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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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eigene zusätzliche Einlage übersteigt!»
    «Haben sie gesagt, woher das Geld stammt?» Das war Reppenhagen.
    «Eisenbahnobligationen. Aber für fünfzehntausend Thaler!» Von Müllers Empörung amüsierte Lina fast ein wenig.
    «Unser Gewährsmann sagte, dass Kaufmeister tatsächlich solche Obligationen seines Vaters vermisste. Und jetzt scheinen sie wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.» Werner Wienholds Stimme klang ruhig. «Es war kein so großes Geschäft, wir sollten uns keine Gedanken machen.»
    «Du bist nicht auf dem Laufenden, Werner.» Reppenhagens Stimme hatte auf einmal etwas Lauerndes. «Fakt ist, dass gestern Morgen Kaufmeisters Schwester im Kontor aufgetaucht ist.» Die schneidende Kälte nahm zu. «Wann immer wir in letzter Zeit Probleme hatten, ist diese Frau in der Nähe. Denkt an das Kind, das uns beinah entgangen wäre. Es hat viel Mühe gekostet, alles wieder in Ordnung zu bringen. Auch wenn die Gießerei nur ein kleines Geschäft war, Werner, die Tatsache, dass die Dinge nicht so reibungslos ablaufen wie geplant, ist kein gutes Zeichen.»
    Sie wechselten das Thema. Lina atmete tief durch, bevor sie, so leise sie es vermochte, die Treppe hinunterging. Vor dem Salon hatten die Mädchen bereits Wasserkaraffen aufgebaut, Lina nahm eine, schüttete sich etwas Wasser über den Fleck und rieb ein wenig herum. Das Kleid blieb ruiniert, aber das hatte sie nicht anders erwartet.
    «Guten Tag, Fräulein Lina!», sprach sie plötzlich eine helle Stimme an. Sie drehte sich um und sah direkt in Annettes Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, woher das Mädchen plötzlich gekommen war.
    «Annette! Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen.»
    «Ich war krank.»
    Lina war sich sicher, das Mädchen und keine der anderen Personen vor sich zu haben. Sie wusste, sie musste vorsichtig sein. Trotzdem fragte sie: «Und dein Bruder Anno? War der auch krank?»
    «Ach der!», sagte Annette verächtlich. Doch plötzlich schloss sie für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie sich verwirrt um.
    «Anno?», fragte Lina.
    «Ja … Fräulein Lina.» Er seufzte und sah an sich hinunter. «Sie hat es wohl wieder geschafft, uns zu überlisten. Wir dachten, sie schläft.»
    «Wir haben nicht viel Zeit, Anno. Sie haben ein neugeborenes Kind entführt, ein Kind, das mir sehr wichtig ist. Ich muss es finden. Hast du eine Ahnung, wo es sein könnte?»
    Der Junge, jetzt konnte sie sehr deutlich die Veränderung sehen, schüttelte den Kopf. «Wir … wir haben uns nur um uns selbst gekümmert. Da sind viele, die sich kennenlernen müssen.
    Aber ich werde nach ihm suchen, das verspreche ich.»
    «Gut. Bitte pass auf dich auf, Anno!»
    Noch bevor der Junge antworten konnte, sah er erschreckt nach oben und rannte urplötzlich weg. Lina drehte sich langsam um und sah Reppenhagen, der sie von oben aus dem ersten Stock anstarrte. Er begann, die Treppe hinunterzulaufen, aber Lina schlüpfte geistesgegenwärtig zurück in den Salon.
    «Schade, der Fleck ist nicht herausgegangen», sagte sie und setzte sich wieder zu den anderen Frauen.

    Äußerlich war der Hebeturm fast fertiggestellt. Höher als die beiden Kirchtürme der nahen Stadt beherrschte er nun die Szenerie. Vor wenigen Wochen war Borghoff einmal mit dem Bürgermeister hinaufgestiegen. Die Aussicht hatte ihn beeindruckt. Man konnte auf einen Blick sehen, wie sehr sich alles verändert hatte, seit er Anfang des letzten Jahres nach Ruhrort gekommen war: Das Phoenix-Gelände dehnte sich weit in Richtung Laar und Meiderich aus, davor, ebenfalls Richtung Laar, stand das neue Gaskraftwerk. Direkt bei dem Hebeturm wurde ein neues Zollamt gebaut. Und in der Ferne auf der anderen Rheinseite grüßte das Homberger Gegenstück zum Ruhrorter Hebeturm. In den Türmen selbst wurde nun die komplizierte Hydraulik installiert, die von den Dampfmaschinen im Maschinenhaus daneben angetrieben wurde.
    Waren schon für den Trajektbetrieb über die schiefe Ebene viele Schienen vom Bahnhof aus zum Eisenbahnbassin gelegt worden, so wurde ihre Zahl nun noch einmal vergrößert, denn der Turm sollte die tägliche Menge der trajektierten Waggons vervielfachen.
    Commissar Borghoff hatte sich rechtzeitig bei den Kohlelagern an der Mühlenweide unterhalb des Turms eingefunden und suchte die Nummer 14. Dort herrschte jetzt am Nachmittag große Geschäftigkeit, denn bald würde es dunkel sein. Er fand das kleine Dampfboot und ging an Bord. Außer dem Steuermann und dem Heizer waren noch drei

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