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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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an meinem Kohlenmagazin 14 an der Mühlenweide. Dort wartet ein kleines Dampfschiff auf sie.»
    Robert deutete eine Verbeugung an. «Ich danke Ihnen, Herr Haniel.»
    Franz Haniel erhob sich, und auch Lina und Robert standen auf. «Ich danke Ihnen, Herr Commissar für Ihre Offenheit. Ich weiß zwar noch nicht genau, was ich in dieser Angelegenheit unternehmen kann, doch nun bin ich gewarnt. Ich werde Sie in allem unterstützen – notfalls auch gegen den Bürgermeister.»
    Zu Lina gewandt, sagte er: «Ich habe deinen Entschluss, deiner Familie den Rücken zu kehren, zuerst nicht gebilligt, Lina. Aber ich habe durchaus mit Wohlwollen gesehen, wie geschäftstüchtig du bist.»
    «Vielleicht», ließ sich Friederike vernehmen, «vielleicht brauche ich demnächst ein paar neue Kleider, Lina.»
    Als sie wieder auf der Straße waren, atmete Lina tief durch. «Ich hätte nicht gedacht, dass es so gutgehen wird», sagte sie zu Robert.
    «Es ist nur so gut gelaufen, weil der alte Herr schon einen Verdacht hatte, und das macht mir, ehrlich gesagt, ein wenig Angst. Sie verstecken sich kaum noch, riskieren sogar, sich so schnell auszubreiten, dass sie nicht mehr alle unter Kontrolle haben, wie diesen Diener zum Beispiel.»
    «Vielleicht solltest du versuchen, ihn zu finden.»
    «Wenn er noch am Leben ist.»
    An der nächsten Ecke verabschiedete er sich, um zum Rathaus zurückzukehren. Lina stand einen Moment unschlüssig da, dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Bankier.

    Obwohl Commissar Borghoff seinen Plan, am 25. in die Tunnel einzudringen, verfolgte, war es ihm wichtig, dass nach außen hin alles danach aussah, als würde die Polizei verzweifelt nach dem kleinen Oskar suchen. Nichts sollte darauf hindeuten, dass er dem Orden so nah kommen wollte. Deshalb hatten alle Polizisten der Stadt den Auftrag, Frauen mit kleinen Kindern zu kontrollieren. Oskar hatte ein kleines Muttermal an der Schulter, an dem er leicht zu erkennen war.
    Finchen war inzwischen richtig dünn geworden, sie aß kaum noch etwas. Alle im Hause Dahlmann machten sich Sorgen um sie, und es nützte auch nichts, dass Lina Simon bat, Finchen gut zuzureden.
    Doch am Morgen des 24. Oktober hatte Lina andere Dinge im Kopf. Mit klopfendem Herzen hatte sie am Abend zuvor einen Vertrag in zweifacher Ausfertigung von ihrem Bankier übergeben bekommen, den dieser mit einem hiesigen Notar aufgesetzt hatte.
    Obwohl Robert ihr geraten hatte, in Begleitung zu ihrem Bruder zu gehen, hatte sie sich letztlich dazu entschlossen, Georg allein gegenüberzutreten. Nur Schwager Bertram sollte als Teilhaber der Familienfirma mit anwesend sein. Sie hoffte, dass dies Georg von jähzornigen Ausbrüchen abhalten könnte.
    Nun war sie auf dem Weg zum Kaufmeister’schen Kontor in der Dammstraße.
    Den Schreiber, der ihr die Tür öffnete, kannte sie gut.
    «Fräulein Lina … Fräulein Kaufmeister», verbesserte er sich. «Entschuldigen Sie, aber ich darf Sie nicht hereinlassen.»
    «Sagen Sie meinem Bruder, ich komme wegen der vermissten Sachen. Und bitten Sie meinen Schwager auch gleich dazu.»
    Der Schreiber sah unschlüssig an ihr vorbei. «Ihr Bruder hat ausdrücklich …»
    «Sagen Sie es ihm so, wie ich es gesagt habe.»
    Es dauerte nicht lange, da kam Georg selbst an die Tür. «Was willst du? Geld?»
    Lina versuchte, ruhig zu bleiben. «Ich habe etwas, das du gerne hättest. Aber wenn du mich nicht einlässt, wie es die Höflichkeit gebietet, kann ich auch wieder gehen.»
    «Was könntest du schon besitzen …»
    «Ich fahre regelmäßig mit der Eisenbahn.»
    Georg schien zu begreifen, und trat einen Schritt zurück.
    «Ich möchte, dass Bertram dabei ist», sagte Lina knapp.
    Georg nickte dem Schreiber zu und dirigierte Lina in sein Büro. «Du hast also die Obligationen», sagte er. «Sie gehören mir.»
    In diesem Moment kam Bertram herein. «Du wolltest mich sprechen … Lina!», sagte er überrascht.
    «Guten Morgen, Bertram.»
    «Sie hat die Obligationen», sagte Georg. «Ich habe gewusst, dass sie sie gestohlen hat.»
    «Von Stehlen kann keine Rede sein, Georg. Bis gestern hatte ich keine Ahnung, dass sie in meinem Besitz sind. Vater hatte sie in seinem Atlas versteckt. In dem Atlas, den er mir vor seinem Tod geschenkt hat.»
    «Wie auch immer, sie gehören mir. Hast du sie dabei? Dann will ich sie sofort haben.»
    Lina lächelte. «Nein, mein lieber Bruder. So dumm bin ich natürlich nicht. Im Übrigen sind sie nicht namentlich ausgestellt und gehören

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