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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Möbel. Sie stammen aus meinem Zimmer.»
    «Und du kannst froh sein, dass du darin wohnen durftest. Wenn du zurückkommst, wirst du es nicht mehr so behaglich haben. Damit du lernst, von wessen Gnade du abhängst.»
    «Ich werde nicht zurückkommen.»
    «Was? Was sagst du?» Georg lachte. «Du hast keine Möbel, keine Kleider, kein Geld. Dir wird nichts anderes übrigbleiben.»
    «Ich habe für ein Jahr Kost und Logis bezahlt. Und alles Weitere wird sich finden», sagte Lina.
    «Ja, alles Weitere wird sich finden.» Clara fühlte sich genötigt, das Georg gegenüber noch einmal zu wiederholen.
    Die Packer standen wieder in der Tür, der einzige Gegenstand, der sich nun noch in Linas Schlafzimmer befand, war der Toilettenstuhl. «Der auch?», fragte der eine.
    «Natürlich. Den Nachttopf könnt ihr ja hierlassen.»
    «Nein!» Lina drängte sich an Georg vorbei und setzte sich auf den geschlossenen Stuhl. «Den nimmst du mir nicht. Da musst du mich schon umbringen.»
    «Glaubst du, das wäre so schwer für mich?», schrie Georg. Seine scheinbar heitere Gelassenheit, die er anfangs an den Tag gelegt hatte, war verschwunden. «Du widersetzt dich mir nicht!» Seine Stimme überschlug sich fast, und dann schlug er zu und hieb mehrfach mit der Hand auf sie ein.
    «Herr Kaufmeister, Sie vergessen sich», rief Clara voller Angst.
    Dann stand einer der Männer neben ihm und hielt seine Hand fest. «Das is doch nur ein oller Kackstuhl. Wollen Sie sich deswegen unglücklich machen?»
    Georg sah aus, als wolle er den Möbelpacker schlagen, aber der Mann war einen guten Kopf größer als er und sehr kräftig. «Nun», sagte er schwer atmend zu Lina, die mit blutigem Gesicht in dem Stuhl hing. «Dann hast du jetzt also eine Wohnung und einen Kackstuhl. Wir sehen uns, wenn du zu Kreuze gekrochen kommst.»
    Mit diesen Worten verließ er, zusammen mit den beiden Männern, das Haus. Von unten durchs Treppenhaus hörte Lina den Wagen wegfahren, der all ihre Besitztümer, ihre Bücher, ja sogar ihre Nähmaschine mitnahm.
    Clara war zur Treppe geeilt und rief hinunter: «Antonie. Wir brauchen hier oben Wasser und saubere Tücher. Und sag Wilhelm, er soll sich um den Laden kümmern. Schnell!»
    Kurz darauf kam Antonie hinauf. Clara hatte Lina inzwischen auf das Sofa gelegt, nachdem sie aus ihren Räumen nebenan eine Decke geholt hatte, damit Linas Blut es nicht verschmutzte.
    «O mein Gott!», sagte Antonie nur.
    Linas linkes Auge war inzwischen fast völlig zugeschwollen, aber sie konnte erkennen, dass Antonie sie noch nie so freundlich angesehen hatte. Gemeinsam mit Clara säuberte sie Linas Wunden, eine Platzwunde am Kopf, eine an der Wange und die an der Lippe. «Ganz ruhig, Fräulein, das tut jetzt weh, aber bald ist es wieder gut», sagte Antonie fast zärtlich. Dann betteten sie Lina auf das Sofa und holten sogar noch eines von Claras weichen Kissen.
    «Antonie, weißt du, wo die Schwester des Fräuleins wohnt? Frau Messmer?»
    «Die Reederei in der Dammstraße?»
    Clara nickte. «Lauf schnell hin und sage der gnädigen Frau, was hier passiert ist.»
    Antonie nickte.
    «Das ist doch nicht nötig», sagte Lina, die alles stumm über sich hatte ergehen lassen.
    «Doch, das ist es. Wenn man auf den Kopf geschlagen wird, sollte man nicht allein bleiben. Und Antonie und ich haben Arbeit.»
    «Danke», sagte Lina matt.
    «Schon gut.» Clara machte ein grimmiges Gesicht.

    «Georg war das? Georg hat dich so zugerichtet?» Guste konnte es nicht fassen, als sie nach Antonies wirren Erklärungen nun Lina vor sich sah.
    «Er hat alles mitgenommen, Guste.» Lina stöhnte, denn das Reden tat ihr weh. «Auch die Sachen, die mir gehören. Meine Bücher. Den großen Atlanten, von dem Vater ausdrücklich wollte, dass er mir gehört. Die Möbel aus meinem Zimmer, meine Nähmaschine und all mein Geld.»
    «Dieser …» Guste war rot vor Zorn. «Ich werde sehen, was ich tun kann, Liebes. Aber als Erstes sollten wir einen Arzt rufen.»
    «Ich kann keinen Arzt bezahlen.»
    «Aber ich. Keine Widerrede.»
    Dr.   Feldhoff schien auch ziemlich entsetzt über Linas Zustand und vor allem darüber, dass keine der Frauen behauptete, sie sei gestürzt, wie das sonst üblich war, wenn einem Mann die Hand ausrutschte. Beide, Guste und Lina, machten ihm unmissverständlich klar, dass Georg Lina verprügelt hatte.
    Der Riss an der Wange war nicht so schlimm, und auch die Lippe würde von allein heilen. Aber die Wunde an der Stirn über der Braue musste Dr.  

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