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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ein? Dass du in meinem Haushalt schmarotzen darfst? Jeder im Hause Kaufmeister hat seine Pflichten zu erfüllen, meine Liebe. Wer nicht arbeitet, hat auch kein Recht zu essen. Aaltje erfüllt ihre Pflichten, indem sie mir Kinder schenkt. Und du? Dich kann man ja nicht einmal gewinnbringend verheiraten, denn wer will schon eine verkrüppelte Frau, die nicht weiß, wann sie den Mund zu halten hat.» Er hob die Hand, und fast fürchtete Lina, er würde sie schlagen, aber er hielt mitten in der Bewegung inne.
    «Schön. Ich werde mir nicht die Blöße geben, dich eigenhändig nach Hause zu schleifen. Da gibt es andere Mittel und Wege.» Und damit ging er aus dem Zimmer und schlug die Tür so heftig zu, dass Lina fürchtete, sie würde bersten.
    Lina stand in der Mitte des Raumes und bemerkte erst gar nicht, dass sie am ganzen Leib zitterte. Mit unsicheren Schritten ging sie zum Sofa und setzte sich. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie sich in der Lage fühlte, wieder hinunter zu ihrem unfertigen Kleid zu gehen.
    Sie hatte immer noch Schwierigkeiten, die Borte weiter anzuheften, und stach sich in den Finger. Als sie aufsah, stand Clara Dahlmann in der Tür. «War es schlimm?»
    «Nun, für seine Verhältnisse ging es.» Sie steckte die Nadel, mit der sie sich gestochen hatte, wieder ins Nadelkissen. «Aber ich fürchte, das war erst der Anfang.»
    Clara lächelte aufmunternd. «Kommen Sie mit, meine Liebe. In diesem Zustand bringen Sie an dem Kleid ohnehin nichts Gescheites zustande.»
    Sie führte Lina in ihren Salon und stellte zwei kleine Gläser auf den Tisch. Dann nahm sie eine Flasche aus dem Schrank. «Das ist Quittenliqueur nach dem Rezept meiner Mutter. Leider habe ich nur wenig Zeit, ihn herzustellen, der ist noch aus dem vorletzten Jahr.»
    Sie goss Lina und sich ein. Er rann bittersüß durch die Kehle, und Lina spürte die Wärme in ihrem Magen. «Der ist wirklich gut.» Langsam hörte das Zittern auf.
    Die Ladenglocke ertönte, und Clara trank schnell den Rest aus ihrem Glas leer. «Kundschaft. Bleiben Sie ruhig noch sitzen und trinken Sie in Ruhe aus. Ich hoffe, dann geht es Ihnen besser», sagte sie und ging hinüber in den Laden.
    Lina nahm den Liqueur langsam Schluck für Schluck und spürte, wie sie sich zunehmend beruhigte. Schließlich stand sie auf und ging wieder zurück in den Lagerraum. Wenn irgend möglich, wollte sie das Kleid heute noch vollenden.

    Am Abend hatte Lina sich in der Küche Tee gekocht und ein Brot mit Butter bestrichen. Um Antonie nicht bitten zu müssen, ihr den Tee hinaufzutragen, hatte sie das Kännchen nur halbvoll gemacht, damit sie beim Hinaufsteigen nichts vergoss. In diesem Augenblick kam Commissar Borghoff vom Dienst nach Hause. Er machte einen müden Eindruck auf Lina.
    «Guten Abend, Fräulein Kaufmeister», grüßte er sie und fragte dann: «Darf ich Ihnen mit der Kanne helfen?»
    Sie nickte, und er nahm sie ihr ab. «Gibt es etwas Neues?», fragte sie.
    «Nicht bei den Morden, wenn Sie das meinen. Wir haben den ganzen Tag die verschiedenen Freier des Mädchens befragt, soweit wir sie ermitteln konnten. Sie hatte keinen Zuhälter, deshalb war das nicht einfach.» Sie waren vor Linas Tür angelangt, und Lina öffnete sie, um Borghoff dann die Teekanne abzunehmen.
    «Fräulein Kaufmeister, Ihr Bruder war heute Abend auf der Dienststelle und hat sehr viel Lärm gemacht. Er wollte, dass wir Sie nach Hause bringen.»
    Lina stellte die Teekanne auf den Tisch.
    «Und?» Mit einem Mal war das Zittern wieder da. Sie griff nach einem Stuhl, weil sie Angst hatte, dass ihr die Knie versagten.
    «Ich tat, was ich Ihnen gestern angekündigt hatte. Ich sprach von dem Papier und sagte, dass er vor Gericht gehen müsse, um die Lage zu klären.» Borghoff lächelte. «Er war nicht angetan von der Idee.»
    «Hat er herumgetobt? Das hat er heute nämlich hier getan.»
    «Nein, das hat er nicht gewagt, mit dem Bürgermeister oben im Haus.» Borghoff stand im Türrahmen, so wie Georg vor ein paar Stunden. «Ich sagte ihm auch, dass ich nicht glaube, dass Sie sich freiwillig fügen, sodass es einen ziemlichen Skandal geben könnte, wenn man Sie gewaltsam wegbringen wollte. Aber das schien ihn nicht sehr zu beeindrucken.»
    «Ich hoffe, er hat nicht allzu viel Ärger gemacht.»
    «Nein, das nicht, das sind wir gewöhnt. Aber …» Borghoff sah besorgt aus. «Er sagte, er wüsste Mittel und Wege, wie er Sie zur Vernunft bringt. Ich fürchte, er wird

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