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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Nebeneingang. «Fräulein Kaufmeister, ich muss mit Ihnen reden.»
    «Geht es um Antonie?», fragte Lina und stellte ächzend den schweren Korb ab.
    Clara nickte und holte tief Luft, aber Lina schnitt ihr das Wort ab. «Vielleicht sollten wir das nicht hier besprechen, und schon gar nicht bei offener Küchentür. Gehen wir doch zu mir», meinte Lina und nahm die Zeitschriften aus dem Korb. «Wenn Sie mir nachher ein Eckchen im Küchenschrank oder in der Speisekammer zur Verfügung stellen können, räume ich die Lebensmittel dorthin.»
    «Sicher.» Clara ging voraus und wartete, bis Lina hinter ihr die Treppe hinaufgestiegen war. Lina schloss die Zimmertür auf.
    «Es ist sehr hübsch geworden», sagte Clara anerkennend.
    «Setzen Sie sich doch bitte, Frau Dahlmann.»
    Clara setzte sich auf einen der Stühle, Lina auf den anderen. «Es fällt mir schwer, Fräulein Kaufmeister, weil Sie erst einen Tag hier sind, aber Antonie …» Sie seufzte. «Antonie hat mir erzählt, was Sie von ihr verlangen. Sie sagt, sie könne dann ihre anderen Pflichten nicht mehr erledigen …»
    «Finden Sie, dass das zu viel verlangt ist? Ihr Waschwasser wechselt sie doch sicher auch regelmäßig … Wissen Sie, was Antonie den ganzen Tag so tut?»
    «Nun, sie kocht, putzt und wischt Laden und Lager auf. Ich war sehr froh, ein Mädchen zu finden, das gleichzeitig auch kocht und das zu einem angemessenen Preis.»
    «Sie ist also billig?», fragte Lina.
    «Jedenfalls billiger als ein Dienstmädchen und eine Köchin. Ich bin nicht reich, Fräulein Kaufmeister.»
    Lina seufzte. «Die zehn Thaler mehr, würden die sie überzeugen?»
    Clara blickte auf den Boden. «Es tut mir leid, aber Antonie wird nicht mehr arbeiten, wenn sie nicht mehr Geld bekommt. Und ein anderes Mädchen zu finden …»
    «Ich verstehe.» Lina stand auf und zog die Schublade der Eckkommode auf. Langsam zählte sie Clara zehn Thaler vor. «Aber wenn ich das hier zahle, dann verlange ich auch, dass die Arbeit pünktlich und ordentlich erledigt wird.»
    Clara nickte. «Dafür werde ich sorgen.»
    Als sie das Zimmer verlassen hatte, zählte Lina ihre Barschaft noch einmal durch. Achtundfünfzig Thaler und 5 Silbergroschen. Hoffentlich würde es bald warm, damit sie nicht noch in diesem Frühjahr oder Sommer gezwungen war, Brennholz zu kaufen. Das Geld musste ein ganzes Jahr reichen.

    Inzwischen rückte der Tag von Georgs und Aaltjes Rückkehr immer näher. Mina hatte sie besucht, und da sie mit Guste gesprochen hatte, brachte auch sie etwas Kaffee und Tee mit. Luise Brand war am Donnerstagnachmittag zu Lina gekommen und hatte ihre neue Wohnung bewundert.
    Noch wurde Lina die Zeit nicht lang, denn sie hatte noch einen Stapel Bücher beim Baron geliehen, bevor er sich für Wochen verabschiedete, und auch einiges damit zu tun, ihre Sommergarderobe herzurichten. Noch einmal war sie ins Kaufmeister’sche Haus zurückgekehrt und hatte vom Dachboden alle ihre alten Kleider geholt und von Heinrich herbringen lassen. Die brauchbaren ließ sie von der Wäscherin Seiters waschen und plätten, und ihre Ersparnisse schrumpften wieder ein wenig. Aber sie würde gut gekleidet sein und nicht einmal neuen Stoff kaufen müssen. Nun lagen die aufgetrennten Einzelteile überall im Zimmer herum.
    Lina hatte gerade angefangen, den Rock eines Kleides einzukürzen, das sie vor fünfzehn Jahren getragen hatte. Damals saßen die Taillen weit oben, und die riesigen Ärmel waren durch Draht verstärkt. Sie erinnerte sich, dass Mina die Drähte herausnehmen musste, wenn sie mit der Mutter vierhändig Klavier spielte, weil sonst kein Platz gewesen wäre. Lina hatte diese Mode gemocht, weil die Silhouette ihr Gebrechen gut kaschierte. Dafür waren die Röcke etwas kürzer, sodass man die Schuhe der Damen sehen konnte.
    Der Stoff war hell mit zarten Streublumen und passte farblich sehr gut zu einem anderen Kleid mit himmelblauen Streifen. Sie hatte beschlossen, aus beiden Kleidern eines zu machen, durch Streifeneinsätze den geblümten Rock zu verzieren und das gestreifte Oberteil mit neuen Ärmeln aus dem Blümchenstoff zu versehen.
    Es war Sonntagabend, ihre zweite Woche bei Clara Dahlmann war fast zu Ende. Den anderen Mieter, Commissar Borghoff, hatte sie in dieser Zeit fast gar nicht gesehen, nur zweimal beim Frühstück. Inzwischen war die Grütze zwar gesalzen und eine Spur mehr gesüßt, aber immer noch verbrannt. Und nachdem Lina nun Antonies Kochkünste zwei Wochen ertragen hatte, war ihr

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