit bloßen Händen und dann mit der Statuette geschlagen haben», sagte Borghoff erschüttert. Er ging auf Erbling zu.
    «Der Doktor ist nicht ansprechbar», sagte Ebel. «Er ist verrückt geworden.»
    Als das Wort «verrückt» fiel, regte sich der Doktor. «Ich bin bei klarem Verstand. Ich musste sie töten. Was sie getan hat, ist ein weit größeres Verbrechen als ein Mord.»
    «Wir müssen Sie mitnehmen, Dr.   Erbling», sagte Borghoff ruhig, nahm Erbling ohne Widerstand die Statuette aus der Hand und stellte sie auf die Kommode. Er ging zum Schrank und nahm einen Anzug heraus, auch ein Hemd aus der Kommode. «Sie werden sich im Gewahrsam waschen können. Kommen Sie.»
    Gemeinsam gingen sie hinunter. Als das Hausmädchen den Doktor erblickte, wich es ängstlich vor ihm zurück. «Ebel, bringen Sie den Doktor ins Rathaus und veranlassen Sie die Abholung der Leiche.»
    Er sah zu den Leuten, die vor der Tür eine Gasse bildeten. «Geht nach Hause. Hier kann niemand etwas tun.»
    Dann wandte er sich an das Mädchen. «Meinen Sie, ich könnte einen Tee bekommen?»
    Sie nickte und führte ihn in die Küche. Während sie das Wasser aufsetzte, hörte sie langsam auf zu zittern.
    «Ich nehme an, die beiden haben gestritten …», begann Borghoff vorsichtig.
    Sie nickte. «Das haben sie jeden Abend seit … seit die kleine Hedwig tot ist.» Sie setzte sich zu Borghoff an den Küchentisch, während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte.
    «Wie heißen Sie?»
    «Adelheid.»
    «Nun, Adelheid, ich nehme nicht an, dass Sie gelauscht haben, aber Sie haben doch sicher mitbekommen, worüber sie sich stritten?»
    Sie zögerte, es war ihr unangenehm, das konnte Borghoff genau sehen. «Zuerst … als die Kleine tot war, meine ich … da stritten sie, weil der Doktor sie aufschneiden lassen wollte. Sie … sie wollte das auf keinen Fall. Ich habe mich immer gefragt, warum sie sich so sehr dagegen wehrte, weil es doch gut war zu wissen, warum ein kerngesundes Kind so plötzlich stirbt. Aber sie war wie … wie eine Furie, völlig außer sich.»
    Das Wasser kochte, und sie ging zum Herd, um den Tee aufzugießen.
    «Und als der Doktor sich durchgesetzt hatte?»
    «Da war sie still und in sich gekehrt. Sie ging jeden Tag aus dem Haus. Sie könne nicht allein bleiben mit ihrer Trauer, sagte sie. Aber ich hatte fast den Eindruck, sie sei ängstlich.»
    «Und dann kam heraus, dass dem Kind Gewalt angetan worden war.» Borghoff war sich nicht sicher, ob das Mädchen davon erfahren hatte, aber es nickte.
    «Der Hans-Joseph, unser Hausknecht, wurde verhaftet. Aber der hätte so etwas nie getan. Der vergötterte die Kleine.»
    Vorsichtig goss sie zwei Tassen ein und stellte Zucker und Milch auf den Tisch. Borghoff nahm sich eine ordentliche Portion Zucker.
    «In der Zeit wurde es sehr still im Haus», fuhr sie fort. «Sie redeten nicht miteinander. Es war klar, dass er seiner Frau die Schuld gab, weil sie das Kind oft allein gelassen hatte. Und dann wurde der Hans-Joseph wieder freigelassen.» Auch sie rührte etwas Zucker in ihren Tee.
    «Er war unschuldig. Zu der Zeit, als der Kleinen das angetan worden war, war er in Cleve», sagte Borghoff.
    «Er kam zurück und packte nur stumm seine Sachen. Er könne hier nicht mehr arbeiten, sagte er. Er war über zehn Jahre hier.»
    «Sie haben ihn gemocht.»
    Sie nickte. «Jetzt werden wir uns beide eine neue Stellung suchen müssen.»
    Borghoff nahm einen Schluck Tee. «Ich nehme an, danach gingen die Streitereien wieder los.» Erbling musste sich sicher gewesen sein, dass das Schicksal seiner Tochter mit den Besuchen bei den Wienholds zusammenhing.
    «Ja. Er beschuldigte plötzlich seine Frau, der Kleinen etwas angetan zu haben. Immer wieder fragte er sie danach, was bei ihren Besuchen mit dem Kind passiert wäre.»
    «Allen Besuchen?»
    «Nein, er sagte immer wieder ‹bei den Wienholds›. Ich glaube, da fing er an, verrückt zu werden. Was soll denn

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