Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
wusste, dass es keine gesetzliche Handhabe gab, die Thetania als Verein ve r bieten konnte. Man würde ihnen die Flügel stutzen, damit musste sie sich zufriedengeben. Das war immerhin etwas. Nachdem Rolf seinen Bericht beendet hatte, verabschiedete sie sich und öffnete die Tür.
„Ach, Leyla?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Danke. Gute Arbeit.“ Er verzog den Mund zu e i nem angedeuteten Lächeln.
„Immer wieder gern, Kommissar.“ Leyla schloss die Tür hinter sich.
Vor dem Revier warf sie einen Blick auf ihr Handy. Marie hatte sich angewöhnt, ihr tä g lich eine Kurzmitteilung zu senden. Im Moment tat sie das heimlich, da sie und die Jungs nach einem Disziplinarverfahren wegen unerlaubten Entfernens von ihrer Ei n heit strafve r setzt worden waren. Sie standen dort unter strenger Beobachtung und hatten die Aufgabe neue Rekruten irgendwo in Osteuropa auszubilden. Die größte Strafe bei dem milden U r teil bestand darin, dass sich die vier fürchterlich langweilten. Das hatte sie dem Text in Maries letzter Nachricht entnommen. Leyla lächelte bei dem Gedanken, eine neue Freu n din gefunden zu haben. Sie steckte ihr Handy in die J a ckentasche und stieg in ihren Wagen.
Leyla zog leise die Tür des Krankenzimmers ihrer Großmutter hinter sich zu. Oma war eing e schlafen und würde noch ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. Leyla machte sich auf den Weg in die fünfte Etage der städtischen Kliniken. Evelyn lächelte ihr freudig entgegen, als sie in das Zimmer trat. Sie lag so weit aufgerichtet in ihrem Krankenbett, wie es die Hängeschi e ne, in der ihr Gipsbein lag, erlaubte. Ihr kupferroter Zopf hob sich leuchtend von der weißen Bettdecke ab. Zahlreiche Blumensträuße standen auf der Fensterbank und warfen bunte Tupfer vor den trostlosen Anblick des grauen Himmels hinter den Aluminiumfen s tern. Leyla lächelte, als sie in Anbetracht der Blumenpracht das Einpac k papier von ihrem kleinen Biedermeiersträußchen zupfte.
„Leyla, du meine Güte, so wie du aussiehst, sollte ich dir am besten das Bett neben mir anbi e ten.“
Leyla fasste sich unwillkürlich an ihr verletztes Gesicht. „Ach, das ist nichts. Es wird heilen. Wie geht es dir?“ Leyla umarmte Evelyn.
„Gut. Wie sollte es anders sein, wenn man den ganzen Tag faul im Bett rumliegt“, antwortete Evelyn munter und klopfte mit dem Fingerknöchel auf ihr Gipsbein. Mit dem komplizierten Oberschenke l bruch würde sie noch eine Weile das Bett hüten müssen. „Wie hübsch, danke“, sagte Evelyn und nahm den Blumenstrauß entgegen. Sie legte ihn neben einen Stapel medizinischer Fachb ü cher auf ihren Nachttisch.
„Ganz untätig scheinst du nicht zu sein“, sagte Leyla und deutete auf die Bücher.
„Die wollte ich schon immer lesen. Jetzt habe ich ja endlich Zeit.“ Leyla zog sich einen Pla s tikstuhl heran.
„Und? Erzähl. Niemand wollte mir Genaues sagen. Was war da los auf dem Dach?“ Die Frage sprudelte aus ihr hinaus.
Abgesehen von den Würgemalen an ihrem Hals und dem gebrochenen Bein wirkte sie ausg e sprochen gut gelaunt. Früher war sie bei Begegnungen fahrig gewesen und konnte den beruflichen Stress nicht hinter sich lassen. Leyla gab ihr eine stark gekürzte Vers i on von den Geschehnissen auf dem Dach des Aurodom. Sie wollte Evelyn nicht unnötig beunruhigen. Sie lauschte dem Bericht aufmerksam und runzelte zwischendurch häufig die Stirn, als könne sie nicht fassen, was sich abg e spielt hatte. Oder sie ahnte, dass Leyla einiges ausließ.
„Dann haben wir dich auf das Dach gezogen. Den Rest kennst du“, schloss Leyla.
„Okay, das waren die sachlichen Details. Freundinnen wollen die pikanteren Sachen hören, schon vergessen?“, raunte sie ve r schwör e risch und beugte sich soweit vor, wie es ihre Gipsbandage zuließ. „Es gibt Gerüchte, dass die Totenwächterin ein engeres Verhältnis zum Meistervampir unterhält.“ Sie ließ ihre Stimme geheimnisvoll klingen.
„Gerüchte?“ Sie brauchte nicht zu fragen, wie Evelyn davon erfahren hatte. Da es nie jemanden gab, der etwas gesagt hatte, war es nicht nötig der Sache auf den Grund zu gehen. Sie fühlte sich auf abstruse Weise in Erklärungsnot. Sie saß vor ihrer besten Freundin, die knapp einem tödl i chen Übergriff durch einen Vampir entkommen war. Wie sollte sie ihr erklären, dass sie mit einem Vampir schlief?
„Ja, Gerüchte. Du weißt: Wahrheit plus Halbwahrheit plus Fant a sie ist gleich Gerücht.“
„Evelyn, es hat nichts mit dir zu
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