Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
sie Rudger während ihres letzten Einsatzes aus den Fluten des Rheins gerettet hatte.
Sie rieb sich über die Arme, denn sie hatte eine Gänsehaut beko m men.
„Jetzt guck doch nicht so ernst, Leyla“ plauderte Evelyn weiter. Sie hatte von Leylas V i sion offenbar nichts mitbekommen. „Für Christoph und mich ist Rudger der Mann an deiner Seite. Damit müssen die anderen klarkommen. Außerdem ist nichts langweil i ger, als eine Hoc h zeit ohne Skandale.“
„Gibt es keine alte Jungfer in eurer Familie, die auf wundersame Weise schwanger g e worden ist?“
Sie bemühte sich, in das Lachen ihrer Freundin einzustimmen. Falls sie sich nach der V i sion seltsam verhielt, schien es Evelyn nicht zu bemerken. Vielleicht war es nur eine Überdosis Ha r monie, das wie eine umgekehrte Stresssituation auf sie gewirkt hatte. Sie vertrieb den trüben G e danken vorerst, um Evelyn nicht zu beunruhigen.
„Oder die verschwunden geglaubte Erbtante aus Marokko mit dem düsteren Familiengehei m nis.“
Evelyn wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Nein, und eigentlich ist das bedauerlich. Wahrscheinlich hätten me i ne Leute dann weniger Probleme, etwas Ung e wöhnliches zu akzeptieren.“
Nach einer Weile erschien Christoph und geleitete Evelyn zum obligatorischen Hochzeitswa l zer.
Leyla stellte sich zu den anderen Gästen an das mit Blumengirlanden und Lampions g e schmückte Geländer der Tanzfläche. Der Walzer setzte ein und das Brautpaar schwebte unter den rührseligen Blicken der Verwandtschaft über den ausgelegten Parkettb o den. Leyla lauschte der Musik und genoss die harmon i sche Szene. Obwohl die beiden genauso lange zusammen waren wie Rudger und sie, hatten sie sich schnell zur Heirat entschieden. Neben ein paar prakt i schen Gründen wurde die Entscheidung hauptsächlich aus Evelyns Gefühl, den Richtigen gefunden zu haben, getroffen. Im sicheren Hafen der Ehe würden sie gemei n sam ihr Leben verbringen und zusammen altern, falls alles gut ging. Es war einer dieser zauberhaften Momente, die nie an Kraft verl o ren.
Die Sonne hatte sich gesenkt und färbte den westlichen Horizont orangerot. Eine leichte Brise kühlte Leylas verschwitzten N a cken und sie war froh, dass sie ihre blonden Locken hochgesteckt hatte. Das angenehme Prickeln, das ihren bloßen Rücken übe r zog, hatte alle r dings nichts mit dem aufkommenden Wind zu tun.
Er war hier.
Sie spürte seine Anwesenheit, wie sie jeden Vampir erspüren konnte, bevor ihn jemand zu G e sicht bekam. Eine für ihren Beruf nützliche Fähigkeit, die ihr Rudger am Tag ihrer Geburt verliehen hatte. Allerdings fehlte in seinem Fall der unmissverständliche Beigeschmack von Gefahr. Stattdessen fühlte sie sich erwartungsvoll wie ein junges Mädchen auf dem Schulball. Ein warmer K o kon aus innerer Ruhe breitete sich in ihrem Bauch aus, als sie sich langsam umdrehte. In der Ferne vernahm sie die ersten verhalt e nen Überraschungslaute der Gäste. Auf ihren G e sichtern lag grenzenloses Erstaunen, während sie zur Seite wichen und eine Gasse bildeten. Mit jenem eleganten Gang, der nur Vampiren gegeben ist, schritt Rudger den Weg entlang, den man ihm bereitete. Z u gleich lebendig und tot wirkten seine Bewegungen, als befände er sich in einer Art Zwischenwelt. Ähnlich einem Traum. Für ma n che ein Albtraum. Das lag im Auge des Betrachters, und ringsum sah sie aus dem Augenwinkel sowohl verzückte als auch entgei s terte Gesichter. Der eine oder andere Herr stellte sich demonstrativ schützend vor Frau oder Tochter. Leyla schmunze l te über diese ebenso nutzlose wie unnötige Geste.
Rudger überragte alle Anwesenden. Sein Blick war ausschließlich auf sie gerichtet. Seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit wir k te wie ein Scheinwerfer, der sie ins Rampenlicht stellte. Was auch immer in ihm brannte, es en t zündete sich in ihr, ließ heiße Wellen durch ihren Körper ziehen. Er trug einen Smoking mit überlangem Sakko. Der changierende Metallglanz von Silber wiederholte sich in dem Plastron und der Weste. Der schlanke Schnitt und der hochwertige Stoff verliehen ihm eine zeitlose Eleganz und unte r strichen seine A t traktivität. Im Roten Palais trug Rudger Rüschenhemden zu seinen ausgefallenen Anzügen. Den Anblick eines vollendeten Gentlemans bot er immer, egal was er trug. Sein langes Haar war zurückgebunden und das Silbergrau des Anzugs brachte seine nachtblauen Augen zum Leuchten. Die Farben harmonisierten perfekt mit Leylas taubenblauem
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